Vor wenigen Wochen hat Stadtrat Bernd Friedrich (72), Fraktionssprecher der "Bürger für Landshut", mit seiner öffentlichen drastischen Schilderung des dringend sanierungbedürtigen Bettenhauses beim Klinikum Landshut Alarm geschlagen. Friedrich ist immerhin auch stellvertretender Aufsichtsratsvorsitzender der Klinikum gGmbh. Oberbürgermeister Hans Rampf hat, er ist der Aufsichtsratsvorsitzende der Klinikum eGmbH, sofort beschwichtigt. Doch jetzt legen vier Stadträte aus vier Parteien nach.
Freilich, die SPD-Stadträte haben ihrerseits den BfL-Stadtrat Friedrich mit einer deutlichen Presseerklärung zurückgepfiffen und dem Klinikum als regionales Schwerpunktkrankenhaus das volle Vertrauen ausgesprochen.
Jetzt droht jedoch das noch 526 Betten große Klinikum, 1966 unter Deimer-Vorgänger Albin Lang neu gebaut, eines der ganz großen Themen des anstehenden Wahlkampfs um die 44 Stadtratssitze zu werden. Vier Stadträte aus den Reihen der CSU (Rudolf Schnur), der Freien Wähler (Erwin Schneck), der Grünen (Dr. Jürgen Pätzold - er ist parteilos) und der "Bürger für Landshut" (Bernd Friedrich) haben an die Stadt einen gemeinsamen Antrag gerichtet, der für das Klinikum eine jährliche Finanzspritze von zwei Millionen Euro aus der bekannt klammen Stadtkasse zum Ziel hat. Nur so ließe sich der "massive Investitionsstau" beheben. Alle vier Stadträte sind im übrigen Mitglieder des Aufsichtsrats der Klinik, die seit 2004 als gemeinnützige Gesellschaft mit beschränkter Haftung (gGmbH) firmiert. Also solche müßte sich eigentlich aus eigener (finanzieller Kraft) bestehen können.
Derzeit ist ja beim Klinikum auch die Stelle des Geschäftsführers ausgeschrieben. Das war zuletzt Dietmar Bönsch, der Mitte Juli ausgeschieden ist und zu einer großen privaten Krankenhausgesellschaft (Helio-Kliniken) nach Offenbach gewechselt ist. Interimsgeschäftsführer ist in Personalunion der Kaufmännische Leiter des Klinikums, Jens Mertens, de sich in kürzester Zeit ein beachtliches Ansehen als Klinik-Manager eworben hat.
Bernd Friedrich hat im übrigen bereits in seiner Haushaltsrede Ende 2012 vor einer drohenden Finanzierungslücke im zweistelligen Millionenbereich beim Klinikum gewarnt, falls die noch unter Bönsch eingeleiteten Sanierungs- und Sparmaßnahmen nicht entsprechend greifen sollten.
Oberbürgermeister Rampf, der seit dem 23. September selbst Patient im Klinikum ist, hat nach der drastischen öffentlichen Warnung von Stadrat Friedrich umgehend wissen lassen, dass die Klnikum gGmbH den Sanierungsstau beim Bettenhaus sehr wohl kenne. Die Überlegungen gingen jedoch eher zu einem völligen Neubau des Bettentrakts als zu einer Sanierung der betehenden Gebäude.
Die 526 Betten des Klinikums ( bis 1.1. 2007 waren es noch 563 Betten) sind im übrigen nur zu 78 Prozent ausgelastet. Zum Vergleich: Das Achdorfer Kreiskrankenhaus hat laut Landrat Josef Eppeneder eine Auslastung von 102 Prozent. Das Achdorfer Haus darf die nächsten Jahre um gut 30 Betten auf insgesamt 348 Betten aufgestockt werden. Nicht zuletzt deshalb, weil der Landkreis Landshut seit der Gebietsreform (1972) von 98.000 auf 149.000 Einwohner gewachsen ist.
Die seit Jahren ruhenden Bemühungen zu einer deutlich engeren Kooperation (mit dem Ziel einer Fusion) der Krankenhäuser bzw. Kliniken in Stadt und Landkreis Landshut sollten, so die gemeinsamen Erklärungen von OB Rampf und Landrat Eppeneder, eigentlich bereits seit Mai neu in Angriff genommen werden. Doch Anfang des Jahres war Landrat Eppeneder gesundheitlich über eine längere Zeit hinweg nach mehreren operativen Eingriffen (Niere) im Regensburger Uni-Klinikum angeschlagen. Jetzt geht es auf die Kommunalwahlen zu. Am 16. März 2014 wird nicht nur der Landrat neu gewählt, auch die 60 Kreisräte werden neu gewählt, ebenso die 44 Stadträte in Landshut. Die Ist-Situation und die Zukunft der Krankenhäuser bzw. Kliniken wird wohl also in Stadt und Landkreis eines der ganz großen Wahlkampfthemen werden.
Das Stadtrats-Quartett der Landshutur Antragsteller ist sich einig: Der Erhalt des Landshuter Klinikums als modernes, leistungsfähiges Schwerpunktkrankenhaus müsse absolut Vorrang vor anderen Ausgabewünschen für Museen, Stadttheater, Sport usw. haben. Stadtrat Schnur will angeblich jetzt doch erneut als Stadtratskandidat bei der Wahl am 16.03.2014 antreten, während der parteilose Dr. Pätzold auf der Liste der Grünen Stadtratskandidaten, die am 15. Oktober, präsentiert wrd, wohl nicht mehr zu finden sein wird. /hs