Foto: MdL Florian Hölzl und Eva-Maria Kelch
Landshut (19.01.2018) Vor kurzem war CSU-Landtagsabgeordneter Florian Hölzl in der Agentur für Arbeit Landshut – Pfarrkirchen zu Gast. Eva-Maria Kelch, Vorsitzende der Geschäftsführung, hieß den Parlamentarier aus dem Landkreis Landshut, der dem Arbeits- und Sozialausschuss des Bayerischen Landtags angehört, willkommen. Im Mittelpunkt des Gesprächs standen die aktuellen Herausforderungen der Agentur und die Situation auf dem Arbeits- und Ausbildungsmarkt.
Wichtig ist der seit Herbst letzten Jahres amtierenden Agentur-Chefin die Kundenbezogenheit: „Wir verstehen uns als im Rahmen von Recht und Gesetz agierender Dienstleister.“ Knapp 400 Mitarbeiter kümmerten sich in den Agenturen und Jobcentern um die Vermittlung, Weiterbildung und Versorgung arbeitssuchender Menschen in der Stadt Landshut und den Landkreisen Landshut, Dingolfing-Landau und Rottal-Inn.
Mit einer Dezemberarbeitslosigkeit von nur 2,8 Prozent herrsche im Agenturbezirk, so Kelch, Vollbeschäftigung. Gegenüber dem Vorjahreswert habe sich die Arbeitslosigkeit damit noch einmal um 0,1 Prozentpunkte verbessert. Besonders erfreulich sei der kontinuierliche Aufwuchs an sozialversicherungspflichtigen
Beschäftigungsverhältnissen im Agenturbezirk. Binnen sechs Jahren sei die Zahl der sozialversicherungspflichtig Beschäftigten von 156.287 Personen im Jahr 2012 auf 176.230 Personen im Juni 2017 nach oben geschnellt. Dass der Fachkräftemangel zwischenzeitlich in der Praxis angelangt sei, zeigten die vielen offenen Stellen. Im Dezember 2017 seien bei der Agentur Landshut – Pfarrkirchen 3524 Stellen als unbesetzt gemeldet gewesen, was im Vergleich zum Vorjahr ein Plus von 9,5 Prozent bedeute.
„Als Dienstleister kämpfen wir in Zeiten des demographischen Wandels aktiv gegen den zusehenden Fachkräftemangel an. Mithilfe einer individuellen Beratung und Weiterbildung setzen wir alles daran, den passenden Bewerber für einen freien Job zu finden“, so Kelch zur Philosophie ihres Hauses. Positiv sei auch die Entwicklung am Ausbildungsmarkt. Im Berufsberatungsjahr 2016/2017 seien 3769 Stellen 2571 Bewerber gegenübergestanden. „Während wir noch vor wenigen Jahren einen Bewerberüberhang hatten, hat sich die Situation zwischenzeitlich in das Gegenteil verkehrt“, bilanzierte Kelch.
Diese Zahlen zeigten nach Hölzls Einschätzung einmal mehr, dass junge Menschen hierzulande exzellente Startchancen hätten. Bei einem Blick auf den Ausbildungsmarkt dürfe allerdings nicht in Vergessenheit geraten, so Hölzl, dass vor allem die Mittelständler mehr und mehr vor dem Problem stünden, ihre Ausbildungsstellen nicht mehr besetzen zu können. Halte dieser Trend unvermindert an, stünden vor allem die kleineren Handwerksunternehmen, langfristig betrachtet, vor einer existenziellen Herausforderung.
„Wir müssen die duale Ausbildung weiter stärken. Sie ist das Flaggschiff der deutschen Bildungslandschaft, um die wir europa- und weltweit beneidet werden“, so Kelch und Hölzl übereinstimmend. Kritisch äußerte sich Hölzl in diesem Zusammenhang gegen Bestrebungen, den Bildungserfolg eines Landes am Anteil der Akademiker festzumachen: „Wir tun gut daran, an einer begabungsgerechten, differenzierten und auf die unterschiedlichen Talente der Kinder eingehenden Bildungslandschaft festzuhalten.“
Im weiteren Verlauf warfen die Gesprächspartner einen Blick in die Zukunft und gingen der Frage auf den Grund, wie sich die Arbeitswelt im Zuge der viel beschworenen digitalen Revolution verändern wird. Beide teilten die Einschätzung, dass neue Arbeitsformen wie Job- und Desksharing zunähmen. Auch würden Privates und Berufliches mehr und mehr ineinandergreifen. Wichtig war beiden in diesem Zusammenhang, dass es aber trotz veränderter Rahmenbedingungen nach wie vor Zeiten geben müsse, in denen der Mensch abschalten und ganz und gar privat sein dürfe. Dies sei vor allem für ein intaktes Familienleben unerlässlich.