Der große Wunsch: Eine große Auftaktradltour vieler Landshuter zum diesjährigen Stadtradeln
Landshut - gw (14.02.2018) Wer die Sitzungsvorlage zum Interfraktionellen Dringlichkeitsantrag „Auftaktveranstaltung Stadtradeln 2018“ liest, denkt im falschen Film zu sitzen. Weil sich weder das Sportamt noch das Amt für Marketing zuständig fühlen, wird als nächster im Bunde das Tiefbauamt dazu befragt. Und dieses erklärt: Die personelle Ausstattung gestattet es nicht, die Veranstaltung zu organisieren. Doch was hat das Tiefbauamt mit „Stadtradeln“ zu tun?
Zum Auftakt des diesjährigen Stadtradelns hätten sich die Initiatoren in diesem Jahr wieder eine große gemeinsame Ausfahrt mit vielen Landshuter Bürgern durch das Stadtgebiet gewünscht. So wie es auch schon vor drei und vier Jahren der Fall war. „Radlnacht“ stand dazu in der Sitzungsvorlage, obwohl die große Runde, wie sich während der Sitzung herausstellte, an einem Samstagnachmittag stattfinden sollte. Es handelt sich dabei um eine eigenständige Veranstaltung mit Event-Charakter und bedarf daher eines externen Organisators. Und: Die Intention des „Stadtradelns“, das Fahrrad als klimafreundliches Ziel im Alltag zu fördern, wird durch die „Radlnacht“ nicht vermittelt.
Die Organisation einer solchen Veranstaltung fällt nicht in die Zuständigkeit des Amtes für öffentliche Ordnung und Umwelt, so die Verwaltung. Daher wurden das Sachgebiet Organisation und Sport, das Amt für Marketing und Tourismus und das Tiefbauamt um Stellungnahme gebeten.
Antwort Sachgebiet „Organisation und Sport“:
Die Radlnacht wird nicht als klassische Sportveranstaltung gesehen und dürfte eher dem Mobilitätsmanagement zugeordnet sein. Es stehen keine Kapazitäten für die Organisation zur Verfügung. Ein externer Veranstalter solle beauftragt werden.
Antwort Sachgebiet „Marketing und Tourismus“:
Das Amt war 2014 und 2015 nicht in die Veranstaltung eingebunden und sieht keine Zuständigkeit gegeben. Wegen fehlender Personalkapazität kann eine Organisation nicht geleistet werden. Sollte die Veranstaltung gewünscht werden, ist ein externer Veranstalter zu beauftragen.
Antwort Sachgebiet „Tiefbauamt“:
Die Veranstaltung hat Event-Charakter und ist daher mit großem Aufwand verbunden. Die personelle Ausstattung des Tiefbauamtes gestattet keine Organisation, ohne andere Aufgaben im Bereich Mobilitätsmanagement zu vernachlässigen.
1. Resümee: Externes Veranstaltungsbüro
Aufgrund des großen Aufwandes und ungeklärter Haftungs- und Risikofragen wurde explizit festgelegt, dass die Veranstaltung „Radlnacht“ nicht durch die Stadt betreut werden kann und soll. Es wird deshalb vorgeschlagen, die Veranstaltung durch ein externes Veranstaltungsbüro durchführen zu lassen.
2. Resümee: Keine geeignete Veranstaltung
Zusammenfassend stellt die Verwaltung fest, „dass die Radlnacht aus fachlicher Sicht keine geeignete Veranstaltung ist, um Akteure des motorisierten Individualverkehrs zur Nutzung des Fahrrads zu bewegen bzw. der organisatorische Aufwand außer Verhältnis zum Nutzen steht.“
Bürgermeister Keyßner eröffnet die Debatte
„Ich halte der Veranstaltung für ganz wichtig, weil bis zu 800 Leute auf’s Fahrrad steigen. Wenn man das Stadtradeln ernst nimmt, sollte man dem auch eine höhere Priorität einräumen“, so Keyßner. Auch Dr. Dagmar Kaindl (CSU), will nicht von der Hand weisen, dass dies eine wichtige Veranstaltung ist, und wollte wissen, wie hoch die Kosten dafür sind. Nur durch den Tunnel zu radeln, das möchte sie nicht.
Das mit dem Tunnel wurde schon zweimal gemacht, erläuterte Keyßner. Selbst die Polizei hat damit kein Problem. Die Sperrung für den Verkehr beträgt gerade mal 20 Minuten. „Es macht richtig viel Spaß. Familien und Kinder entwickeln ein Bewusstsein für’s Fahrradfahren und wir wollen ja, dass die Leute auf’s Rad steigen.“, so Raziye Sarioglu (Grüne).
Prof. Dr. Frank Palme, veratwortlich für das Stadtradeln: Es geht um Fahrradfahren und um Klimaschutz
Spaß hin – Spaß her mit und ohne externen Veranstalter
Ganz formal trat Oberrechtsanwältin Claudia Kerschbaumer auf die Spaßbremse: „Mit dem Oberbürgermeister ist abgestimmt, dass das (Radlnacht, Anm. d. Red.) nur mit einem externen Veranstalter geht.“
„Wenn man einmal dabei war, merkt man, was für eine Dynamik die Fahrt entwickelt und es geht nicht primär um Spaß, sondern um Klimaschutz mit Spaß. Das soll man nicht negativ sehen“, gab Prof. Dr. Frank Palme zu verstehen, der sich für das Stadtradeln verantwortlich zeigt. Er er will es auf keinen Fall mit einem externen Veranstalter, aber unbedingt mit der Besonderheit der Tunneldurchfahrt.
Personelle Aufstellung
Darauf antwortete Claudia Kerschbaumer: „Das Problem ist das fehlende Personal in der Stadt, der Aufwand ist nicht zu unterschätzen.“ Worauf Dr. Thomas Keyßner wiedersprach. Die große Fahrradausfahrt hat in den letzten zwei Jahren deshalb nicht stattgefunden, weil die Stellen der Mobilitäts- und Klimamanagements temporär nicht besetzt waren. Das Personal steht aber wieder zur Verfügung. „Und eine große Party danach brauchen wir nicht.“
Aber bitte mit Tunnel
„Mir gefällt es nicht, dass sich die Verwaltung dagegen sperrt“ brachte Margit Napf ihren Frust auf den Punkt, denn „ich halte es schon wichtig für unsere Stadt.“ Auch Tilmann von Kuepach (Landshuter Mitte) outete sich als Befürworter der Veranstaltung und möchte auch die Tunnelfahrt mit im Programm haben
Gertraud Rößl (CSU) wollte noch wissen, wie hoch die Kosten dafür seien. Rupert Aigner meinte, „dass sich das nur schwer sagen lässt, aber an der Kostenfrage kann so etwas nicht scheitern.“
Und wenn's geht heuer noch
Alle Stadträte im Wirtschaftssenat sprachen sich einstimmig für die große Radlfahrt zum Stadtradeln aus. Selbst Dagmar Kaindl nahm ihre „Tunnelbedenken“ zurück, Dr. Thomas Keyßner gab der Verwaltung den Wink mit auf den Weg, dass die Veranstaltung nicht nur zukünftig sondern auch schon heuer stattfinden soll, lud alle ein, mit zu radeln. Und Tilman von Kuepach merkte im Schlusssatz süffisant an: „Wir können dann ja alle in den Bürgerbiergarten einradeln.“