Selbst Oberbürgermeister Hans Rampf, hier im Bid im Gespräch mit den Grünen Stadträten Metzger und Sigi Hagl, dahinter FW-Stadtrat Reichwein, konnte sich bei der Bürgerversammlung im Bernlochnersaal, zwischen Stadtdirektor Andreas Bohmeyer und seinem Pers. Referenten Thomas Link sitzend, eine süffisante Bemerkung zu den spektakulären Wahlen seiner Stellvertreter in drei geheimen Wahlgängen durch 43 anwesende Stadträte (plus seiner eigenen Person) nicht verkneifen.
Er sei froh, vom Volk gewählt worden zu sein, so der 65-jährige Rathauschef, den die wieder bzw neu gewählten Bürgermeister Dr. Thomas Keyßner (57, Die Grünen) und Erwin Schneck (62, Freie Wähler) im Amt um über drei Jahre bis 2020 überleben werden.
Rampf kann nur noch bis Ende 2016 Oberbürgermeister bleiben. Am Dienstag (27.05.) wird der Rathauschef im Rahmen einer Pressekonferenz die Aufgaben seiner Stellvertreter im Beisen von Dr. Keyßner und Schneck erläutern. Welche Ausschußsitzungen dürfen sie leiten, welche sonstigen Aufgaben sollen die ehrenamtlichen Stellvertreter mit eigenen Büros im Rathaus und jeweils eigener Sekretärin übernehmen. Rampf will anscheinend mehr Aufgaben als bisher delegieren.
Bei der CSU gab es vor allem am Mittwochabend in der Vorstandssitzung im Sportheim TV 64 eine lange und leidenschaftliche Aussprache. Tenor: Es sei einfach nicht energisch und verbindlich genug im unmittlebaren Vorfeld der BM-Wahlen mit den Stimmen-Koalitionspartnern verhandelt worden. Härte, Gefolgschaft einfordern usw. ist ja bekanntlich nicht die besondere Stärke von CSU-Parteichef Helmut Radlmeier, der seit 2009 in der Nachfolge von Dr. Wolfgang Götzer an der Spitze der Partei agiert. Am 11. Juni wird er sich nochmals im Rahmen einer Versammlung der CSU- und JU-Mitglieder einer sicher kontroversen Diskussion stellen müssen.
Jetzt, wenige Tage später, sehen CSU-Insider in der neuen, unerwarteten Situation durchaus die Chance für eine baldige Wiedervereinigung der Radlmeier-CSU mit der Landshuter Mitte um Prof. Goderbauer-Marchner, sind doch vier der fünf LM-Stadträte weiterhin bekennende CSU-Mitglieder. Neu-Stadtrat Tilmann von Kuepach, offiziell iemr noch CSU-Mittelstands-Sprecher, könnte dabei eine Schlüsselrolle zufallen. Er war ehemals Pressesprecher von Hans Rampf als dieser noch CSU-Fraktionsvorsitzender war.
Oberbürgermeister Hans Rampf ist im Konsens mit Fraktionschef Rudolf Schnur und dem weiterhin sehr einflußreichen Ex-Bezirkstagspräsidenten Manfred Hölzlein (72) vor allem daran gelegen, für 2016 möglichst einen gemeinsamen OB-Kandidaten - bzw. eine Kandidatin präsentieren zu können. Und da kommt man an der Dauer-Aspirantin Goderbauer-Marchner (54) nicht herum. Weil Dr. Keyßner mehrfach erklärt hat, nicht mehr für eine vierte OB-Kandidatur zur Verfügung zu stehen, wäre wohl der aussichtsreichste Rivale außen vor. Selbst OB Rampf hätte Keyßner zugetraut, bei einer einer erneuten Kandidatur das OB-Amt zu erobern. Wir erinnern uns, die aus Viecht (Gem. Eching) stammende Medienexpertin hatte vor zwei Jahren noch eine ganz andere Lebensplanung: Sie kandidierte für den 250.000 Euro-Job des BLM-Präsidenten.
