Landkreis Landshut (9.03.2016) - Ohne das außerordentliche Engagement von über 700 Frauen und Männern in den Ehrenamtskreisen im ganzen Landkreis wäre die Mammutaufgabe der Unterbringung und Betreuung von derzeit rund 2000 Flüchtlingen schlicht und ergreifend nicht zu bewältigen:
Mit diesen Worten unterstrich Landrat Peter Dreier den unbezahlbaren Wert der Leistungen, die die Mitglieder dieser Bürgerinitiativen seit Monaten erbringen.
Landrat Peter Dreier dankte der Sachgebietsleiterin Johanna Babl-Weiß und Abteilungsleiter Jakob Fuchs für außerordentliches berufliches Engagement; rechts im Bild stellvertretender Landrat Fritz Wittmann, der ehrenamtlich als Deutschlehrer für Flüchtlinge tätig war.
Aber auch die Leistungen von Mitarbeitern des Landratsamts würdigte Dreier bei einem Bürgerempfang im Ergoldinger Bürgerhaus als außergewöhnlich. Rund 250 Mitglieder von Helferkreisen von Neufahrn bis Aham und von Bruckberg bis Niederaichbach waren der Einladung von Landrat Peter Dreier gefolgt zu einem Abendessen, zu Klängen einer afrikanischen Musikgruppe aus München („Kim Azas and Friends“) und zu zwanglosen Gesprächen. Jakob Fuchs, Leiter der Abteilung für öffentliche Sicherheit und Ordnung am Landratsamt Landshut hieß die Gäste zu diesem Ehrenamtsempfang willkommen und spann zunächst einen weiten historischen Bogen zurück zum Ursprung des Begriffs Asyl in der griechischen Antike.
Jakob Fuchs: Freiwillige auch "Gegengewicht gegen unsägliche Stimmungsmache gegen Flüchtlinge"
Noch nie seien seit dem 2. Weltkrieg so viele Schutzsuchende nach Deutschland geströmt wie heute, konstatierte Fuchs und verwies dabei auf die Situation im Landkreis: Vor einem Jahr habe man noch 30 Unterkünfte betrieben, derzeit sind es fast 80 in 33 Gemeinden des Kreises. Fuchs dankte den hoch engagierten Mitgliedern der Helferkreise, die viele Betreuungsaufgaben übernähmen, die selbst mit der Zug um Zug aufgestockten Zahl von Mitarbeitern im Ausländeramt niemals zu schaffen wären. Ganz wichtig sei auch ein „Nebeneffekt“ der Arbeit der Helfer-Kreise: Sie bilde mit ihrem Wirken ein starkes Gegengewicht in der Gesellschaft gegen eine zum Teil unsägliche Stimmungsmache gegen die Flüchtlinge, betonte Fuchs.
Seinen Dank richtete Fuchs aber auch an die Mitarbeiter des Ausländeramts, die mit größtem Einsatz ihren Anteil an der Bewältigung einer gesamtgesellschaftlichen Aufgabe leisteten.
Landrat Peter Dreier betonte, er sei stolz darauf, dass man sich im Landkreis Landshut bei der Bewältigung dieser „Mammutaufgabe“ auf die Unterstützung durch eine breite Basis aus mehreren hunderten ehrenamtlichen Helfern verlassen könne. Der Wert dieser Arbeit sei letztlich unbezahlbar; darum sei es ihm ein Bedürfnis, möglichst vielen Mitgliedern der Helfer-Kreise im Rahmen eines solchen Ehrenamtsempfangs einmal persönlich zu danken.
Dreier bezeichnete die Bewältigung der Flüchtlingskrise als die größte Herausforderung der Nachkriegszeit für die Zivilgesellschaft in Deutschland. Er ließ noch einmal das Vorgehen des Landkreises auf den Zustrom von Flüchtlingen in den letzten Jahren Revue passieren. Während in vielen Gegenden und von Seiten des Staates von Anfang an auf Gemeinschaftsunterkünfte und Unterbringung der Flüchtlinge in Hallen gesetzt worden sei, habe man sich im Landkreis Landshut im überparteilichen Konsens auf ein Konzept der dezentralen Unterkünfte verständigt.
Der Landkreis habe dafür viel Kritik einstecken müssen: Aber es habe sich sehr deutlich gezeigt, dass dieses System, das aufgrund der Flüchtlingsströme nunmehr auch an Grenzen stoße, doch der richtige Ansatz ist. Wenn Hunderte von Menschen in großen Hallen über längere Zeit leben müssten, sei es kein Wunder, dass Spannungen und Aggressionen entstünden – mit Folgen, die alle nicht wollten.
Kritik übte der Landrat an der „großen Politik“, in der oft nur reagiert werde und auch das oft zu spät: Insbesondere sei die Frage der Fehlbeleger lange Zeit gar nicht gesehen worden – als anerkannte Flüchtlinge fielen sie aus der Flüchtlings-Statistik heraus, gemäß der Asylbewerber den Landkreisen zugeteilt werden, gleichzeitig fänden sie natürlich nicht im Handumdrehen eine Wohnung und blieben in den Flüchtlingsunterkünften. Unter den rund 2000 Flüchtlingen im Landkreis seien derzeit rund 570 Fehlbeleger.
Dreier: Wohnungen werden dringend benötigt
Man brauche unbedingt neuen und bezahlbaren Wohnraum in der Region – im Übrigen auch für viele aus der angestammten einheimischen Bevölkerung, unterstrich der Landrat die Verpflichtung, in der er die Bundes- und Landespolitik sieht. Dreier sprach auch die finanziellen Lasten an: Gut fünf Millionen Euro, die der Kreis in diesem Jahr ausgeben werde wegen der Flüchtlingskrise, bekomme er nicht zurückerstattet.
Insgesamt werde von den ehrenamtlichen Helfern sowie auch von vielen Mitarbeitern des Landratsamts Großartiges geleistet, betonte der Landrat: Die Mitarbeiter im Ausländeramt etwa schauten nicht auf die Uhr, es werde einfach angepackt und dass Überstunden gemacht werden müssten, sei für alle eine Selbstverständlichkeit.
Ganz besonders dankte Dreier dabei Abteilungsleiter Jakob Fuchs und der Sachgebietsleiterin Johanna Babl-Weiß für ihr außergewöhnliches Engagement. Landrat Dreier überreichte ihnen als sichtbaren Ausdruck des Dankes kleine Geschenke – gemeinsam mit stellvertretendem Landrat Fritz Wittmann, den Dreier ebenfalls hervorhob: Als pensionierter Lehrer habe sich auch Wittmann ehrenamtlich engagiert und Flüchtlingen Deutschunterricht erteilt.