Von vielen Flüssen Bayerns kamen am Samstag, 10. November, aktive Gewässerschützer nach Augsburg. Thema war dabei auch die Aussage von Bayerns Umweltminister Dr. Marcel Huber, auf einen Ausbau der Donau zwischen Straubing und Vilshofen mit Staustufen zu verzichten.
Günther Groß, Sprecher der Lech-Allianz, konnte Kollegen von vielen Flüssen Bayerns begrüßen, die sich für lebendige Flüsse und für die Förderung natürlicher Vielfalt an Lebensräumen und Arten einsetzen.
Von der Ammer, der Salzach, der Isar und von vielen anderen Flüssen waren sie nach Augsburg gekommen, um gemeinsam einer weiteren Schädigung unserer Flüsse und Bäche entgegenzuwirken und die Wiederbelebung degradierter Flüsse voranzubringen.
Der Augsburger Bundestagesabgeordnete Heinz Paula, Vorstandsmitglied der Parlamentarischen Gruppe „Frei fließende Flüsse" im deutschen Bundestag, nahm an dieser Tagung teil. Er unterstützt die Arbeit der bayerischen Fluss-Allianzen und erklärte, die Renaturierung des Lechs sei eines seiner größten Anliegen.
Dr. Josef Paukner, einer der beiden Sprecher der Arbeitsgemeinschaft bayerischer Fluss-Allianzen, umriss in seinem Tätigkeitsbericht die größten Probleme und Aufgaben, die für dieses Netzwerk aktiver Gewässerschützer bestehen. Sie beginnen dort, wo von landwirtschaftliche genutzten Flächen übermäßig viele Nährstoffe, wie etwa Nitrat, in die Gewässer gelangen. Von Feldern abgeschwemmtes Erdreich, das heute mehr denn je in unsere Bäche und Flüsse gelangt und zudem stark gedüngt und oft auch mit Pestiziden belastet ist, bildet heute ein Hauptproblem des Gewässerschutzes. Grünstreifen an den Ufern sind zu fordern, denn sie puffern schädliche Einträge in die Gewässer ab. Begradigte Bäche und Flüsse müssen rasch und durchgehend wieder lebendiger gehalten werden. Gewässernutzungen wie die Schifffahrt müssen natur- und umweltverträglich angelegt werden.
Als größtes akutes Problem erweist sich der von den bayerischen Staatsregierung betriebene Ausbau der Wasserkraftnutzung. Sie bringt für die Energieversorgung marginalen Nutzen, schädigt aber auf vielfältige Weise das Leben im Wasser. In engem Zusammenwirken mit den Natur- und Umweltverbänden kämpfen die bayerischen Fluss-Allianzen in den Regionen und landesweit gegen den drohenden Bau neuer Kraftwerke. Nachdem die großen Flüsse bereits fast durchgehend zu Stausee-Ketten degradiert sind, fordern die Fluss-Allianzen, die letzten frei fließenden Strecken zu erhalten. Die Wasserkraftnutzung muss so umgestaltet werden, dass ihre Schadwirkung gemindert wird.
Das bayerische Umweltministerium versucht, durch einen „Dialogprozess" die Natur- und Umweltverbände in den Ausbau der Wasserkraftnutzung einzubinden. Mit dem Bund Naturschutz, dem Landesfischereiverband und dem Landesbund für Vogelschutz hat die Arbeitsgemeinschaft der bayerischen Fluss-Allianzen die Mitwirkung an diesem Prozess aufgekündigt. Ein Dialog über Perspektiven der Wasserkraftnutzung gibt für die Fluss-Allianzen und Naturschutzverbände nur Sinn, wenn über die Schäden geredet wird, die von Stauwehren und Turbinen verursacht werden. Die Revitalisierung unserer Bäche und Flüsse durch den Abbau von Stauwehren muss angegangen werden. Ein Dialog, in dem nur Details des Baus neuer Kraftwerke gesprochen werden soll, ist indiskutabel. Besonders empören sich die Fluss-Allianzen, wie Dr. Paukner ausführte, darüber, dass gleichzeitig mit einem Dialogprozess Fakten geschaffen werden. Die Landeskraftwerke GmbH, ein Unternehmen des Freistaats Bayern hat bereits neue Kraftwerke geplant und beantragt.
In den Diskussionen hierzu forderten die Vertreter der bayerischen Fluss-Allianzen ein Moratorium für den Bau neuer Kraftwerke bis zum Beginn eines offenen Dialogs über die weitere Entwicklung der Wasserkraft.
Hoffnungen haben die jüngsten Äußerungen von Staatsminister Dr. Huber zum Ausbau der frei fließenden Donau zwischen Straubing und Vilshofen geweckt. Entgegen einem Beschluss des deutschen Bundestages zu einem Ausbau ohne Staustufen beharrte bislang die bayerische Staatsregierung auf ihrer Forderung nach einer Staustufe. Eine Einigung auf eine naturverträgliche Lösung wäre angesichts des großen Bedeutung der Donau für das ganze Land ein großer Gewinn.
Die im Mai diesen Jahres gebildete Arbeitsgemeinschaft der bayerischen Fluss-Allianzen fasste eine Reihe von Beschlüssen zu ihrer künftigen Arbeit. Ebenso wie die Fluss-Allianzen will diese Arbeitsgemeinschaft kein Verein oder Verband sein, sondern ein informelles Netzwerk. Es soll dazu dienen, Kenntnisse und Erfahrungen auszutauschen und durch gemeinsame Aktivitäten Menschen für den Gewässerschutz zu mobilisieren.
Zwischen den intensiven Debatten um viele Fragen des Gewässerschutzes in Bayern, die bei dieser Tagung Übereinstimmung in allen wesentlichen Punkten zeigte, blieb Zeit für einen Spaziergang ans Wasser. Günther Groß führte die Kollegen aus den bayerischen Fluss-Allianzen zum Hochablass am Lech und zum Eiskanal. Hier erschloss sich die lange Geschichte dieses Flusses und hier wurden aktuelle Probleme des Lechs sichtbar. Günther Groß erläuterte, wie sich als Folge der Verbauung des Lechs der Flussgrund an vielen Stellen eintieft und der von Natur aus vorhandene Kiesgrund fortgeschwemmt wird. Das selbe Problem besteht an vielen anderen Flüssen. Ergebnis der Gespräche war: „Das müssen wir gemeinsam zur Sprache bringen. Wir müssen diese Probleme öffentlich aufzeigen. Hier müssen wir unsere Forderungen Politikern und Behörden gemeinsam vortragen." Dies ist Sinn und Zweck der Arbeitsgemeinschaft der bayerischen Fluss-Allianzen, die nach dem Treffen in Augsburg gestärkt für den Schutz und die Wiederbelebung unserer Flüsse arbeiten kann.