Landshut - pm (14.02.2019) Bücher allerorts, kostenlos und rund um die Uhr auf dem eigenen Gerät zu lesen – ein nicht mehr wegzudenkendes Angebot der städtischen Büchereien. Im Jahr 2008 war diese Entwicklung jedoch noch nicht absehbar, als vier ostbayerische Bibliotheken, nämlich die Stadtbücherei Landshut, die Stadtbibliotheken Deggendorf und Straubing sowie die Regionalbibliothek Weiden, ein Pilotprojekt in die virtuelle Welt wagten.
Gemeinsam entschieden sie den Verbund Niederbayern-Oberpfalz zu gründen und ihren Kunden zukünftig das digitale Medienangebot der Firma Divibib, die sogenannte „Onleihe“, anzubieten. 2010 schloss sich auch die Stadtbibliothek Amberg und 2012 die Stadtbücherei Regensburg an. Der Vorteil eines solchen Verbundes liegt klar auf der Hand: Durch einen höheren Gesamtetat können auch mehr Medien für die Endkunden angeschafft werden, was zu einer größeren Medienvielfalt führt. Die einzelnen Verbundbibliotheken bringen neben der fachlichen Expertise ihrer Leiter und Mitarbeiter einen jährlichen Etat von 7.000 Euro mit in die Onleihe, Regensburg als Großstadt beteiligt sich mit 14.000 Euro. Jede Bibliothek bearbeitet damit einen Teil des Medienangebots. Die Nutzer können dann auf den Gesamtbestand zugreifen – über ihren W-Lan-fähigen E-Book-Reader, Computer oder seit ein paar Jahren auch mit dem Tablet oder Smartphone. Das Wort Onleihe wurde 2018 auch in den Duden aufgenommen. Sie ist inzwischen eine feste Größe in der deutschen – und zunehmend auch in der europäischen Büchereiwelt.
Vom Nischendasein zum Zugpferd
Heute kann jeder Nutzer der sechs Verbund-Bibliotheken auf insgesamt 35.103 E-Books, Hörbücher, E-Paper, E-Magazine, Musiktitel und Videos zugreifen. Das haben sie 2018, im zehnten Jahr der Onleihe in Niederbayern und der Oberpfalz, 290.197 Mal getan – eine Zahl, die von Jahr zu Jahr weiter steigt. Die Onleihe ist ein Erfolgskonzept. Weil auf Mobilgeräten die Schriftart und -größe nach Wunsch eingestellt werden kann und durch die integrierte Hintergrundbeleuchtung auch ein Lesen bei schlechten Lichtverhältnissen möglich ist, war und ist die Onleihe insbesondere für ältere und sehbehinderte Leser eine Bereicherung. Doch auch Kinder und Jugendliche entdecken zurzeit die Freuden des digitalen Lesens: Viele von ihnen erhalten E-Book-Reader geschenkt und nutzen diese eifrig. Denn die bildschirmaffine junge Generation findet häufig leichter den Zugang zu elektronischen Lesegeräten und E-Books als zu gedruckten Büchern. Leseförderung findet so auf neuen, modernen Wegen statt. Bewohner des ländlichen Raumes, die oft weitab von der nächsten öffentlichen Bibliothek leben, profitieren ebenfalls von der digitalen Zweigstelle und dass die Leser nicht mehr von den Öffnungszeiten der Büchereien abhängig sind, zeigt die starke Nutzung des Online-Angebots an Wochenenden, Feiertagen und in den Ferien.
Die Bibliotheken sind sehr stolz auf das Onleihe-Angebot. Es hat sich vom Nischendasein zum Zugpferd entwickelt. Rund sieben Prozent der Gesamtausleihe der Verbundbibliotheken entfällt zurzeit auf elektronische Medien.
Von über 11.000 Lesern, die in Landshut einen Büchereiausweis haben, nutzen fast 1.600 auch die Onleihe. Sie laden die Dateien – am liebsten Krimis, Thriller, Tageszeitungen und Hörbücher – für eine selbstgewählte Nutzungszeit, seit der Entwicklung der Onleihe-App auch komfortabel auf das Tablet oder Smartphone, herunter.
Wer mit seinem E-Book-Reader auf Kriegsfuß steht oder sich über die Handhabung informieren möchte, ist bei der Beratungsstunde „Lust auf neue Medien“ bei Christian Stegner gut aufgehoben: Die nächsten Termine für die freie E-Reader- und Onleihe-Schulung „Lust auf neue Medien“ im Lernzentrum der Stadtbücherei im Salzstadel sind der 21. Februar und der 21. März, je um 15 Uhr. Individuelle Beratungstermine können ebenfalls gerne vereinbart werden.
Damit die Stadtbücherei im Rahmen des E-Medien-Verleihs auch zukünftig allen Bürgern Bildung und Information zu einfachen und kostengünstigen Bedingungen bereitstellen kann, schließt sie sich – gemeinsam mit ihren Verbundpartnern – einer aktuellen öffentlichen Kampagne des Deutschen Bibliotheksverbands (dbv) zu E-Medien in der Bibliothek an. Hintergrund ist: E-Books fallen – im Gegensatz zu gedruckten Büchern – nicht unter die gesetzliche Regelung des Urheberrechts. Man erwirbt beim Kauf kein „Eigentum“, sondern lediglich eine Nutzungsberechtigung. Daher können Verlage auch selbst entscheiden, ob und zu welchen Konditionen sie ihre E-Books den Büchereien zum Kauf anbieten wollen, weshalb es für Bibliotheken auch finanzielle Schwierigkeiten beim E-Book-Erwerb geben kann. Die Leidtragenden der Einschränkungen beim E-Book-Erwerb sind dann meist Personen mit geringem Einkommen oder auch Kinder, die sich nicht alle interessanten Titel selbst kaufen können.
Im Rahmen der Kampagne fordert der dbv die Aktualisierung des Urheberrechts mit dem Ziel der rechtlichen Gleichstellung des E-Book-Verleihs mit der Ausleihe „körperlicher Medien“, um eindeutige Regelungen für faire Lizenzvergabemodelle zu schaffen.
Infos gibt es auch unter www.bibliotheksverband.de/dbv/kampagnen-und-aktionstage, unter dem Reiter E-Medien in der Bibliothek.
Im Bild: E-Medien-Experte der Stadtbücherei, Christian Stegner, und die Leiterin der Stadtbücherei, Monika Steurer, freuen sich über die rege Nutzung der Onleihe seit mittlerweile zehn Jahren.
Foto Stadt Landshut