Es ist eine Horror-Vorstellung – für jeden Computernutzer und noch mehr für eine Firma oder eine Behörde: ein Rechner-Absturz, der Verlust von Daten und der Ausfall des kompletten EDV-Systems. In einem bayerischen Landratsamt ist dieses Szenario Wirklichkeit geworden: Drei Tage lang blieben die Bildschirme schwarz. Das Landratsamt Landshut ist gegen solche Gefahren gefeit – durch ein doppeltes, „gespiegeltes Rechenzentrum":
„Wir halten alles doppelt vor", erläutert Bernhard Wiedemann, Leiter des Sachgebiets Informations- und Kommunikationstechnik (IuK). „Fällt ein Rechenzentrum aus, übernimmt das zweite System nach Umschaltung durch IT-Mitarbeiter die ganze Arbeit."
Die Schockwellen des geschilderten Computer-Ausfalls in einem Landratsamt haben viele Behörden erreicht. IuK-Leiter Bernhard Wiedemann hatte freilich schon vorher vor solchen Gefahren gewarnt – und er hat das Problem nach dem Ereignis noch einmal auf die Agenda gebracht. Mit Erfolg: Der Kreistag stellte der Verwaltung für den Aufbau eines gespiegelten Rechenzentrums die nötigen Finanzmittel zur Verfügung.
Nach den Vorgaben von Landrat und Geschäftsleitung kann den Bürgern und Kunden des Landratsamts Landshut kein Ausfall der Informationstechnik zugemutet werden, der länger als vier Stunden dauert: Denn inzwischen können längst auch die meisten Arbeitsvorgänge, die selbst „einfache Behördengänge" von Bürgern auslösen, wie eine Kfz-Zulassung oder Anträge aller Art, nicht mehr ohne die moderne Informationstechnik erledigt werden.
Im schlimmsten Fall darf also die elektronische Datenverarbeitung (EDV) vier Stunden ausfallen, wenn es zu einem Computer-Absturz kommt. Das war mit der bisherigen Ausstattung des Amts nicht zu gewährleisten, erklärt Wiedemann: Eine tragfähige Lösung musste her.
Wenn ein Server-Raum – also ein Kernstück der EDV, das zentrale Rechner- und Speichersystem – einen „physikalischen Schaden" nimmt, zum Beispiel durch eine Feuersbrunst, durch Blitzschlag oder Wassereinbruch, dann wäre das erst einmal das Aus für einige Wochen. „Eine Ersatzbeschaffung nähme ordentlich Zeit in Anspruch, die Hersteller von Festplatten und Rechnern warten nicht gerade darauf, kaputte Systeme zu ersetzen", bemerkt Wiedemann trocken.
Eine vernünftige und buchstäblich feuerfeste und wasserdichte Lösung kann daher so aussehen, dass „die beiden Rechenzentren in zwei Gebäuden, jedenfalls aber in zwei Brandabschnitten untergebracht sind", konstatiert der IT-Leiter.
Gesagt, getan: Das Landratsamt verfügt nunmehr über zwei separate Server-Räume. Das dort zur Verfügung stehende Speichervolumen beträgt jeweils 20 Tera-Byte. Ein Server-Raum befindet sich im Hauptgebäude des Landratsamts, der zweite in einem Nebengebäude. Die Unterbringung des – im Normalfall – redundanten (wörtlich: überzähligen) zweiten Rechenzentrums bot sich an, weil dort bereits vorher schon Netzwerk-Verteilerschränke sicher aufgehoben waren, also ein ganz wichtiger Knotenpunkt im EDV-Versorgungsnetz.
Computer mögen's gar nicht heiß: Somit ist von entscheidender Bedeutung, dass auch die Klimatisierung doppelt vorhanden ist und unabhängig voneinander arbeitet. Gegen das Risiko, dass der Strom ausfällt und damit die Kühlung, hat das Landratsamt mit einem Notstrom-Aggregat vorgesorgt, das mit Dieselkraftstoff angetrieben wird. „Die beiden Klima-Anlagen laufen im Wechselbetrieb; alle 24 Stunden schalten sie automatisch um", erläutert Bernhard Wiedemann. Das geschähe auch beim Ausfall einer Klima-Anlage.
Je eine USV – unterbrechungsfreie Stromversorgungsanlage – gleicht Stromschwankungen aus und überbrückt eine gewisse Zeitspanne für den Fall, dass die Dieselmotoren nicht gleich anspringen. Und natürlich sind alle Daten vollständig in beiden Speichersystemen vorhanden – das ist das Kernstück eines „gespiegelten Rechenzentrums": Im Landratsamt Landshut herrscht somit in Sachen EDV immer zweifache Sicherheit.
Die Ausstattung beider Server-Räume gewährleistet dabei selbstverständlich, dass beide über die gesamte für die Arbeit des Landratsamts notwendige Kapazität verfügen. Die von der Geschäftsleitung genannten maximal vier Stunden Ausfall der elektronischen Datenverarbeitung sind angesichts der Ausstattung der EDV-Abteilung nun kein Thema mehr, das einen erschrecken könnte, stellt Wiedemann zufrieden fest.
Man wolle dies in absehbarer Zeit auch durch einen Praxistest belegen: Es ist eine Notfall-Übung geplant, um den Ausfall eines Rechenzentrums zu simulieren und die Umschaltung zu proben, erklärt Wiedemann.
Das alles heiße aber nicht, dass das Thema redundante Sicherheit für das EDV-Sachgebiet vom Tisch sei: Bei der Telefon-Anlage und im Netzwerk-Bereich muss diese Sicherheit erst noch hergestellt werden.
Wie wichtig hier eine sichere technische Lösung ist, das ist den Mitarbeitern des Landratsamts vor rund eineinhalb Jahren sehr deutlich geworden: Ein Baggerfahrer hatte bei Straßenarbeiten im Eifer der Arbeit ganze Kabelstränge gekappt – und (nicht nur) am Landratsamt hieß es nur noch: „Ihr gewünschter Gesprächspartner ist zur Zeit nicht erreichbar."
Im Bild oben: Der EDV-Leiter des Landratsamts, Bernhard Wiedemann, überprüft eines der beiden Rechenzentren im Landratsamt, die Kernstücke des „gespiegelten Rechenzentrums" der Behörde, die optimale Computer- Sicherheit und damit Service für die Bürger des Landkreises bietet.