Landshut. Heute, Freitag, 4. Mai, spricht um 19.30 Uhr auf Einladung des neu gegründe- ten Vereins "Stolpersteine - gegen das Vergessen" Professor Dr. Lorenz Peiffer im Club- zimmer des "Bernlochner" über "Die Gleichschaltung der Turn- und Sportvereine nach der Machtergreifung der Nationalsozialisten 1933". - Konrad Haberberger, Vorsitzender des Vereins "Stolpersteine - gegen das Vergessen", wird über die Rolle des Oberturnwarts der Turngemeinde Landshut und NSDAP-Stadtrats Karl Herzer berichten.
Ebenso über das Schicksal des jüdischen Mitbürgers Adolf Hirsch, Ehrenmitglied der Turngemeinde und damals Inhaber des Kaufhauses Hermann Tietz (später Hertie, heute Karstadt).
Professor Dr. Peiffer ist an der Leibniz-Universität Hannover tätig. Er hat zum Thema »Sport in der Zeit des Nationalsozialismus« zahlreiche Publikationen veröffentlicht. Deutsche Turn- und Sportvereine und -verbände waren an der Phase der »nationalsozialistischen Revolution« – dem politischen Machteroberungsprozess – aktiv beteiligt. Dieser Prozess begann bereits in den ersten Wochen und Monaten nach der nationalsozialistischen Machtübernahme.
In vorauseilendem Gehorsam entledigten sich deutsche Turn- und Sportvereine und ihre Verbände ihrer demokratischen Traditionen, bekannten sich offen zu den rassistischen, antidemokratischen und militaristischen Zielen der neuen Machthaber und gingen bereitwillig Bündnisse mit den Terrororganisationen der Nationalsozialisten ein. So trugen Turner fortan bei ihren Vereinsversammlungen und -aktivitäten SA-Uniformen oder die der NSDAP oder der SS. Die SA übernahm Ordnungsfunktionen bei dem großen Deutschen Turnfest im Juli 1933 in Stuttgart und beteiligte sich am Unterhaltungsprogramm mit ihren Musikkapellen.
Die Rolle des Landshuter NSDAP-Stadtrats Karl Herzer
Der Vorsitzende des Vereins Stolpersteine für Landshut – Gegen das Vergessen e.V., Konrad Haberberger, berichtet über die Gleichschaltung der Landshuter Turn- und Sportvereine und über die Rolle des Oberturnwartes der Turngemeinde und NSDAP-Stadtrates Karl Herzer. Auch wird über das Schicksal von Adolf Hirsch, der 1919 zum Ehrenmitglied der Turngemeinde ernannt worden war, berichtet. Adolf Hirsch (Inhaber des damaligen Kaufhauses Hermann Tietz Nachf.) wurde am 23. September 1942 über Regensburg in das Konzentrationslager Theresienstadt deportiert und dort am 23. September 1943 ermordet.