Foto (W. Götz): Momentaufnahme aus dem Musikfeuerwerk zur Bartlmädult 2016.
Landshut – gw (12.12.2018) Mit ihrem Antrag, bei den Frühjahrsdulten auf Feuerwerke zu verzichten, zettelte Stadträtin Elke März Granda (ÖDP) eine intensive Diskussion an. Sie könne sich zum Schutz von brütenden Vögeln auch gut Alternativen vorstellen. Während Schaustellersprecher Christian Buchner eindringlich pro Feuerwerk plädierte, wollten andere Stimmen nicht ausschließen, mal was neues zu probieren. Schlussendlich einigte sich der Dultsenat auf ein Hausaufgabenheft für die Verwaltung.
Elke März Granda möchte keinesfalls die Spaßverderberin der nächtlichen Illuminationen im Himmel der Dultfreitage sein. Vielmehr wünscht sie sich kreative Ideen, gegenüber den Feuerwerken während der Frühjahrsdult, wie musikalisch begleitete Laserschauen, faszinierende Drohnenballetts oder spektakuläre Feuervorführungen.
Ihr Ansinnen gilt der Tierwelt, die durch die Kracherei der Böller „in Angst und Panik versetzt wird“. Besonders Vögel reagieren sehr empfindlich, flüchten und verlassen ihr Brutgelege in dem naturschutzrechtlich hochwertigen Areal an der Isar. Also dort, wo das Feuerwerk abgeschossen wird.
Stadtdirektor Harald Hohn stand dem Ansinnen durchaus offen gegenüber. Allerdings handelt es sich bei den Feuerwerken um absolute Besuchermagnete, für die dann eine neue, gleichwertige Attraktion gefunden werden muss. Hohn sprach auch an, dass eine Laserschau in etwa doppelt soviel kostet wie ein Feuerwerk. Das muss alles auch mit den Festwirten und Schaustellern besprochen werden, die dafür finanziell aufkommen.
„Die Höhenfeuerwerke mit Musik sind von der Dult nicht wegzudenken“, verteidigte Schaustellersprecher Christian Buchner den Status Quo, „Sie sind seit den 50er Jahren ein Highlight.“ Woanders, so Buchner, finden Feuerwerke in Naturschutzgebieten statt und gab zu bedenken dass auch bei Gewitter, Flugzeugen oder Kettensägen die Vögel fliehen. Für Buchner steht allsamt die Attraktivität des Festes an der Isar im Vordergrund. „Gute Schausteller lassen sich auch nur durch Attraktivität gewinnen“. Zudem wurden eh schon die Lautstärke der Musik und das Kaliber der Böller reduziert.
10.000e Menschen kommen, weil das Feuerwerk opportun sei, so Dr Thomas Haslinger (CSU), der sich wünscht vor einer Entscheidung zunächst die Vogelpopulation zu untersuchen und die Kostenfrage zu klären. „Die Vögel haben die letzten 60 Jahre hier gebrütet und werden das auch in den nächsten 60 Jahren noch tun.“ Insgesamt passt für Haslinger eine Laserschau nicht zur Dult.
Elke März Grand verwies auf Straubing, das zu Silvester auf ein Feuerwerk zu Gunsten einer Laserschau verzichtet. „Das Stadtmarketing war überwältigt von den Zuschauerzahlen.“ Dass auch in der histrischen Innenstadt Landshuts künftig auf Silvesterfeuerwerke verzichtet wird, darauf hat Stadträtin März-Granda sehr viel Zustimmung aus der Bürgerschaft erhalten.
Was sie nicht möchte, ist neue Ideen von vornherein abzulehnen und nicht so skeptisch zu sein, wie Christian Buchner. Ihr geht es darum, auch der Natur etwas Gutes zu tun.
Robert Neuhauser war von dem Antrag befremdet, „ohne davor mit den Schaustellern zu reden, die das alles bezahlen“. Robert Mader (FW) stellte in Frage, ob es einen Nachweis zur Schädigung der Vogelpopulation gäbe und mahnte: „Wie müssen aufpassen, die Dult nicht kaputt zu machen“. Daher solle ohne zwingende Bedürfnisse nichts geändert werden. So schlug Mader vor, etwas neues an einem anderen Tag auf der Dult auf Kosten der Stadt auszuprobieren.“
„Auf eigene Kosten“, so Harald Hohn, „denn die Dulten müssen sich selber tragen und der Kämmerer hat dafür kein Geld.“
„Die Natur ist mir wichtiger als ein Feuerwerk“, räumte Gerd Steinberger (SPD) ein und nannte den Antrag „gerechtfertigt“, da das Feuerwerk ein Populationssterben durchaus unterstützen kann. Aus seiner Erfahrung als Handwerker weiß er, wenn er ein Gerüst mit einer Plane oder Schutznetz aufstellt, dann bekommt er auch Besuch vom Vogel- und Naturschutz, die prüfen, ob das Auswirkungen auf brütende Vögel hat.
Tradition, Moderne und Vernunft, darum geht es für Lothar Reichwein (CSU). Auch die Schausteller denken bei ihren Karussells immer wieder neu und an höher und schneller. „Daher sollten wir offen sein und nach vorne denken. Reichwein könnte an einem Drohnenballett durchaus Gefallen finden.
Wie es dann um die Böllerschützen, die vom Schanzl, bzw. dem Ottonianum mit ihren Salven den Dulteinzug begleiten, hinterfragte Ludwig Zellner (CSU), „Warum sollen die attraktiven Feuerwerke geändert werden?“ Und die, die es nicht wollen – die Schausteller – müssen dafür auch noch zahlen: „Unfair“, lautet Zellners Urteil, der kurz und knapp forderte: „Ablehnen und fertig!“
„Der Beschluss heißt doch nicht, dass das Feuerwerk abgeschafft werden soll“, äußerte sich Raziye Sarioglu (Grüne), „sondern es geht darum, Alternativen aufzuzeigen“. Für sie steht ein visuelles Erlebnis im Vordergrund, „aber auf den Krach kann ich verzichten“.
Robert Mader formulierte es noch etwas plakativer: „Die restliche Dult stört die Vögel wohl nicht? Die macht auch Krach. Dann müssen wir die Dult in eine Halle verlegen.“ Harald Hohn klärte dazu auf: „Bei der Dult handelt es sich um eine Dauerbeschallung, beim Feuerwerk um ein punktuelles Lärmereignis.“
Mit dem gefassten Beschluss kommt auf Harald Hohn und die Verwaltung nun eine Menge Arbeit zu. Sie sollen Erfahrungen aus anderen Städten einholen, die Brutauswirkungen der Feuerwerke überprüfen, die Wirtschaftlichkeit von Alternativen berechnen und auf Wunsch von Dr. Thomas Haslinger klären, ob eine Laserschau luftfahrttechnisch realisierbar sei, da sich über Landshut auch Flugschneisen zum Münchner Airport befinden.