Foto: Wollen mehr Ärzte in die Region holen: Martin Degenhardt (r.) von der Kassenärztlichen Vereinigung Bayerns und Helmut Radlmeier, Stimmkreisabgeordneter für die Region Landshut.
War er früher noch die Regel, wird er heute immer mehr zur Ausnahme: Der Hausarzt im Ort. Helmut Radlmeier, Stimmkreisabgeordneter für die Region Landshut hat sich in den letzten Monaten ein umfassendes Bild von der Lage in den Gemeinden gemacht. Nun besprach er mit der Kassenärztlichen Vereinigung Bayerns, wie man junge Ärzte in die Region holt.
Drei der vier Planungsbereiche in der Region weisen einen Versorgungsgrad von unter 100 Prozent auf, beschrieb Helmut Radlmeier, Mitglied im Ausschuss für Gesundheit und Pflege, die gegenwärtige Situation im Raum Landshut. Um dies zu ändern besprach der Abgeordnete mit Martin Degenhardt von der Kassenärztlichen Vereinigung Bayerns (KVB) Lösungsansätze, um wieder mehr Mediziner für die Region zu gewinnen.
"Wir dürfen weniger, als wir wollen", machte Degenhardt deutlich. Der vom Bund vorgegebene rechtliche Spielraum sei sehr begrenzt. Hinzu komme, dass die Instrumente, über die die KVB verfüge, in den frühen 90ern entwickelt wurden, um die damalige Ärzte-Schwemme einzudämmen. "Heute brauchen wir aber das genaue Gegenteil, nämlich mehr Ärzte. Dafür brauchen wir folglich die Handhabe, auch Neues ausprobieren zu dürfen", unterstrich Degenhardt.
Berufsbild stärken
Angesichts des Mangels an Medizinern gehe es vor allem darum, das Berufsbild des Hausarztes attraktiver zu machen, so Degenhardt. Deshalb testet die KVB in bisher 12 Pilotregionen eine Reform des Bereitschaftsdienstes. Dabei wurden die Bezirke vergrößert, um die Bereitschaftsdienstzeiten für die einzelnen Ärzte zu reduzieren. Nachdem in den Testgebieten die Zeiten für den einzelnen Arzt von etwa 360 Stunden im Jahr auf nur noch 90 Stunden gesunken sind, übernimmt die Kassenärztliche Vereinigung die Reform in ganz Bayern. Bis Ende April 2018 werde man auch in der Region Landshut damit starten, gab Degenhardt bekannt.
Risiko senken
Außerdem scheuten viele junge Mediziner das vermeintlich hohe Risiko, das mit der Eröffnung einer Praxis einhergehe. Hier konnte Degenhardt Entwarnung geben: Bei der Übernahme einer bestehenden, gut laufenden Praxis gebe es so gut wie kein Risiko. Eine weitere Option sei das Betreiben einer Gemeinschaftspraxis, in der sich zwei, drei Mediziner zusammentun. Dadurch minimiere sich nicht nur das wirtschaftliche Risiko für den Einzelnen, sondern auch die Arbeitsbelastung.
Förderungen möglich
Darüber hinaus könnten junge Ärzte, die sich entschließen, in unterversorgten Bereichen tätig zu werden, mit Förderungen rechnen. "Wir wollen jungen Medizinern den Start so weich wie möglich gestalten", führte Degenhardt aus. Möglich seien etwa im Planungsbereich Essenbach Zuschüsse bis zu 60.000 Euro, wenn man sich entschließe, sich dort niederzulassen.
Oft sei aber nicht das Geld ausschlaggebend, waren sich Degenhardt und Radlmeier einig. Auch das Umfeld müsse stimmen. Ein Arbeitsplatz für den Partner, ein lebendiges Ortszentrum mit Einkaufsmöglichkeiten, existierender Nahversorgung und einer Apotheke seien für Ärzte wichtige Kriterien bei der Wahl des Praxisstandorts.
In Ortschaften, in denen es keine Hausarztpraxis mehr gebe, sei es sehr schwer, eine neue Praxis aufzubauen. Ziel sei es daher, die bestehenden Praxen zu sichern. "Wir wollen verhindern, dass sich Ärzte nur noch in größeren Städten ansiedeln, während es in den umliegenden Gemeinden keine mehr gibt", bekräftigte Degenhardt. Eine Musterlösung gebe es allerdings nicht, vielmehr einen "Strauß an Lösungen". Man müsse von Fall zu Fall eine passgenaue Lösung erarbeiten. Deshalb sei es gut, dass die Gesundheitspolitiker der CSU-Landtagsfraktion mit ihrem 27-teiligen Maßnahmenpaket das Problem adressiert hätten. "Mit dem Paket wollen wir ein Signal setzen. Wir brauchen eine Fülle von Maßnahmen, um den Ärztemangel auf dem Land zu stoppen", betonte Radlmeier.