Foto: Der Statik wegen die Außenwände um 1,3 Meter nach außen setzen, dann liegen sie auf dem roten Stahlträger auf. Der Bausenat sagt: "Nein".
Landshut – gw (27.07.18) „Schwamm drüber“ oder „Nein“ sagen, das war die Frage zum Um- und Neubauprojekt in der Inneren Münchner Straße, wo der neue REWE-Markt mit Parkdeck und 31 Wohnungen entsteht. Der Bauherr beantragte im obersten Geschoss bei den Penthäusern aus statischen Gründen die Außenwände um rund 1,3 Meter weiter nach außen zu setzen. Doch die Mehrheit des Bausenats entschied sich für die harte Gangart. Anke Humpeneder-Graf (CSU) befürchtete bei einem „Ja“ sogar eine Schadensersatzklage durch Nachbar Hans Eller.
Oft und lange schon wurde der Bau in der Inneren Münchner Straße im Stadtrat diskutiert. Zuerst ging es um die Höhe des Gebäudes. Fünf Stockwerke waren vorgesehen, mit denen aber Nachbar Hans Eller nicht einverstanden war. Erst als das oberste Stockwerk gekappt war, gab es grünes Licht für den Um- und Neubau.
Zwischenzeitlich geht das Gebäude in seine Vollendung. Der REWE-Markt soll planmäßig am 4. September eröffnen. Auch das Parkdeck im Geschoss darüber muss bis dahin fertig sein und die 31 Wohnungen obenauf zum Jahreswechsel. Dass auf der Baustelle Zeitdruck herrscht dürfte klar sein.
Doch nun geht es um Grundrissänderungen, Statik, Prüfstatik, Abstandsflächen, Texturplanung, Verschattung und Dachüberstand.
Vereinfacht ausgedrückt möchte der Bauherr die Außenwände um rund 1,3 Meter bei den Penthäusern die auf den drei Wohntürmen entstehen weiter außen bauen. Denn so stehen die Außenwände auf massiven Metallträgern, rein bautechnisch und statisch viel einfacher zu realisieren. Notwendig wurde das, nachdem sich während der Bauphase Grundrissänderungen durch diverse Umplanungen im Bereich der Aufzüge, des Brandschutzes, der Fluchttreppen oder der Lüftungsanlage ergaben.
Immer wieder neue Überraschungen beim Bauvorhaben in der Inneren Münchner Straße.
Tilman von Kuepach (Landshuter Mitte) wollte wissen, ob die „neuen“ Wände schon gebaut sind? „Ja“, beim mittleren und linken Penthaus, sei dies schon der Fall, wurde ihm geantwortet. Dies missviel Bernd Friedrich (BfL): „Die haben ohne unsere Genehmigung vollendete Tatsachen geschaffen.“ Stefan Gruber (Grüne) sah das weniger dramatisch: „Schwamm drüber“ empfahl er. „Wir sind froh, dass hier endlich wieder ein Supermarkt eröffnet und Wohnungen entstehen“.
Oberbürgermeister Alexander Putz erinnerte an die damals zähe Genehmigung, als das Gebäude um ein Stockwerk reduziert und damit die Penthäuser um ein Geschoss weiter nach unten rutschten: „Hätten wir damals anders entschieden?“ und kündigte an: Das Vorgehen missbillige ich, werde aber dem Ansinnen des Bauherren zustimmen.
Bernd Friedrich legte noch nach: Die Konsequenz wäre ein Rückbau oder eine Einstellung des Baus und fragte: „Wie wollen wir das nach dem Baurecht begründen?“ Darin sah Baudirektor Johannes Doll kein großes Problem. Denn die Umplanung hatten sich erst mit dem Bericht des Prüfstatikers erbeben.
Stadträtin Anke Humpeneder-Graf warnte vor Schadensersatzklagen durch Hans Eller, dem auf der gegenüberliegenden Straßenseite die sogenannten Rundfunkhäuser gehören und fand es nicht in Ordnung, die Wände weiter nach außen zu setzen. Johannes Doll versuchte zu entkräften: „Wir haben es hier mit einem komplexen Vorhaben zu tun und da kommt es zu Umplanungen.“
„Was wäre gewesen, wenn der Bauherr mit den neuen Dimensionen einfach fertig gebaut hätte“, stellte Stefan Gruber fragend in den Raum und gab die Antwort gleich selbst: „Dann hätte er ein Bußgeld bekommen.“ Darauf meine Rudolf Schnur: „Dann können wir gleich eine Preisliste machen, wenn wir dieser Sache zustimmen“ und empfahl: „Der Investor muss mit seinem Statiker ins Reine kommen, dafür ist der Bausenat nicht zuständig.“
Trotz des gütlichen Vorschlags durch Tilman von Kuepach: „Ich glaube nicht, dass es sich um eine persönliche Schuld des Investors handelt, schlagen wir ein Ei drüber“, wurde dem Ansinnen des Bauherren mit 7:4 Stimmen nicht entsprochen. Anja König, Stefan Gruber, Tilman von Kuepach und OB Alexander Putz stimmten mit „Ja“.