Das IHK-Gremium um seinen Vorsitzenden Hans Graf, Schulleiterin und Gastgeberin Elisabeth Wittmann und IHK-Hauptgeschäftsführer Alexander Schreiner (vordere Reihe von links) - Foto: IHK
Landshut – pm (08.11.2019) Auch wenn sich die konjunkturellen Aussichten für die Zukunft deutlich verschlechtert haben, die Wirtschaft im Raum Landshut steht stark da und den Betrieben geht es überwiegend gut. Das zeigen Umfragen der IHK unter den regionalen Unternehmern aus Stadt und Landkreis. Ein Thema treibt die Betriebe aber weiterhin um: der Fachkräfte- und Nachwuchsmangel.
Wie kann es gelingen, eine Berufsausbildung als tragfähige Basis der Lebensplanung jungen Menschen ans Herz zu legen? Diese Frage hat sich das IHK-Gremium Landshut um den IHK-Vizepräsidenten und Gremiumsvorsitzenden Hans Graf gestellt. Die Unternehmer kamen dafür passenderweise in der Landshuter Berufsschule II zusammen und trafen hier auf die Partner der beruflichen Bildung, vertreten durch die Berufsschulleiter Elisabeth Wittmann und Reinhold Ostermaier.
Die Grundlage für die Diskussion legte IHK-Hauptgeschäftsführer Alexander Schreiner mit Daten und Auswertungen der IHK, die sich mit den Einschätzungen der Unternehmer vor Ort deckten. Auch im Abschwung suchen die Betriebe demnach weiter Leute: „Die fehlenden Fachkräfte sind nach wie vor das Hauptproblem, und zwar beruflich qualifizierte Fachkräfte, denn diese werden in erster Linie gesucht“, sagte Schreiner. Wer hingegen auf Absolventen aus den Hochschulen setzt, müsse beispielsweise einen theoretisch ausgebildeten Bachelor erst noch selbst mit den Kompetenzen und Fertigkeiten ausstatten, die in der betrieblichen Praxis benötigt würden – so die Rückmeldung der Gremiumsmitglieder. Als beste Gegenstrategie zum Fachkräftemangel nannte Graf die eigene Ausbildung im Betrieb. Allerdings gestalte sich die Suche nach geeigneten Bewerbern immer schwieriger.
Hinter die Frage der Ausbildungsreife der jungen Leute setzten die Unternehmensvertreter ein deutliches Fragezeichen. Das spiegelten die Berufsschulleiter Wittmann und Ostermaier, sie schilderten ihre ganz eigenen Herausforderungen. So würden etwa die Klassen immer heterogener. Junge Menschen mit unterschiedlichen Schulabschlüssen bis zum Abitur träfen hier auf Teilnehmer von Förderklassen oder auf Berufsschüler mit Fluchthintergrund und entsprechenden Sprachproblemen. Hinzu kämen gesellschaftliche Probleme, die bis in die Familien hineinreichen: wenn etwa die Eltern entweder die Erziehung vernachlässigen oder, auf der anderen Seite, einen höheren Schulabschluss ihres Kindes um jeden Preis erzwingen wollen. Eine Folge davon seien die steigenden Abbrecherquoten an den Hochschulen.
Entscheidend sei daher eine möglichst frühzeitige Berufsorientierung an allen allgemeinbildenden Schulen, auch und gerade an den Gymnasien. Für den Übertritt ins Berufsleben fehle bei den jungen Leuten oftmals der Plan, berichtete Wittmann und forderte dazu auf, hier gemeinsam anzusetzen. „Wir müssen schauen, was für jeden Einzelnen das Richtige ist“, ergänzte Ostermaier. Diesen Ansatz verfolgt auch die IHK in unterschiedlichen Projekten und Initiativen, die sich sowohl an die Schüler selbst, als auch an deren Eltern richten. Ein Beispiel dafür sind die „IHK-AusbildungsScouts“: junge Auszubildende, die in die Schulklassen gehen und dort den Schülern authentisch und auf Augenhöhe von ihren Erfahrungen aus Beruf und Ausbildung berichten. „Letztlich ist das eine gesamtgesellschaftliche Aufgabe. Die berufliche Aus- und Weiterbildung eröffnet viele Wege. Ihr muss die Wertschätzung entgegengebracht werden, die sie verdient“, forderte Graf.