Nein, der passionierte Radlfahrer Jurist Keyßner hält sich mit jetzt 57 Jahren für zu alt. Er wäre 2016 dann 60 und könnte nur mehr für eine Wahlperiode das OB-Amt ausüben, außer er würde 2020 dafür sorgen, dass die Stadtratswahl wieder mit der OB-Wahl zusammengelegt wird. Nur dann könnte er im Falle einer Wiederwahl sogar neun volle Jahre im Chefsessel des Rathauses amtieren.
Nein, bei den Grünen mangelt es ansonsten an OB-Kandidaten nicht: Fraktionschefin Sigi Hagl (47) schließt diese Option für sich nicht aus, obwohl sie mittlerweile (seit 17.11.2013) Landesvorsitzende der Grünen ist. Außerdem stehen mit den Neu-Stadträten Stefan Gruber und Prof. Frank Palme zwei weitere potentielle grüne OB-Kandidaten bereit.
Bei den Freien Wählern hat wohl MdL Jutta Widmann der Landshuter Mitte bei der BM-Stimmenkoalition zugesichert, nicht als OB-Kanididatin anzutreten. Das hat den LM-Stadträten die Wahl von Erwin Schneck sicher sehr erleichtert.
Überraschend hat in einer Wochenzeitung FW-Stadtrat Lothar Reichnwein (53) seine Bereitschaft zur OB-Kandidatur 2016 bekundet. Er ist damit beinahe der einzige offen bekennende Anwärter für die Nachfolge von Hans Rampf, sicher beflügelt durch die Wahl seines FW-Vorsitzenden Erwin Schneck zum 3. Bürgermeister und die Tatsache, dass seit dem 1. Mai mit Peter Dreier ein Freier Wähler an der Spitze des knapp 150.000 Einwohner großen Landkreises steht. Auch im Nachbar-Landkreis Regensburg amtiert jetzt mit Tanja Schweiger eine junge Landrätin aus dem Lager der "Freien". Die ehemalige FW-Abgeordnete ist die Lebensgefährtin (ein gemeinsamer Sohn) des dynamischen FW-Bundes- und Landesvorisztenden Hubert Aiwanger.
Also aktuell sind wohl drei bis fünf OB-Kandidaten bzw. Kandidatinnen aus dem Lager der CSU/LM (Goderbauer-Marchner, auch Rudolf Schnur und Thomas Haslinger werden genannt), den Freien Wählern (Reichwein) und den Grünen (Sigi Hagl oder Gruber bzw. Palme) in den Startlöchern. Bei der SPD drängt sich momentan aus Landshut selbst kein OB-Kandidat auf. 2010 hat ja der jetzige Fraktionschef Robert Gewies nur 4,98 Prozent erreicht. Steinberger hat ihn als 3. Bürgermeister dabei so gut wie nicht unterstützt. Er war seine ganze Amtszeit lang ein enger bekennender Rampf-Anhänger.
Ob es dem bei den BM-Wahlen zweimal unterlegen Gerd Steinberger gelingt, den einen oder die andere angebliche Ehrenwort-Brecher(in) zu outen, darf bezweifelt werden. Die Wahlen sind gelaufen. Jetzt richtet sich das öffenliche Interesse vor allem auf den 11. Juni, wenn die CSU-Mitlgieder die Umstände und blamablen Ergebnisse der BM-Wahlen ausdiskutieren. Ein Erdbeben oder gar eine Palastrevolution ist aber nicht zu erwarten. Helmut Radlmeier sitzt relativ fest im Sattel, wenn überhaupt, dann ist später eventuell sein freiwiliger Verzicht auf den Parteivorsitz denkbar, um der selbstbewußten und kampfstarken Landshuter Mitte die Rückkehr in die Großfamilie der CSU zu ebnen. /hs