Landshut (1.12.2018) In einer kooperativen Veranstaltung von „AnSWerk“, der „AWO Landshut“, Diakonie, Lebenshilfe Landshut und des Behindertenbeauftragten der Stadt Landshut, Franz Linzmeier, referierte Tobias Polsfuß jüngst im Mehrgenerationenhaus über „Inklusive Wohngemeinschaften“. Angestoßen von einer Anfrage eines Bürgers mit Behinderung zu dieser Wohnform, fiel die Wahl nicht zufällig auf diesen Referenten: Inklusive Wohngemeinschaften: Warum es mehrere davon geben sollte, zeigte Tobias Polsfuß eindrucksvoll auf. Foto: Daniela Buchholz
Polsfuß ist in Landshut aufgewachsen, studiert in München „Gesellschaftlicher Wandel und Teilhabe“ und lebt seit fünf Jahren in einer inklusiven Wohngemeinschaft. Wie er sagte, unterscheide sich das Leben in dieser Wohngemeinschaft (WG) grundsätzlich nicht von dem in einer üblichen WG, mit allen Vor- und Nachteilen. Nur, dass dort Menschen mit und ohne Unterstützungsbedarf zusammenleben.
Diese Art zu Wohnen funktioniert in der WG so gut, dass sich Tobias Polsfuß gewundert hat, weshalb es nicht noch mehr von diesen Wohngemeinschaften gibt.. Wohnen müssten schließlich alle irgendwo. Und mit diesem Gedanken im Hinterkopf hat er sich entschlossen, „Wohn:Sinn“ zu gründen. Die Internetplattform „Wohn:Sinn“ möchte dazu beitragen, inklusive Wohngemeinschaften in der Öffentlichkeit präsenter zu machen und bietet für interessierte Personen, Vereine und auch bereits vorhandene Leistungserbringer Unterstützung an, inklusive Wohngemeinschaften zu gründen.
Dabei hat Polsfuß mit seinen Mitstreitern eine Vision: „Wir begreifen Wohnen als Menschenrecht. Das bedeutet für uns, dass alle Menschen die Möglichkeit haben sollten, zu entscheiden, wo, wie und mit wem sie leben. Dieses Recht muss unabhängig von der finanziellen Lage, Behinderung, Lebensform oder sonstigen persönlichen Merkmalen gültig sein.“ Aus dieser Vision ergibt sich für ihn auch eine Mission: „Wir wollen insbesondere die Wohnsituation von Menschen mit Behinderung verbessern.“
Tatsächlich gibt es in Deutschland bereits mehrere Initiativen aus denen inklusive Wohngemeinschaften mit variierender Personenzahl, unterschiedlicher Zusammensetzung und verschiedensten Konzeptionen hervorgegangen sind. Das wiederum hat Polsfuß dazu veranlasst „Wohn:Sinn – Bündnis für inklusives Wohnen“ zu gründen. Alle Bündnisteilnehmer eint ein gleiches Verständnis, was in inklusiven Wohn- und Hausgemeinschaften unumstößlich gelten müsse: Unter anderem, dass Menschen mit und ohne Behinderung freiwillig und gleichberechtigt miteinander leben und sich im Alltag auf Augenhöhe begegnen, dass das Recht aller Bewohner auf selbstbestimmtes Leben geachtet und dass die notwendige Unterstützung von Bewohnern mit besonderem Unterstützungsbedarf nachhaltig gewährleistet werde.
Das sei die Basis für gemütliche Abende vor dem Fernseher und eigenständige Kontakte zum Wohnumfeld, gemeinsame Unternehmungen bis hin zu hitzigen Diskussionen über den Abwasch oder die regelmäßige Unordnung im Kühlschrank. Inklusives Wohnen sei besonders, dennoch sei es für die Bewohner ein Leben, wie es viele junge Leute führen, ist Polsfuß überzeugt: „Eben der ganz normale Wohnsinn.“ Ausführliche Informationen gibt es unter Opens external link in new windowwww.wohnsinn.org.