Foto: Die Logistikfachrunde erlebte erfolgreiche Qualifizierung auch in der Praxis
Niederbayern (14.07.18) Weil die niederbayerische Wirtschaft sehr gut läuft, hat sich die Logistik zur Boombranche entwickelt. Überall werden Logistiker gebraucht, um die Produktions- und Lieferströme am Laufen zu halten. Am Freitag haben sich die Agentur für Arbeit, der Logistikdienstleister Kühne + Nagel und das Berufliche Fortbildungszentrum in der bfz-Außenstelle Dingolfing über die Lage auf dem Arbeitsmarkt und Qualifizierungsprojekte ausgetauscht, mit denen dem Fachkräftemangel begegnet werden kann.
„Auf dem regionalen Arbeitsmarkt ist die Nachfrage nach Fachkräften mit 800 offenen Stellen bei rund 8500 Beschäftigten im Bereich Lager/Logistik weiterhin hoch“, sagte Robert Maier, Geschäftsführer operativ der Agentur für Arbeit Landshut-Pfarrkirchen. „Darum verstärken wir die Förderung der beruflichen Weiterbildung in dieser Branche.“ Einerseits mit Maßnahmen für Quereinsteiger, die zu einem beruflichen Abschluss führen. Andererseits mit Qualifizierungsprojekten für Beschäftigte von Logistikunternehmen. Ein Schwerpunkt dafür sei das von der Arbeitsagentur geförderte, berufsbegleitende Programm WeGebAU (Weiterbildung Geringqualifizierter und beschäftigter älterer Arbeitnehmer in Unternehmen), in dem sich Logistikmitarbeiter zu Fach- und Führungskräften weiterbilden können. „Das bfz Landshut ist dabei ein wichtiger Partner, um die Wirtschaft passgenau mit Personal zu versorgen.“
Der weltweit aktive Logistikdienstleister Kühne + Nagel hat einen seiner geschäftlichen Schwerpunkte in Niederbayern und kennt die angespannte Situation auf dem lokalen Arbeitsmarkt nur zu gut: „Alle Logistiker in Niederbayern und so auch wir haben Herausforderungen, ausgebildete Fachkräfte für unsere komplexen logistischen Abwicklungen in unseren unterschiedlichen Branchen zu finden“, sagte Heiko Zimmermann, Leiter Automotive Kontraktlogistik Bayern von Kühne + Nagel. „Deshalb unterstützen wir diese Initiativen zur Aus- und Weiterbildung von Quereinsteigern. Denn wenn wir die Zukunft weiter in Niederbayern gestalten wollen, brauchen wir qualifizierte Mitarbeiter, die Verantwortung übernehmen und mit uns in Richtung Digitalisierung und Automatisierung gehen.“
Das bfz unterstützt den Arbeitsmarkt und die Wirtschaft mit verschiedenen Projekten zur Berufsausbildung und Weiterbildung. Seit 2013 laufen am bfz Dingolfing Umschulungen in den Berufen Kaufmann/-frau für Spedition und Logistikdienstleistungen und Fachlagerist/-in, wie Ingrid Schmidt, Leiterin des bfz-Hauptstandorts Landshut, erklärte. „Die Besteherquote lag bisher durchweg bei 100 Prozent, weil wir sehr praxisorientiert ausbilden. Darum schneiden unsere Teilnehmer bei der IHK-Abschlussprüfung so gut ab.“ Die nächste Umschulung zur Fachkraft für Lagerlogistik soll im September starten.
Daneben finden laufend Qualifizierungen im Bereich Lager/Logistik statt. Die Quereinsteiger unter den Teilnehmern haben zu Beginn des Fach- und Praxisunterrichts meistens kaum Vorkenntnisse. „In den Kursen lernen sie beispielsweise Kommissionieren und Verpacken, den richtigen Einsatz von Arbeitsmitteln und sie werden in den Themen Qualitätsmanagement und Arbeitsorganisation geschult“, sagte Schmidt. Auch der Gabelstapler-Führerschein gehört zum Programm. Ein besonderes Bildungsprojekt, um Menschen schnell in Arbeit zu bringen, sei die Teilqualifizierung zur Fachkraft für Güterbewegung und Arbeitsschutz im Berufsfeld Fachlagerist. In nur drei Monaten werden die Teilnehmer fit für den Einsatz in den Unternehmen gemacht – auch Bewerber aus dem Ausland.„Regelmäßig finden mehr als zwei Drittel unserer Absolventen einen Arbeitsplatz in der Region.“
Die berufsbegleitende Weiterbildung für Mitarbeiter von Logistikunternehmen läuft im Bildungswerk der bayerischen Wirtschaft (bbw), ein Schwesterunternehmen des bfz. Dort wird das Programm WeGebAU seit mehr als zehn Jahren erfolgreich umgesetzt, um Beschäftigte in kostenlosen Lehrgängen für die IHK-Prüfungen zum Fachlagerist, zur Fachkraft für Lagerlogistik oder zum Maschinen- und Anlagenführer vorzubereiten. „Über dieses Förderprogramm konnten wir bereitsmehr als 1500 Beschäftigte aus über 100 Unternehmen in Niederbayern zum Facharbeiterabschluss führen. Die Besteherquote liegt hier bei mehr als 98 Prozent“, sagte bbw-Seniorberater Hans Ramoser. „Diese Lehrgänge sind ein ideales Instrument, mit denen Unternehmen die Fachkräftelücke aus den eigenen Reihen schließen können – damit sie weiter konkurrenzfähig bleiben.“