Von den Auswirkungen der B 15 neu zeigten sich zahlreiche Bürger/innen sehr betroffen.
„Mit so vielen Interessierten haben wir nicht gerechnet, sonst hätten wir eine größere Lautsprecheranlage und Mikrophone mitgebracht" begrüßte Gisela Floegel erfreut über 300 Zuhörer in Wurmsham. Aber es ging auch ohne: Ein aufmerksames Publikum verfolgte den Dokumentarfilm von Wolfgang Willner über den fast 40-jährigen Widerstand gegen die Autobahn A 93 (Regensburg - Rosenheim), die irgendwann in B 15 neu umbenannt wurde.
Mit Bildern von Aktionen und Demonstrationen aus den Achtzigern und Interviews von Bürgerinitiativen entlang der Strecke wurde deutlich, wie die Planung nach Auffassung der Autobahnplaner verlaufen solle. Aktuelle Verkehrsstatistiken des Bayerischen Innenministeriums belegen hingegen deutlich, dass für eine Autobahn kein Verkehrsbedarf besteht und einfühlsame Landschaftsaufnahmen zeigten, welche Kultur- und Naturlandschaft für zweifelhafte Infrastrukturmaßnahmen geopfert werden solle. Wie dies dann in der Realität aussieht, zeigten zum Abschluss aktuelle Bilder aus dem Isental, wo die Landschaftszerstörung durch den Bau der A 94 fortschreitet.
Nachdem die Autobahndirektion Südbayern vor einem Monat eine neue Trassenführung veröffentlicht hat, gibt es jetzt viele Bürgerinnen und Bürger, die neu betroffen sind und daher einen großen Informationsbedarf haben. Warum nach Jahren das Thema B 15 neu derzeit hochaktuell sei, erklärte Gisela Floegel, erste Vorsitzende vom Verein der Betroffenen und Gegner der B 15 neu: Im Jahr 2015 werde durch das Parlament in Berlin ein neuer Bundesverkehrswegeplan aufgestellt, ein Plan der festlegt, was in den kommenden 15 Jahren konkret gebaut werden soll.
Bayern hat dem Bund hierfür 400 Projekte neu angemeldet, mit einem Finanzbedarf von 160 Jahren - sofern man die bisher jährlich verfügbaren Mittel zu Grunde legt. Davon würde nach einer gutachterlichen Bewertung nur ein Bruchteil der von Bayern angemeldeten Projekte in den sogenannten „Vordinglichen Bedarf Plus" eingestuft, und diese hätten damit Aussicht auf Finanzierung.
Unumstrittene Projekte werden dabei bevorzugt, und deswegen sei es gerade jetzt wichtig, Widerstand zu zeigen. Einzelne Unternehmen und ihre Lobby machten mit viel Geld und professionellen Kampagnen Druck, dagegen müssten die Menschen, die ihre Heimat vor Zerstörung bewahren wollen, ihren Protest laut und deutlich machen. Eine Petition mit über 12.000 Unterzeichnern sei bereits in Berlin eingereicht worden. Jetzt gehe es darum, über die örtlichen Gemeinden entlang der Trasse ablehnende Beschlüsse zu fassen und „nach oben" zu melden. Zudem sind Briefe an den Verkehrsminister und Aktionen der örtlichen Bürgerinitiativen geeignete Mittel, um an die Öffentlichkeit zu gehen.
Viele der Anwesenden zeigten sich betroffen von den Auswirkungen, welche mit dem Bau einer „gelben" Autobahn durch ihre Gemeinden im südlichen Landkreis Landshut verbunden wären: Zerschneidung und unwiederbringliche Zerstörung einer noch erhaltenen Kultur- und Naturlandschaft in Niederbayern, und wenn der Verkehr rolle auch durch Dauerlärm und Abgase. Sie forderten mehr örtlichen Widerstand gegen die B 15 neu, und zahlreiche Bürgerinnen und Bürger schlossen sich spontan den bestehenden Bürgerinitiativen an. Darüber hinaus fanden sich mehrere Teilnehmer aus Bodenkirchen zusammen, um auch dort eine neue Bürgerinitiative „Stop B 15 neu" zu gründen, und es damit den von der geänderten Trasse jetzt neu betroffenen Gemeinden der Landkreise Landshut, Mühldorf und Rosenheim gleichzutun.
Als erste konkrete Aktion stellte Christine Skala von der Bürgerinitiative Velden STOP B15 neu, eine Mahnfeueraktion am 10.Mai vor. „Flammender Widerstand" besteht aus vielen kleinen Feuern entlang der alten und der neuen Trasse, denn es sei nichts sicher und man dürfe sich nicht gegeneinander ausspielen lassen, wie Stefan Englbrecht, Vorsitzender der BUND Naturschutz Ortsgruppe Vilsbiburg, betonte.
Bezirks- und Stadtrat Markus Scheuermann aus Landshut wies noch einmal darauf hin, dass die Autobahn keine Umgehungsfunktion für Landshut erfüllen könnte. Das Beispiel Altdorf habe gezeigt, dass neben der Autobahn wenige Jahre später noch eine Umgehungsstraße nötig wurde. Warum aus der Erfahrung im Norden der Stadt jetzt nicht auf den Osten der Stadt geblickt würde, und Landshut dort eine eigene Ortsumgehung realisiere, sei nicht nachzuvollziehen.
Der stellvertretende Vorsitzende der BUND Naturschutz Kreisgruppe Landshut, Paul Riederer, der sich schon seit Jahrzehnten gegen die B 15 neu engagiert, wies darauf hin, dass Ortsumgehungen in Taufkirchen und Dorfen und teilweise eine Verbreiterung der Bundesstraßen B299 und B15 alt auf drei Spuren sinnvolle und schnelle Verkehrslösungen bringen könnte, gegen die es keinen Widerstand gäbe. „Die Autobahn B 15 neu muss an der A92 enden", und „es lohnt sich, für die Heimat zu kämpfen" sagte er in seinem Schlusswort und erntete dafür viel Applaus.
Weitere Fragen zu Details der veröffentlichten Trasse verwiesen die Veranstalter auf die offizielle Informationsveranstaltung der Stadt Vilsbiburg am kommenden Donnerstag um 19 Uhr in der Vilstalhalle. Dort könne der Vertreter der Autobahnbehörde direkt befragt werden. Allerdings sei sicher, dass es schon detailliertere Pläne gäbe und die Interessierten sich nicht mit der Erklärung, es sei nur ein Strich auf der Landkarte zufrieden geben sollten.