Einsatz bei einem schweren Verkehrsunfall in der Luidpoldstraße. - Fotos: Freiwillige Feuerwehr Landshut
Landshut - ffw (16.02.2021) - Das Jahr 2020 der Freiwilligen Feuerwehr Landshut stand wie das öffentliche Leben nahezu ausschließlich unter dem Zeichen von Corona. Dies führte zu einem deutlichen Rückgang an Übungen und Sicherheitswachen und dem kompletten Wegfall des Vereinslebens. Die Einsatzzahl blieb konstant hoch und mit 1.406 Einsätzen über dem Niveau des Vorjahres.
Insgesamt mussten im vergangenen Jahr bei Einsätzen der Feuerwehr zehn Todesfälle beklagt werden. Seitens der Einsatzkräfte gab es im aktiven Dienst vier verletzte Kameraden. Besonders ärgerlich wiegt die Fußverletzung eines Kameraden, der mehrmals mutwillig von einem Autofahrer angefahren wurde.
Plus 31 Mitglieder
Die Zahl der Mitglieder im aktiven Dienst liegt mit 376 (358 männlich, 18 weiblich) über dem Vorjahresstand (329 m/16 w). Die Mitgliederzahl der Jugendfeuerwehr, (Mitgliedsalter ab 14 Jahren), liegt bei 23 (Vorjahr 24). 30 Frauen und Männer konnten 2020 neu aufgenommen werden (5 in die Jugendfeuerwehr). Vier Personen sind ausgetreten und vier Personen wurden studien- bzw. arbeitsbedingt für ein Jahr beurlaubt.
Der Gesamtmitgliederstand liegt mit allen aktiven, passiven, fördernden und Ehrenmitgliedern (164), der Jugendfeuerwehr, dem Spielmannszug (10 Mitgl.) und der Feuerwehrkapelle (53 Mitgl., davon 7 parallel im aktiven Dienst) bei 619.
Einsatz-, Übungs- und Wachzahlen
Das unverändert hohe Einsatzniveau ist mit 1.406 Einsätzen (2019: 1.376) leicht gestiegen (plus 2,1 Prozent). Die Steigerung an Einsätzen lag vor allem am Orkantief Sabine im Februar mit rund 230 Einsätzen an zwei Tagen sowie weiteren gut 50 Einsätzen bei zwei Unwetterlagen im Sommer.
Einsatzverteilung im Jahr 2020
Im Einzelnen musste die Landshuter Feuerwehr 412 Brandeinsätze (Vorjahr: 446; minus 7,5 Prozent), 903 Technische Hilfeleistungen (Vorjahr 824; plus 9,6 Prozent) und 91 sonstige Tätigkeiten (Vorjahr 106; minus 14 Prozent) abarbeiten.
In den Zahlen sind insgesamt 234 Fehlalarme (Vorjahr 220; plus 6,4 Prozent) inbegriffen. Die Fehlalarme resultieren zum allergrößten Teil aus automatisch aus- gelösten Brandmeldeanlagen. Mit erfasst sind fälschlicherweise ausgelöste Rauchwarnmelder sowie Irrtümer, respektive Falschwahrnehmungen der Meldenden. Zu Fehlalarmen durch automatische Brandmeldeanlagen weist die Feuerwehr auf die Sorgfaltspflicht hin. Bei vermeidbaren Auslöseursachen (Handwerksarbeiten, fehlende Infor- mationsweitergabe, unsachgemäßer Umgang, usw.) werden die Einsätze in Rechnung gestellt. Im Einsatzgebiet der Feuerwehr gab es 2020 insgesamt 34 Alarme durch Rauchwarnmelder (Vorjahr 39). Dabei konnten die Rauchwarnmelder in 50 Prozent der Fälle frühzeitig auf entstehende Brände hinweisen, rechtzeitig Alarm schlagen und dadurch größeren Schaden verhindern. In den meisten Fällen handelte es sich um angebranntes oder vergessenes Essen.
Die Corona bedingt rückläufige Zahl an Verkehrsunfällen, vor allem schwere Verkehrsunfälle, macht sich in einer deutlich niedrigeren Zahl geretteter und betreuter Personen bemerkbar. Die Zahl der aus misslichen Lagen (Drehleiterrettungen, Verkehrsunfälle, eilige Türöffnungen, usw.) geretteten Personen sowie Personen, die von Sanitätern der Feuerwehr betreut wurde, lag bei 199 (Vorjahr 317; minus 37 Prozent).
Die Feuerwehrfrauen und -männer leisteten ehrenamtlich 17.452 Einsatzstunden (Vorjahr 13.816 – plus 26 Prozent). Dies entspricht knapp 50 Einsatzstunden pro aktivem Feuerwehrmitglied (Vorjahr 40).
Feuerwehren aus Landshut, Moosburg und Wang bekämpften gemeinsam einen Brand in der Bathmühle bei Bruckberg.
