Region Landshut (07.11.2017) Knapp 600 Lehrstellen sind bis Oktober zum Ausbildungsstart Herbst 2017 unbesetzt geblieben. 13 Jugendliche haben noch keinen Ausbildungsplatz gefunden. Das ist die Bilanz der Agentur für Arbeit Landshut-Pfarrkirchen zum gerade angelaufenen Ausbildungsjahr. „Die gute Nachricht ist: im vergangenen Jahr haben mehr junge Menschen eine Ausbildung gesucht – und die meisten konnten versorgt werden“, stellte Eva Maria Kelch (Foto), seit kurzem neue Leiterin der Agentur für Arbeit Landshut-Pfarrkirchen fest. Sie war zuvor bei der Arbeitsagentur Passau tätig.
Zwischen Oktober 2016 und September 2017 haben sich 2.571 Jugendliche bei der Agentur für Arbeit Landshut-Pfarrkirchen als Bewerber für eine Ausbildung gemeldet.
Das sind 15 Bewerber mehr als im gleichen Zeitraum des Vorjahres. Zugleich haben die Betriebe 3.769 Ausbildungsstellen gemeldet. Das sind 114 Stellen mehr als im Jahr zuvor.
Rein rechnerisch ist die Nachwuchslücke damit erheblich. Einige Arbeitgeber haben über private Kontakte etwa von Mitarbeitern inzwischen Auszubildende gefunden oder ein Alternativangebot der Agentur für Arbeit angenommen. Bis zuletzt sind jedoch knapp 600 Ausbildungsstellen offen geblieben. Innerhalb weniger Jahre hat sich der Ausbildungsmarkt damit stark gewandelt.
Er bietet für die jungen Menschen heutzutage vielfältige Chancen. Betriebe haben jedoch in vielen Branchen erhebliche Probleme Nachwuchs zu finden. „Wir beraten Arbeitgeber dann über mögliche Alternativen zur klassischen Ausbildung“ so Kelch „teilweise kontaktieren wir diese Betriebe, teilweise kommen sie von selber auf uns zu.“ Alternativen können etwa die von der Agentur geförderte Weiterbildung von eigenen, bisher gering qualifizierten, Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern sein. Zudem sind manche junge Menschen nach der Schule noch nicht gleich reif für eine Ausbildung. Hier bietet die Agentur für Arbeit dem Arbeitgeber und dem Jugendlichen Unterstützung, beispielsweise durch eine Einstiegsqualifizierung, an. Kelch appelliert an die Arbeitgeber, auch diesen Jugendlichen eine Chance zu geben. „Auch Jugendliche, die auf dem ersten Blick nicht unbedingt zu den Wunschauszubildenden gehören, haben viele Fähigkeiten und eigene Talente.
Mancher benötigt jedoch Unterstützung. Hier kann die Agentur für Arbeit helfen. Das reicht von einer Einstiegsqualifizierung, einer Art Langzeitpraktikum im Betrieb mit Besuch der Berufsschulfachklasse, bis zu assistierter Ausbildung“ so Kelch. Dabei bietet die Agentur für Arbeit eine sozialpädagogische Begleitung für die Ausbildung oder auch ausbildungsbegleitende Hilfen, eine Art „Nachhilfeunterricht“, für die Berufsschule an.
Außerdem könnten auch junge Menschen zwischen 25 und 35 Jahren ohne Berufsausbildung als Auszubildende in Frage kommen. Diese Personengruppe steht im Fokus der Unterstützung von Jobcentern und Arbeitsagenturen und werden im Rahmen der Initiative „Zukunftsstarter“ betreut. Ziel dieser Aktion ist es, sie für eine Aus- und Weiterbildung mit dem Ziel eines Berufsabschlusses zu gewinnen und so den Fachkräftebedarf der Betriebe zu decken.
„Für junge motivierte Mütter suchen wir immer wieder nach Teilzeitausbildungsstellen.
Noch wird das Ausbildungsmodell viel zu selten praktiziert. Auch Betriebe profitieren von dem Ausbildungsmodell. Die Ausbildung des eigenen Personals sichert die Fachkräfte von morgen“, so Kelch. Teilzeit-Ausbildung müsse demnach nicht immer nur 20 Stunden wöchentlich bedeuten, sondern könne durchaus auch 30 oder andere Stundenzahlen umfassen. Nicht bei allen Teilzeitausbildungen ist dann eine Verlängerung der Ausbildungszeit zwingend nötig.
Die bisherigen Erfahrungen sprechen dafür, dass im so genannten „fünften Quartal“ von Oktober bis Dezember noch eine große Anzahl der derzeit noch unbesetzten Ausbildungsstellen mit Hilfe einer dieser Alternativen besetzt werden kann. Neben den unversorgten Bewerbern, gibt es Bewerber, die zum 30. September zwar in eine Alternative eingemündet sind, ihren Vermittlungswunsch in eine duale Ausbildung jedoch aufrechterhalten haben.
Für diese sowie die noch unversorgten Bewerber werden die Vermittlungsaktivitäten fort- gesetzt. Zudem melden sich auch laufend Jugendliche, die aus unterschiedlichen Gründen
(wieder) auf der Suche nach einer Ausbildung sind. Auch Betriebe melden Ausbildungsstellen, die (wieder) frei geworden sind.
Der Ausbildungsmarkt nach regionalen Gesichtspunkten:
Im Zeitraum vom 1. Oktober 2016 bis 30. September 2017 haben Betriebe
aus Stadt und Landkreis Landshut der Agentur für Arbeit knapp 1.900 Berufsausbildungsstellen gemeldet. Das waren in etwa so viele wie im Berichtsjahr 2015/2016. Im Oktober gab es noch 259 unbesetzte Ausbildungsplätze. 1.394 Jugendliche waren in diesem Zeitraum Bewerber um eine Ausbildungsstelle (38 mehr als im Vorjahr). Von diesen haben am Stichtag 30. September 2017 noch sieben nach einer Ausbildungsstelle gesucht. Das entspricht einem Verhältnis von 37 unbesetzten Berufsausbildungsstellen je unversorgten Bewerber.
Im Landkreis Dingolfing-Landau waren von den 779 gemeldeten Ausbildungsstellen noch 81 zum Stichtag unbesetzt. Damit waren zehn Stellen weniger gemeldet als im Vorjahr. Trotz dieser Vielzahl an Ausbildungsstellen hatten zwei Bewerber am 30. September 2017 weder eine Ausbildungsstelle noch ein Alternativangebot. 604 Jugendliche waren als Bewerber bei der Agentur für Arbeit gemeldet, das sind 4 Prozent mehr als im Vorjahreszeitraum. Im Landkreis Dingolfing-Landau beträgt das Verhältnis unbesetzte Berufsausbildungsstellen je unversorgten Bewerber 41.
Im Landkreis Rottal-Inn waren 1.094 und damit 119 Berufsausbildungsstellen mehr gemeldet als im Vorjahr. Davon konnten bis zum Stichtag 257 noch nicht besetzt werden. Die Zahl der Bewerber um einen Ausbildungsplatz im Landkreis Rottal-Inn ist um 48 auf 573 zurückgegangen. Vier Jugendliche waren am 30. September noch mit Hilfe der Agentur für Arbeit auf der Suche nach einem Ausbildungsplatz. Das entspricht einem Verhältnis von 64 unbesetzte Berufsausbildungsstellen je unversorgten Bewerber.