Bayerns Wirtschaftsminister Martin Zeil (FDP) hat sich dafür ausgesprochen, die Biersteuer schrittweise abzuschaffen. Dies forderte er am Donnerstag beim Besuch der „Hohenthanner Schloßbrauerei" (Lkr. Landshut). Bräu Johannes Rauchenecker (29) führte Bayerns Wirtschaftsminister und eine liberale niederbayerische Gruppe mit MdB Gerhard Drexler und MdL Dr. Andreas Fischer sowie MdL Dietrich von Gumppenberg durch die mittelständische 149 Jahre alte Traditionsbrauerei. Ein Vollsortiment mit 13 verschiedenen Arten von Bier bis zum alkoholfreien Radler, aber auch die Limonade „Libella" gehören zur Produktpalette der Schloßbrauerei mit seinen 32 Mitarbeitern.
"A und O ist, dass wir in der Heimat stark sind, erklärte Johannes Rauchenecker im Sudhaus dem bayerischen Wirtschaftsminister. Mit 20 Prozent sei der Exportanteil für eine niederbayerische Familienbrauerei sehr hoch. Das „Hohenthanner" Bier ist ein Schlager in China in der 5-Liter-Dose oder im 30-Liter-Fass in Italien. Aber auch Großbritannien, Schweden und Südafrika seien wichtige Zielmärkte.
Der Braumeister hielt nicht lange hinter dem Berg, was sein Herz bewegt: „Die Biersteuer muss weg." 65 Cent pro Kasten seien zu berappen. Immerhin gelte für mittelständische Brauereien noch ein 20 bis 25-prozentiger Nachlass. Die Biersteuer sei eine der ältesten Verbrauchsteuern. Auch wenn sie nur wenige Cent pro Flasche beträgt, bringt sie nach Expertenschätzung den Bundesländern 700 Millionen Euro jährlich ein. Mit der Forderung nach einer kompletten Abschaffung traf Rauchenecker beim FDP-Bezirksvorsitzenden Dr. Andreas Fischer ins Schwarze. „Das fordern wir niederbayerischen Liberalen schon lange." Wirtschaftsminister Zeil versteht das Anliegen, schließlich gehöre Bier zum Kulturgut und mittelständische Brauereien seien wichtige regionale Unternehmen. Deshalb plädierte Zeil für eine schrittweise Abschaffung dieser indirekten Verbrauchsteuer. 2009 scheiterte der Freistaat mit einem entsprechenden Vorstoß allerdings im Bundesrat.
„Bier braucht Zeit und Ruhe", gab der Braumeister zu verstehen, und Brauen sei ein „energieintensives Unterfangen". Die mittelständischen Unternehmen, so Rauchenecker, sehen nicht ein, warum sie allein die Abgaben nach dem Erneuerbaren-Energien-Gesetz (EEG) berappen sollen. Große Betriebe seien befreit, dies sei kontraproduktiv. Wirtschaftsminister Zeil gab dem Mittelständler Recht, dass das EEG-System grundlegend geändert werden müsse. „Das bisherige System ist eine existentielle Bedrohung, dass Arbeitsplätze in Ausland verlagert werden." Rund 40.000 Arbeitsplätze hängen Zeil in Ostbayern und im Chemiedreieck von wettbewerbsfähigen Energiepreisen ab.
Im Jahr 1864 haben Vorfahren von Johannes Rauchenecker die Brauerei gegründet. Mit dem Kauf des neben der Brauerei gelegenen Schlosses im Jahre 1936 wurde der Grundstein für die jetzige „Hohenthanner Schloßbrauerei" gelegt. Nikolaus Rauchenecker hatte die Brauerei 1961 übernommen und sie zu einem modernen, handwerklichen Betrieb gemacht. Sohn Johannes übernahm 2007 die Geschäfte und entwickelt im Sinne des Vaters die regionale Verbundenheit und die Braukultur des Familienbetriebs weiter. „Eine solche mittelständische Traditionsbrauerei ist es wert, besucht zu werden", sagte der FDP-Wirtschaftssprecher im Bayerischen Landtag, Dietrich von Gumppenberg.
Foto (König): Auf Informationsbesuch bei der Hohenthanner Schloßbrauerei (v.l.): FDP-Kreisvorsitzender Markus Sponbrucker, Bezirksvorsitzender Dr. Andreas Fischer, MdL, Bayerns Wirtschaftsminister Martin Zeil, Bezirksrat Anton Deller, Bräu Johannes Rauchenecker, Landtagskandidatin Nicole Bauer, Bräuin Ingrid Rauchenecker, FDP-Wirtschaftssprecher Dietrich von Gumppenberg, MdL und der FDP-Bundestagsabgeordnete Gerhard Drexler.