Durch den Lockdown, bestehende Einschränkungen sowie die Absage aller Großveranstaltungen ist die Zahl der Sicherheitswachen von 205 auf 41 gesunken. Dementsprechend niedrig ist mit 369 Stunden die Zahl an geleisteten Wachstunden (Vorjahr: 3.127) Übungen und Ausbildungen wurden ab März nahezu komplett auf null gefahren und im Sommer wurden nur die notwendigsten Übungen mit verringerter Teilnehmerzahl durchge- führt. Dementsprechend wurden 2020 „nur“ 6.325 Übungsstunden (2019: 12.900) registriert.
Rechnet man die vorgenannten Zahlen auf, so hat eine Feuerwehrfrau bzw. ein Feuerwehrmann im Schnitt 68,40 Stunden ehrenamtlichen Dienst für die Allgemeinheit (Vorjahr 86) geleistet.
Zwei Kameraden angefahren, vier Einsatzkräfte verletzt
2020 war leider ein Jahr, in dem sich Einsatzkräfte vermehrt mit uneinsichtigen Verkehrsteilnehmern und rücksichtslosen Personen beschäftigen musste. Bei einigen Einsätzen musste die Polizei Platzverweise aussprechen, um Schaulustige aus dem Arbeitsbereich der Wehr zu bekommen.
Während ein vorsätzlich ange- fahrener Kamerad beim Orkantief Sabine noch mit dem Schrecken davon kam, erwischte es im Herbst einen Kameraden deutlich schlimmer. Ein Autofahrer wollte die Sperrung nicht akzeptieren und fuhr dem absperrenden Feuerwehrmann mehrmals über bzw. an den Fuß. Bei diesem Vorfall, bei einem Brandeinsatz, beim Orkantief Sabine sowie einem medizinischen Notfall wurden insgesamt vier Feuerwehrmänner verletzt. Alle vier erlitten „nur“ leichtere Verletzungen und konnten das Krankenhaus nach ambulanter Behandlung verlassen. Teilweise mussten die Kameraden im Anschluss ein bis zwei Wochen krankgeschrieben werden.
Rückblick auf einige Einsätze
Das Jahr begann am 2. Januar mit einem Wohnhausbrand und einer in den Flammen verstorbenen Person. Eine weitere Person wurde verletzt. Am 10. Februar wurden Stadt und Landkreis Landshut von Orkantief Sabine heimgesucht. Über zwei Tage hatte die Feuerwehr 230 Einsätze abzuleisten. Mehrere Löschzüge unterstützen die Feuerwehren des Landkreises, unter anderem in Altdorf, Unterglaim und Bruckberg. Dazu beschäftigte die Feuerwehr ein umgestürzter Feldhäcksler bei Berndorf, ein schwerer Verkehrsunfall in der Luitpoldstraße sowie eine unter einem Lieferwagen eingeklemmte Person im Innenstadtbereich.
Neue Ausrüstung/Neubauten
Bei der Modernisierung der Feuerwachen und des Fuhrparks gab es weitere Fortschritte. Der Feuerwehrbedarfsplan, wurde fertiggestellt und vom Landshuter Stadtrat am 26. Juni einstimmig verabschiedet. Die Feuer- wache Siedlung nimmt mehr und mehr Gestalt an und soll Ende des ersten Quartals 2021 bezogen werden. Am Hofberg sowie für den Ausbau der Atemschutzwerkstatt in der Hauptfeuerwache laufen die Planungen, so dass 2021 auf Baubeginn gehofft wird.
Die neue Drehleiter der Achdorfer Wehr.
An neuen Fahrzeugen konnte im Sommer das lange erwartete Löschgruppenfahrzeug „LF KatS“ aus dem Katastrophenschutzhaushalt des Bundes in Empfang genommen werden. Die dritte Drehleiter konnte am Wochenende vor Weihnachten - quasi mit dem Christkindl - in Landshut begrüßt werden. Ebenfalls konnte ein zweiter Abrollbehälter „AB Pritsche“ für das große Katastrophenschutzfahrzeug in Dienst gestellt werden.
Vereinsleben
Für das Vereinsleben und die Kameradschaft war das vergangene „Corona-Jahr“ ein sehr trauriges Jahr. Ab März waren alle Veranstaltungen, Aktionen und Kameradschaftsabende auf Eis gelegt. Die von vielen Löschzügen ausgerichteten Stadtteilfeste, Tage der offenen Türe, Fronleichnamsfeste und dergleichen mussten ebenso wie Weihnachtsfeiern und Jahreshaupt- versammlungen entfallen. Auch der Spielmannszug und die Feuerwehrkapelle konnten im Januar und Februar nur einen Bruchteil ihrer normalen Aktivitäten und Auftritte absolvieren.
Ausblick 2021
Für 2021 hofft die Landshuter Feuerwehr auf einen baldigen Weg zurück in eine „einigermaßen“ vernünftige Normalität, die neben Übungen, Ausbildungen und Lehrgängen auch das für den Zusammenhalt wichtige Vereinsleben ermöglicht. Dazu hoffen die Einsatzkräfte auf ein zügiges Vorankommen bei den Neubauten sowie auf die weitere Modernisierung des Fahrzeugparks und der Feuerwachen.