Von links Peter Wölling, Elke März-Granda, Andreas Gänsbacher, Dr. Peter Weinstock.
Landshut. Im Hinblick auf das vom Stadtrat am 20. Juli mit 22:17 Stimmen beschlossene Ratsbegehren zu einem oberirdischen Burgaufzug ("soll das Projekt weiter verfolgt wer- den") versammelten sich am Montagabend im Gasthaus Zur Insel auf Einladung der Bürgerinitiative (Bi) "Schützt den Burgberg" an die 50 Gegner dieses Projekts. Da wurden nicht nur die bekannten Argumente gegen ein derartiges Vorhaben vorgetragen. Es ha- gelte auch direkte Vorwürfe an die Adresse von Oberbürgermeister Hans Rampf.
Bi-Sprecher Andreas Gänsbacher faßte die drei wichtigsten Argument gegen einen Burgauf- zug zusammen: "Er paßt nicht in die historische Altstadt. Er bedeutet ein hohes finanzielles Risiko für die Stadt und ein Burgaufzug ist einfach absolut unnötig." Ab Anfang September sind sechs Infostände bis zum Ratsbegehren (13. Oktober) vor dem Rathaus und am Ländtor geplant. Neue Flyer wird es geben und andere Info-Aktionen. Rollstuhlfahrer sollen testweise auf der Burg die Strecke von der Schwedenwiese zum Burginnenhof abfahren. Eine eigene Homepage wird erstellt, Ja auch Dichter, Zeichner, Maler und sonstige Mitstreiter können sich zum Mitmachen melden.
Bi-Mitlglied Peter Wölling widersprach vor allem OB Rampf mit der Behauptung, dass ein Burgaufzug für Gehbehinderte vorteilhaft sei. Auf der Burg seien alle Wege gekiest,. Das sei Gift für Rollstuhlfahrer. Das bestätigte postwendend eine junge Mutter, die bereits auf der Burg schlechte Efahrungen mit einem Rollstuhl machen mußte. Sie plädierte dafür, "zuerst die Altstadt endlich barrierefrei zu gestalten". Dafür gab es spontanten Beifall.
Daß der Burgaufzug nicht oder fast nicht zu sehen sei, verwies Peter Wölling in des Reich der Märchen. Die sechs Meter breite Trasse vom Dreifaltigkeitsplatz quer hoch zur Schwedenwiese sei sehr wohl einsehbar. Wöliing: "Die Landshuter werden verblüfft sein, wie deutlich diese 240 Meter lange Trasse das Burghangbild beeinträchtigen wird."
Schon jetzt habe die finanzell klamme Stadt für Vorplanungen, die Ausstellung usw. an die 130.000 Euro ausgegeben. Der erforderliche Umbau des Dreifaltigkeitsplatzes koste mindetens weitere 1,5 Millionen Euro. Völlig unglaubwürdig nennt Wölling die Behauptung, dass sich durch einen Burgaufzug der Tourismus von 200.000 auf 400.000 Jahresbesucher steigern würde. Für Busse sei der Burgaufzug auch untauglich, weil ein Burgaufzug eine viel zu geringe Transportkpazität habe, nur 100 Personen pro Stunde. Weitaus vorteilhafter seien da Shuttlebusse, wie vom Vorsitzenden der "Förderer" (Dr. Ernst Pöschl) vorgeschlagen. Ein Besucher hat es ausprobiert: dieTaxifahrt von der Altstadt bis direkt zum Burginnenhof kostet lediglich sechs Euro. Bei vier Fahrgästen also nur 1.50 Euro. Die Fahrt mit dem Burgaufzug käme da weitaus teurer.
Auch BI-Mitglied Peter Weinstock beschäftigte sich dann mit dem "Lieblingsprojekt" des Oberbürgermeisters. So seien alle Vergleiche mit Salzburg oder Graz nicht tauglich, weil es sich bei diesen Städten um große Tourismusorte mit jeweils weit über eine Million Besucher pro Jahr handle.
Stadträtin Sigi Hagl erinnerte an 2006. Damals sei von Seiten der Stadt von Kosten im Rahmen von 400.000 bis 800.000 Euro die Rede gewesen. Die Stadt soll jetzt die Planungskosten inclusive Wirtschaftlickeitsberechnung usw. für einen möglichen Investor oder Sponsor bezahlen. Dafür müsse die Stadt nochmals mehrere hundertausend Euro in die Hand nehmen. Hedwig Borgmann zeigte sich überzeugt, dass auch bei einem privaten Investor hohe Kosten auf die Stadt zukämen. Stadtrat Markus Scheuermann befürchtet, dass der auf Schienen verlaufende Burgaufzug für die Nachbarn zum Lärmproblem werde. Stadträtin Elke März-Granda wußte, dass die Schienen die ganze Strecke hoch zwischen 50 Zentimeter und bis zu vier Meter Bodenfreiheit haben werden. Dazu komme eine mindestens 2.50 Meter hohe Kabine. Ein derartiger Gefährt sei sicher nicht völlig eingrünbar. Scheuermann meinte zudem, dass der Besitzer der Burg, die Bayerische Schlösser- und Seeenverrwaltung, kein Interesse an einem Burgaufzug habe. Auch der oberste Bayerische Denkmalschützer (Dr. Greipel) habe sich bei der Podiumsdiskussion im Rathausfoyer sehr spektisch bis ablehnend geäußert. Sigi Hagl verwies auf Passau, wo ein Burgaufzug zum Oberhaus am Denkmalsschuz gescheitert sei. Ex-Staträtin Petra Rabl erinnrete ebenfalls an die Vorbehalte der Denkmalschützer. Dann meldete ich erneut eine junge Besucherin: "Hans Rampf will sich selbst ein Denkmal setzen wie ehemals Josef Deimer mit dem Hofbergtunnel."
Sigi Hagl erinerte auch an dieTatsache, dass der Stadtrat selbst noch keinen Beschluß über einen Burgaufzug gefaßt habe. Elke März-Granda warb dann für eine rege Beteiligung an den geplanten Aktivitäten der Bürgerinitiative.
Unter den Besucher waren auch Sylvia und ihr Vater Heinz Grünberger, der am Fuß des Burgbergs wohnt. Er schilderte eindrucksvolle, wie empfindlich der Burghang rein geologisch sei. "Ich bin gegen einen Burgaufzug," so Heinz Grünberger. Auch Bürgermeister Dr. Thomas Keyßner war bei der Versammlung. Doch er meldete sich nicht zu Wort.
Bei unserer Umfrage zum Projekt Burgaufzug (siehe Titelseite rechts) kann jeder schon jetzt seine Stimme abgeben. Derzeit sind ca. 66 Prozent gegen eine weitere Behandlung des Projekts durch die Stadt.
Hans Danner, führendes Mitgled der Bürgerinitiative gegen den Bau einer Westtangente, vewies bei der Versammlung auf ein Treffen der Wettangenten-Gegner am Sonntag um 14 Uhr im Auwald. Beide Initiativen sollten sich treffen und gegenseitig unterstützen. Dann knüpfte sich Danner den Oberbürgermeister vor. Er habe Hans Rampf früher "Wirtschaftskompetenz" zugetraut, jetzt sei er "entsetzt über dessen Haltung in finanziellen Fragen" und dann setzte Danner noch eins drauf: "Die CSU hat bei mir voll verschissen", so der bekennende Noch-CSU'löer. Sagte es und verließ zu einem anderen Termin die Versammlung. /hs