Landshut - pm (21.03.2019) Als ob jemand die Zeit eingefroren hätte: Adrett gekleidet auf ihrem Sofa sitzend, die Hände in den Schoß gelegt und mit demselben herzlich-verschmitzten Lächeln – wie exakt vor einem Jahr – empfing Anna Drengler vor wenigen Tagen ihren Ehrengast Oberbürgermeister Alexander Putz im Senioren- und Pflegeheim St. Jodok-Stift. Auch der Anlass, ein mehr als besonderes Jubiläum, war der gleiche – mit einem entscheidenden Unterschied jedoch:
Heuer blickt Anna Drengler auf sage und schreibe 104 Lebensjahre zurück. Sie ist damit die drittälteste Bürgerin Landshuts. „Eine gigantische Lebensspanne“, zeigte sich Oberbürgermeister Alexander Putz beeindruckt, vor allem ob Anna Drenglers vitalen Gemüts. Sie erneut so strahlend anzutreffen, freute Putz sichtlich. Dass sich der Oberbürgermeister für sie Zeit nehme und sie persönlich besuche, sei für sie „eine große Ehre“, wie sie selbst betonte.
Auch über das Blumenpräsent und einen Schal vom Bayerischen Ministerpräsidenten, den ihr Putz überreichte und den sie gleich stolz um den Hals gebunden präsentierte, freute sie sich riesig: „Dass ich noch schöner werd‘“, scherzte sie. „Wie schön! Ich sag vergelt’s Gott.“ Dass das inzwischen vergangene Jahr ihrem vertrauten Umgang keinen Abbruch tat, machte sich vor allem im kurzweiligen Gespräch bemerkbar.
Und während Putz und Drengler unter anderem über das letztjährige Treffen plauderten, lehnte sich die Jubilarin plötzlich mit den Worten „Jetzt bin ich aber überrascht“ erstaunt zurück in ihr Sofa. Die zierliche kleine Dame mit leichtem schwäbischen Akzent begeisterte vor allem, dass sich der Oberbürgermeister noch an einige ihrer Lebensstationen, in die sie damals Einblick gab, erinnern konnte. Das rechnete sie ihm hoch an. Und dass „brav ihr Normalzustand“ sei, wie sie selbst von sich sagte, blieb Putz ebenfalls noch bestens im Gedächtnis. „Stimmt – das ist mein Spruch“, so Anna Drengler, schließlich habe man zuhause ja auch immer brav sein müssen, ergänzte sie lächelnd.
Und während sie das sagte, ließ sie kurz ihren Blick schweifen. Ihr fiel ein, wie sie als kleines Kind – Annerle das Nesthäkchen – fast täglich zusammen mit ihren zwei Geschwistern und ihrer Mutter am Bahnhof stand in der großen Hoffnung, der Vater würde bald aus dem Krieg wieder heimkehren. „Vielleicht kommt er heute“, habe die Mutter immer gesagt, so Anna Drengler. Noch heute erinnert sie sich an den lauten Schrei ihrer Mama, als sie einen Brief öffnete, in dem stand: „Fürs Vaterland gefallen“. Ihr erster Schicksalsschlag, der sie als kleines Mädchen vor 101 Jahren ereilte.
Aus der Ehe mit ihrem Mann gingen zwei Töchter hervor. Das St. Jodok Stift, in dem sie sich eigenen Aussagen zufolge sehr wohlfühlt, ist seit zwölf Jahren ihr Zuhause. „Ich bin zufrieden, habe keine Schmerzen und kann gut schlafen“, so die zweifache Oma und vierfache Uroma. „So brave Kinder sind das – ich bin sehr zufrieden und dankbar dafür“, sagte sie stolz. Der Glaube habe ihr in ihrem Leben stets Kraft gegeben, deshalb gehe sie in letzter Zeit auch gerne zum Rosenkranzbeten.
Im Bild: Eine bewundernswerte Persönlichkeit: Oberbürgermeister Alexander Putz beglückwünschte die drittälteste Bürgerin Landshuts, Anna Drengler, zu ihrem besonderen 104. Ehrentag.
Foto: Stadt Landshut