Landshut (21.07.2018) Ein Horrorszenario: Man steht nachts vor der eigenen Haustür und stellt fest, dass man den Schlüssel verloren hat. „In ihrer Not zahlen die Menschen dann einem unseriösen Schlüsseldienst oft absolute Wucherpreise. Hier kommen wir dann ins Spiel“, stellte Petra Maul-Wenzel von der Beratungsstelle Landshut der Verbraucherzentrale Bayern einen alltäglichen Fall vor.
Gemeinsam mit ihrer Kollegin Andrea Geißler steht sie Ratsuchenden mit sehr vielen Angeboten zur Verfügung. Neben Vorträgen für Erwachsene und Schulkinder oder Aktionen im Rahmen von Ausstellungen wird zu beinahe jedem Thema in der Beratungsstelle in der Landshuter Neustadt 516 beraten.
Besonders aktuell seien momentan Probleme mit Telekommunikationsanbietern und mit Inkassobüros. „Gerade Inkassounternehmen tendieren gerne dazu, Verbraucher mit provokanten und dreisten Drohungen einzuschüchtern. Da zahlen die Leute häufig aus Angst vor den möglichen Konsequenzen, auch wenn sie im Recht sind“, so Petra Maul-Wenzel. In solchen Situationen berät die Verbraucherzentrale über mögliche Handlungsalternativen. Gegen eine geringe Gebühr steht den Verbrauchern auch die weiterreichende Rechtsvertretung zur Verfügung. “Von Seiten des Bundesministeriums wird an einheitlichen Regeln für solche Fälle gearbeitet, um der Ausnutzung von Menschen in Notlagen Einhalt zu gebieten“, berichtet Rita Hagl-Kehl (re.i.B.) aus dem Verbraucherschutzministerium. Marion Zinkeler, Geschäftsführender Vorstand der Verbraucherzentrale Bayern, begrüßt dieses Vorgehen und betont, wie wichtig dieses Thema sei.
„Leider sind das Beratungsspektrum und die Präsenz der Verbraucherzentrale in Landshut immer noch verhältnismäßig unbekannt. Dies liegt vor allem an den fehlenden finanziellen Mitteln für Öffentlichkeitsarbeit und Marketing“, bedauert der stellvertretende Geschäftsführende Vorstand der Verbraucherzentrale Bayern, René-Christian Effinger. Die Verbraucherzentrale müsse für Ratsuchende sichtbarer werden. Dazu gehöre auch ein umfangreicher Social-Media-Auftritt. Hier könne die Digitalisierung sinnführend eingesetzt werden, so René-Christian Effinger.
„Die Leute reisen weit wenn die Not groß ist“, stellt die Bundestagsabgeordnete und Staatssekretärin für Verbraucherschutz, Rita Hagl-Kehl, mit Blick auf die ländliche Bevölkerung Niederbayerns fest. Allerdings sollte das nicht erforderlich sein. Um den ländlichen Raum in abgelegenen Regionen zu erreichen, möchte Effinger sogenannte digitale Stützpunkte in öffentlichen Gebäuden wie Bibliotheken oder Rathäusern einrichten. “In Brandenburg ist gerade ein ˏDigimobil´, sozusagen ein mobiles Büro, in der Testphase“, führt Marion Zinkeler aus. Für den gesamten ländlichen Raum wurden lediglich 1,5 Millionen Euro aus dem Bundeshaushalt zur Verfügung gestellt. Auf sämtliche Standorte der Verbraucherzentralen in ganz Deutschland umgelegt, bleibt für die einzelnen Beratungsstellen nicht viel übrig.
„Viele Bewohner im ländlichen Raum fühlen sich alleingelassen und abgehängt“, so Ruth Müller. „Darauf müssen wir Antworten finden. In Stadt und Land müssen gleichwertige Chancen vorhanden sein, nur so kann man die Abwanderung aus dem Land stoppen.“ Handlungskonzepte hierfür habe bereits die Enquete-Kommission „Gleichwertige Lebensverhältnisse in ganz Bayern“ in dreijähriger Arbeit entwickelt. In der kommenden Legislaturperiode gelte es, diese Konzepte auch im Hinblick auf den Verbraucherschutz umzusetzen, macht die Landshuter Landtagsabgeordnete deutlich.