"Toffee" inmitten der Kinder der Bauernhofgruppe im Juli 2015 - Foto Irene Pfeiffer
Stierchen "Toffee" liebt Menschen und Trubel – die beste Voraussetzung, um in einer lebendigen Krippe von hunderten Kindern und Erwachsenen bestaunt und gestreichelt zu werden. Organisiert wird die lebendige Krippe an diesem Wochenende (SA und SO jeweils 15 bis 18 Uhr) vom Verein Oldtimerfreunde Kirchberg/Holzland e. V. in deren liebevoll restauriertem Heimatmuseum in Thal bei Schröding.
Etwas Besonderes war der kleine Stier schon von Geburt an, da er zur Rasse der Murnau-Werdenfelser Rinder gehört, die auf der Roten Liste steht. Stierkalb "Toffee" und seine Mutter sind die bislang einzigen braunen Murnau-Werdenfelser Rinder unter lauter gescheckten Fleckviehkühen und -kälbern auf dem Huberhof in der Münchnerau. Auch wenn die Milchleistung dieser Rasse deutlich geringer ist als die der Fleckviehkühe, möchte man mit der kleinen Murnau-Werdenfelser-Zucht einen Beitrag zur Erhaltung dieser einzigen autochthonen bayerischen Rinderrasse leisten, die akut vom Aussterben bedroht ist.
"Toffee" steigt über ein Hindernis, den Blick fest auf den Tränkeeimer in der Hand des zweiten Kindes gerichtet - Foto Irene Pfeiffer
Von klein auf war der im Mai diesen Jahres geborene "Toffee" der Liebling der Kindergruppen, die den Hof besucht haben. Ob während des Ferienprogramms der Stadt Landshut oder Freising oder wenn die Kinder der hofeigenen Bauernhofgruppe sich monatlich trafen – ein Spaziergang mit Kälbchen "Toffee" gehörte oftmals zum Programm.
„Trotz seines im Vergleich zum Fleckvieh lebhaften Temperaments begriff er seine Aufgabe sehr schnell und tut seither für Aufmerksamkeit und Streicheleinheiten alles.
Der kleine Stier ist absolut menschenbezogen.“ sagt Irene Pfeiffer, Erlebnisbäuerin auf dem Huberhof in der Münchnerau. Die Ausbildung von Rindern ist eines der wenigen Hobbies der Rindertierärztin. So sieht man sie gelegentlich im Ortsteil Münchnerau mit dem älteren Arbeitsrind Sterntaler eine Runde drehen, das sie mit einem Dreipolsterkummet anspannt.
„Eine Kollegin sprach mich an, ob wir nicht auf dem Wartenberger Leonhardiritt mit unserem Zugrind mitgehen möchten. Sie sei dort mit ihren Texas-Longhorn-Rindern immer die einzige Exotin.
Und da Sterntaler bereitwillig Anhänger fährt, habe ich zugesagt – und "Toffee" auch gleich mitgenommen.“ so die Münchnerauer Bäuerin. „In Wartenberg wurden wir dann von mehreren Vereinsmitgliedern des Oldtimervereins Kirchberg / Holzland e. V. angesprochen, die sich unseren "Toffee" als idealen Krippenochsen vorstellen konnten. Und da mir die Förderung des Mensch-Tier-Kontaktes ein wichtiges Anliegen ist, sind wir nun auch bei der lebendigen Krippe dabei.“
Irene Pfeiffer mit "Sterntaler" und Familie Riedl mit "Toffee" in Wartenberg nach dem Leonhardiumzug 2015 - Foto: Christine Riedl
Eigentlich gehört ja in eine Krippe ein Ochse und kein Stier. Echte Ochsen, also kastrierte Stiere, verschiedenen Alters hätte es auf dem Huberhof in der Münchnerau auch gegeben, da diese für die Direktvermarktung von Ochsenfleisch benötigt werden. "Toffee" sei aber die Idealbesetzung. Er sei nur noch nicht kastriert worden, weil er so brav gewesen sei. „Und dass "Toffee" nicht kastriert wurde, ist jetzt ein großes Glück. Denn im neuen Jahr wird "Toffee" umziehen, zurück in das Ursprungsgebiet der Rasse, nach Murnau.
Eine Züchterfamilie dort suchte einen charakterlich einwandfreien Zuchtstier. Und da "Toffee" beste Papiere hat, ist die Wahl auf ihn gefallen. Dort kann er zur Erhaltung der Rasse seinen Beitrag leisten - und hoffentlich seine Liebenswürdigkeit weitervererben.“