Nein, im Dortmunder Westfalenstadion war Uli Hoeneß am Samstagabend nicht. Dort hätte er wohl mit einem Spießrutenlaufen rechnen müssen. Hoeneß war lieber Zuschauer beim Match der Basketballer seines Vereins. Heute, Sonntag, kommt Uli Hoeneß (61) wenige Tage nach seinem Zocker-Geständnis in der Wochenzeitung "Die Zeit" nach Landshut, ins Problemviertel rund um die Porschestraße, um dort mit Oberbürgermeister Hans Rampf als Vorsitzender des Kuratoriums der Dominik-Brunner-Stiftung ein Straßenschild zu enthüllen. Gegen 15 Uhr soll es soweit sein.
Gefeiert wird heute die Einweihung des neuen Vereinsheims des FC Eintracht und gleichzeitig die Fertigstellung des Bürgerhauses. Wolfgang Stark wird ein Fußballspiel gegen ein Promi-Team pfeifen. Ein großes Fest für die ganze Bevölkerung ist, auch mit viel Musik, den ganzen Nachmittag angesagt. Ob wegen Hoeneß auch eine Invasion von Journalisten und Fotografen zu erwarten ist, muß man abwarten. Hoeneß ist heute als Gutmensch in Landshut. Die Dominik-Brunner-Stiftung hat einen stattlichen Geldbetrag für das Bürgerhaus zur Verfügung gestellt.
Der Herausgeber der Tageszeitung, Dr. Martin Balle, hat im LZ-"Magazin" ganzseitig ein Plädoyer für den Mitmenschen Uli Hoeneß unter dem Titel "Laßt Uli Hoeneß leben!" veröffentlicht. Balle bemüht das Prinzip der Liebe als "Gegensatz zur Kälte des Gesetzes". Vor dem Hintergrund der Sprache der Liebe habe Hoeneß "weit weniger versagt, als uns heute von so vielen medial ins Ohr geflüstert wird".
In Bild Online (siehe Schlagzeige im Bild) ist heute (5.5.) davon die Rede, dass die Awälte von Hoeneß einen Deal mit der Staatsanwaltschaft anstreben. Dem 61-jährigen soll eine peinliche Gerichtsverhandlung erspart werden, dafür soll der Steuersünder mit einer einjährigen Gefängnisstrafe auf Bewährung einverstanden sein.
Am 20. März stand die Staatsanwaltschaft vor seiner Haustür in Wolfratshausen am Tegernsee. Das habe sein Leben "schlagartig verändert". Hoeneß im "Zeit"-Interview: "Da begann die Hölle für mich. Einer Festnahme war Hoeneß nur entgangen, weil er fünf Millionen Euro als Kaution hinterlegte.
Uli Hoeneß, der allseits gefeierte Super-Manager des FC Bayern München, beichtete im "Zeit"-Interview: "In den Jahren 2002 bis 2006 habe ich richtig gezockt, ... habe teilweise Tag und Nacht gehandelt, ... mit Summen, die für mich heute schwer zu begreifen sind. Er sei sogar "an den Rand der Pleite" geraten. Im Beisein seines Sohnes Florian erklärte Hoeneß aber auch, er halte sich "nicht für krank, zumindest heute nicht mehr". Hoeneß bezeichnete sein jahrelanges Tun als "große Torheit". Den Gedanken an eine drohende Gefängnisstrafe wolle er einfach "nicht zulassen". Er wolle sein Fehlverhalten so gut wie möglich korrigieren.
Bundespräsident Joachim Gauck hat Hoeneß im Zusammenhang mit der Steuerhinterziehung direkt und sehr scharf kritisiert: "Wer Steuern hinterzieht, verhält sich verantwortlungslos oder gar asozial", so Gauck im Stern-Magazin. In Deutschland dürfe es rechtlich und moralisch nicht zweilerei Maßstäbe - hier für die Starken und dort für die Schwachen - geben.
Es ist anzunehmen, dass heute beim Hoeneß-Besuch in Landshut um 15.00 Uhr das Thema Steuerhinterziehung völlig ausgeklammert wird. Hoeneß soll sich erstmals wieder von seiner sozialen Seite zeigen können. Mitglieder der Dominik-Brunner-Stifung haben ja schon vor längerer Zeit an Uli Hoeneß einen offenen Brief geschrieben, in dem sie - trotz der Selbstanzeige wegen Steuerhinterziehung . ihre weitere Wertschätzung und Solidarität zum Ausdruck bringen. /hs