Er ist 28 Jahre jung und bereits seit fast zwei Jahren Landrat in Regen. Mit 23 wurde er zuvor zum Bürgermeister von Bodenmais gewählt. Die Rede ist von Michael Adam, evangelisch, schwul und bei der SPD. Er ist praktisch bundesweit bekannt. Noch am Sonntagabend, kurz nach Schließung der Wahllokake, ließ der prominente SPD-Politiker Adam die Journalisten wissen, dass er mit seiner Zweitstimme die CSU gewählt habe.
Das löste in seiner Partei einen kollektiven Aufschrei aus. Schon vor zehn Monaten legte sich Adam mit dem SPD-Landesvorsitzenden Florian Pronold (40), Rechtsanwalt in Deggendorf, öffentlich an. Jetzt bei der Bundestagswahl hielt er führende Köpfe auf der SPD-Landesliste "persönlich nicht für wählbar". Das Ergebnis der Landtagswahl zuvor nannte Adam für die SPD "eine klare Niederlage". Alles Gerede danach sei eine "Schönrederei" gewesen. Der Stimmenzuwachs sei allein dem Einsatz von Spitzenkandidat Christian Ude geschuldet.
Michael Adam führt einen innigen Kampf gegen seinen Landesvorsitzenden Pronold. Viele seiner Parteifreunde befürchten jedoch derweil, dass Adam den Absprung oder den Rauswurf aus der SPD riskieren bzw. provozieren könnte. Noch vor einem Jahr kam Adam als Redner zur Wahlkampfschlußveranstaltung für Bürgermeisterkandidat Georg Wild nach Altdorf. Bei der OB-Wahl 2010 in Landshut unterstützte Adam Kandidat Robert Gewies zum Wahlkampfschluß bei einer Diskussionsrunde im "Wintergarten". Heute, Dienstag, wollen sich führende Genossen der Niederbayern-SPD mit Adam zum Krisengespräch treffen. Andererseits ist Adams Noch-Parteifreunden nicht entgangen, dass führende Vertreter der CSU bereits das Werben um Adam begonnen haben. Sogar Horst Seehofer soll Adam öffentlich als "starken, beeindruckenden und hintersinnigen Politiker" gelobt haben.
Christian Ude soll als Vermittler und Schlichter zwischen Adam und Pronold gewonnen werden. Wie populär Michael Adam auch schon als Landrat ist, zeigt die Tatsache, dass er am 15. September in den Niederbayerischen Bezirkstag gewählt wurde, obwohl er auf der SPD-Kandidatenliste auf dem eigentlich aussichtslosen letzten Platz angetreten ist. /hs