Landshut (06.02.2018) Im Rahmen der beliebten Lesereihe „Mitten ins Herz“ stellt der Schauspieler und Regisseur Heinz Oliver Karbus am Sonntag, 18. Februar, eine der bedeutendsten österreichischen Schriftstellerinnen der Nachkriegszeit, Marlen Haushofer, vor. In der Matinee um 11 Uhr im Lesecafé der Stadtbücherei im Salzstadel liest er Prosatexte seiner berühmten „Landsfrau“.
Diese wurde in Deutschland vor allem mit ihrem 1963 erstmals veröffentlichten Roman „Die Wand“ bekannt. Martin Kubetz wird die Lesung mit seinen einfühlsamen Eigenkompositionen musikalisch umrahmen.
Marlen Haushofer, geborene Marie Helene Frauendorfer, wurde am 11. April 1920 in Molln, Oberösterreich, geboren. Ab 1930 besuchte sie das Internat der Ursulinen in Linz, später das ebenfalls konfessionell geführte Gymnasium der Kreuzschwestern Linz. 1939 legte sie ihre Matura ab und nach einem Jahr Arbeitsdienst in Ostpreußen, wo sie den Vater ihres ersten Kindes kennenlernte (vermutlich ein deutscher Medizinstudent), studierte sie ab 1940 in Wien, später in Graz, Germanistik, schloss ihr Studium jedoch nicht ab. 1941 heiratete sie den Zahnarzt Manfred Haushofer. Die Ehe, aus der ein weiterer, gemeinsamer Sohn hervorging, wurde 1950 geschieden. 1958 heiratete das Paar jedoch erneut. Schon seit 1946 veröffentlichte sie Kurzgeschichten in Zeitschriften. Ihr Mann tat das als Hobby ab, aber 1952 schaffte sie mit der Novelle „Das fünfte Jahr“ den Durchbruch als Schriftstellerin. Allerdings hatte sie Mühe, ihre schriftstellerische Arbeit mit ihrem Alltag als Zahnarztgattin, Hausfrau und Mutter zweier heranwachsender Söhne zu vereinbaren. Die Rolle der Ehefrau und Mutter fand sie unbefriedigend, fügte sich aber und erfüllte die Erwartungen, die an sie gestellt wurden. Ihr eigentliches Leben jedoch lebte sie in der Literatur. Nur beim Schreiben konnte sie sich frei entfalten. Es war ihr Lebensinhalt und gleichzeitig eine Flucht in die Unabhängigkeit.
Am 21.März 1970 starb Marlen Haushofer in Wien an Knochenkrebs. Marlen Haushofers Romane und Erzählungen sind stark von Autobiographischem durchzogen. In vielen ihrer Texte setzte sie sich mit der Rolle der Frau in der Männergesellschaft auseinander und betrieb eine schonungslose Analyse weiblicher Lebenswirklichkeit im bürgerlichen Milieu der 50er und 60er Jahre. Die Autorin über sich selbst: „Ich schreibe nie über etwas anderes als über meine eigenen Erfahrungen. Alle meine Personen sind Teile von mir, sozusagen abgespaltene Persönlichkeiten, die ich recht gut kenne.“
2012 wurde ihr berühmtestes Buch „Die Wand“ verfilmt mit Martina Gedeck in der Hauptrolle. Dieser Tage läuft gerade ein neuer Film des Regisseurs Julian Pölsler in den Kinos an, dessen Drehbuch auf einem Roman Marlen Haushofers basiert. In “Wir töten Stella“ ist ebenfalls Martina Gedeck in der Hauptrolle zu sehen.
Karten im Vorverkauf sind für 7 Euro in der Stadtbücherei im Salzstadel erhältlich, Reservierungen sind möglich unter Telefon 0871/22878.
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Bildunterschrift:
Prosatexte von Marlen Haushofer, eine der bedeutendsten österreichischen Schriftstellerinnen der Nachkriegszeit, sind bei „Mitten ins Herz“ mit Heinz Oliver Karbus (rechts) und Martin Kubetz am Sonntag, 18. Februar, in der Stadtbücherei im Salzstadel zu hören.