Tilman von Kuepach veröffentlicht Ausgabe 100 der „Morgenpost“. - Foto: W. Götz
Landshut – pm (22.02.2020) Vor einem Jahr haben wir, die Mitglieder der Fraktion der Landshuter Mitte aus Claudia Zehentbauer, Dr. Maria Fick, Hans-Peter Summer, Dr. Thomas Küffner und Tilman v.Kuepach, beschlossen alle interessierten Landshuter, vor allem aber unsere Mitglieder zur Politik der LM regelmäßig, am besten zweimal wöchentlich zu informieren. Wir wollten zeigen, wie wir denken, was uns bewegt und vor allem wollen wir auch keinem vernünftigen Streit aus dem Wege zu gehen.
Wir glauben, dass die Bürger auf Dauer nicht mehr akzeptieren, dass nur mehr vor der Wahl zum Stadtrat Informationen und Wahlprogramme erscheinen, garniert mit den üblichen sinnvollen Wahlgeschenken, wie Kochlöffeln oder Meterstäben. Nach getaner Wahl verglimmt diese Bereitschaft zum Dialog ebenso rasch wieder, wie sie wie aus dem Nichts auftauchte. Mit anderen Worten, da man sich auch selbst ständig an der Nase fassen soll, so wollen wir die Morgenpost auch über den 15. März hinaus erscheinen lassen.
Heute ist ein kleines Jubiläum, es erscheint die Morgenpost mit der Nummer 100.
Wie Sie wissen, liegen uns die Themen Marketing und Tourismus sehr am Herzen. Wir verstehen nicht, dass Touristen scharenweise zum Beispiel in die Toskana gelockt werden, wo dann jede noch so unbedeutende Bauernkirche mit dem üblichen Marketingtrara zum Muss für die verehrten Damen und Herren Touristen hochstilisiert wird.
Die Toskana ist lieblich und hat tolle Städte und Dörfer, unbestritten. Niederbayern ist von der Landschaft von ebenso großem Liebreiz und kulturell hat gerade Landshut so viel zu bieten, was aber eben nicht an die so verehrten Besucher transportiert wird.
Heute möchte ich zur Landshuter Residenz schreiben. Ich bin mir sicher, dass nur ganz wenige wissen, was sich in den letzten Jahren herausgestellt hat.
Auf der Internetseite der bayerischen Seen- und Schlösserverwaltung wird Allgemeinwissen verbreitet, wonach Ludwig der X. 1536 den ersten Renaissancebau nördlich der Alpen errichten ließ. Nach einer Italienreise war er von dem Palazzo del Tè so begeistert, dass er Giulio Romano mit dem italienischen Bau im hinteren Bereich beauftragte.
Anfang 2017 hat Klaus Endemann seine Recherchen zur Landshuter Stadtresidenz veröffentlicht, die wie eine Bombe beim Fachpublikum einschlugen
Giulio Romano lebte von 1499 bis 1546 und war typisch in seiner Zeit keineswegs nur Architekt, sondern auch Maler, er unterhielt eine umfangreiche Werkstatt, die er vom noch berühmteren Maler Raffael übernommen hat. Er erbaute eben bis 1535 jenen Palazzo del Tè in Mantua, den Ludwig dann besichtigte. Ludwig war so Feuer und Flamme, dass er Romano mit dem Bau der Residenz in Landshut beauftragte. Romano wurde dann sogar zum Baumeister des neuen Petersdom in Rom bestellt, was aber Gevatter Tod verhinderte.
Romanos bekanntester Mitarbeiter war Andrea Palladio, der wohl bis heute bekannteste Architekt, der erste Berufsarchitekt, der keiner anderen Kunst mehr verbunden war, als dem Entwerfen und Bauen.
Palladio wurde beauftragt das Palazzo Thiene in Vicenza zu zeichnen. Zwar wurde der Bau dann nur teilweise ausgeführt, aber es haben sich die Ursprungspläne Palladios gut erhalten. Vergleicht man diese mit denen der Landshuter Stadtresidenz wird schnell klar, dass der geplante Palazzo Thiene im Wesentlichen Anleihe am Landshuter Original nimmt. Das geht soweit, dass die Situation in der Ländgasse mit der Eckausbildung am Übergang zur Isar hin, in Vicenza nachgebildet wurde, was in Landshut ja notwendig war, sonst hätte der „italienische Bau“ nicht parallel zum „deutschen Bau“ verlaufen können und der Innenhof wäre nicht rechteckig. Der vollständige Artikel mit vielen Erklärungen ist in der Zeitschrift für Kunstgeschichte 80. Band 2017 Heft 1 abgedruckt, das im Archiv der Stadt Landshut auch gelesen werden kann.
Palladio hat auch in den weiteren umgesetzten Entwürfen sich immer wieder vom Original in Landshut beeinflussen lassen. Streng genommen hat also die berühmte Architektur Palladios ihren Anfang in Landshut genommen.
Wir haben also Weltkulturgut in Landshut nicht nur mit der Martinskirche, sondern auch mit der Stadtresidenz. Das muss Ansporn auch für die moderne Gestaltung der Stadt sein. Lieblosen Neubauten sei ausdrücklich der Kampf angesagt, so dass Touristen in ferner Zukunft auch wegen der modernen Bauten nach Landshut kommen. Und wir müssen diese Einzigartigkeit auch nach außen kommunizieren, siehe oben zu den Bauernkirchen in der Toskana.
Ich wünsche Ihnen ein schönes Wochenende.
Ihr
Tilman v. Kuepach