Oberarzt Dr. Michael Schütze zeigt am Modell eine Kunststoff-Schädelplatte, die nach der erfolgreichen Rehabilitation eines Schädel-Hirn-Traumas wieder eingesetzt wird.
Schweres Schädel-Hirn-Trauma lautet die Diagnose bei Formel-1-Rennfahrer Michael Schumacher ,der heute 45 Jahre alt wird. Die Mediziner haben ihn in ein künstliches Koma versetzt. Entscheidend ist, wie schnell sie Hirndruck und Blutung in den Griff bekommen. Patienten wie Michael Schumacher werden in Landshut im Traumazentrum des Klinikums behandelt. In der Regel kommen diese im Hubschrauber oder im Rettungswagen im Klinikum an. Der leitende Oberarzt Dr. Michael Schütze ist Neurochirurg im Klinikum und versorgt gemeinsam mit anderen Fachabteilungen im Traumazentrum die Patienten mit Schädel-Hirn-Traumen Was genau diese Erkrankung bedeutet und wie die Behandlung vor Ort im Klinikum Landshut aussieht, erläutert der Neurochirurg im Interview.
Beschreiben Sie bitte kurz, was ein Schädel-Hirn-Trauma ist?
Als Schädel-Hirn-Trauma wird eine Verletzung von Kopf und Gehirn bezeichnet. Durch äußere Gewalteinwirkung z. B. beim Sport, stößt das Gehirn an die Schädeldecke. Es kommt zu einer Prellung; durch das anschwellende Hirngewebe steigt der Gehirndruck.
Wie macht sich ein Schädel-Hirn-Trauma bemerkbar?
Zunächst führt die Erschütterung des Gehirns zu Übelkeit, Erbrechen und starken Kopfschmerzen. Allein oder in Verbindung mit einer Bewusstseinseintrübung können diese Symptome Hinweise auf eine schwere Gehirnverletzung bzw. Blutung geben. Bei schweren Verletzungen sind die Patienten nicht mehr richtig ansprechbar, d. h. bewusstlos und reagieren so gut wie gar nicht mehr.
Wie stellt man ein Schädel-Hirn-Trauma fest?
Neben den klinischen Befunden ist die Computer-Tomographie (CT) des Kopfes das wichtigste Mittel bei der Diagnostik. Auf den Bildern ist bei einem schweren Schädel-Hirn-Trauma eine Blutung zu erkennen. Man unterscheidet hier Einblutungen im Gehirn oder Blutungen, die sich zwischen dem Schädelknochen und dem Gehirn befinden.
Was sind die ersten Schritte der Behandlung?
Wenn die CT-Bilder eine große Blutung zeigen, ist sofort eine neurochirurgische Notfallversorgung erforderlich. Operiert werden in der Regel Blutungen zwischen dem Schädelknochen und dem Gehirn. Einblutungen in das Hirngewebe werden nur in Ausnahmefällen operativ behandelt. Das ist z. B. bei sehr großen Blutungen im Stirnhirn der Fall, da diese Hirnareale weniger wichtige Funktionen haben, die bei einer Operation beschädigt werden können. Gleichzeitig reduzieren wir den Druck auf das übrige Hirngewebe. Bei zunehmendem Gehirndruck aufgrund mehrerer Einblutungen muss eine Dekompressionsoperation durchgeführt werden. Hierbei wird ein handflächengroßes Stück des Schädelknochens entfernt, um damit dem geschwollenen Gehirn Platz zu schaffen. Wenn es dem Patienten nach einer neurologischen Rehabiliation wieder besser geht, wird die Schädeldecke durch ein Kunststoff- oder Titan-Implantat ersetzt und geschlossen.
Was sind mögliche Folgen der Erkrankung?
Letztlich sind die Folgen eines Schädel-Hirn-Traumas vergleichbar mit denen eines Schlaganfalls. Es kann zu Lähmungen, Sprachstörungen oder auch Wesensveränderungen kommen.
Welche Sportarten erhöhen des Risiko eines Schädel-Traumas?
Zu den prädestinierten Sportarten gehören Handball, Eishockey oder Boxen. Bei diesen Sportarten treten am häufigsten Schädel-Hirn-Traumen auf - in der Regel durch einen unerwarteten Schlag auf den Kopf bzw. den Helm. Im Rugby oder Fußball passiert das interessanterweise nicht so häufig. Auch Bungeejumping ist dagegen relativ ungefährlich. Der freie Fall, das Abbremsen, das Auspendeln ist für den Kopf kein Problem.
Wie kann ich einem Schädel-Hirn-Trauma vorbeugen?
Der entscheidende Präventions-Tipp ist: Tragen Sie einen Helm! Beim Motorradfahren ist es sinnvollerweise Pflicht, beim Fahrradfahren leider noch nicht. Der Helm, egal bei welcher Sportart, bewahrt als erstes davor, dass die Schädeldecke bricht und es zu Blutungen kommt. Ein Beschleunigungstrauma kann damit leider nicht verhindert werden. Durch abruptes Beschleunigen und Abstoppen des Gehirns im Schädel können Verletzungen entstehen, die von außen nicht sichbar sind, jedoch unter Umständen zum Tode führen.