Im Rahmen der Literaturreihe „Mitten ins Herz" liest der Schauspieler und Regisseur Heinz Oliver Karbus am Sonntag, 27. April, um 11 Uhr, im Lesecafé der Stadtbücherei im Salzstadel, Texte und Gedichte der deutsch-jüdischen Dichterin Else Lasker-Schüler. Sie gilt als herausragende Vertreterin der avantgardisti- schen Moderne und des Expressionismus.
Für den musikalischen Rahmen der Matinee sorgt wieder Martin Kubetz mit seinen Eigenkompositionen.
Else (Elisabeth) Schüler wurde am 11. Februar 1869 in Elberfeld als jüngstes von sechs Kindern einer assimilierten jüdischen Familie geboren. 1895 heiratete sie den Arzt Bertold Lasker und zog mit ihm nach Berlin, wo sie mit der Künstlerkolonie „Neue Gemeinschaft" in Kontakt kam. Ihr Sohn Paul wurde 1899 geboren. 1902 erschien ihr erster Gedichtband „Styx". Ein Jahr später trennte sie sich von ihrem Mann und heiratete den Herausgeber des „Sturm", Herwarth Walden. In den folgenden Jahren erschienen mehrere Prosawerke und Dramen. Mit dem Gedichtband „Meine Wunder" (1911) wurde Else Lasker-Schüler zur führenden Repräsentantin des Expressionismus.
1912 ließ sie sich von Herwarth Walden scheiden und verliebte sch kurz darauf in Gottfried Benn, der zwar nicht auf Dauer mit der exzentrischen Dichterin zusammen leben wollte, aber zeitlebens ihr Freund blieb. Befreundet war Else Lasker-Schüler auch mit Wieland Herzfelde, George Grosz, Oskar Kokoschka, Franz Marc, René Schickele und Karl Kraus.
Ihr unkonventioneller Lebensstil wurde häufig kritisiert. 1914 wurde sie in München wegen ihrer Aufmachung viermal auf der Straße verhaftet, einmal auch in Prag.
1917 erschien der Band „Gesammelte Gedichte" mit einem Zyklus über den von ihr verehrten Gottfried Benn. Der Tod ihres Sohnes 1927 stürzte sie in eine tiefe Krise.
1932 mit dem angesehenen Kleist-Preis ausgezeichnet, musste sie nur ein Jahr später vor den Nationalsozialisten in die Schweiz fliehen, von wo aus sie 1939 nach Palästina emigrierte. 1943 erschien ihr letzter Gedichtband „Mein blaues Klavier" in Jerusalem.
Sie starb am 22. Januar 1945. Ihr Grab liegt auf dem Ölberg.
Else Lasker-Schüler war eine faszinierende Frau: Poetin, Zeichnerin, Muse und eine phantasievolle Selbstdarstellerin. Sie dichtete sich selbst prächtige Rollen zu: „Tino von Bagdad", „blauer Jaguar" oder „Prinz Yussuf von Theben" und kleidete sich entsprechend. Sie war exzentrisch, exaltiert. Eine auffällige Erscheinung. Gottfried Benn beschrieb sie einmal so: „Sie war klein, damals knabenhaft schlank, hatte pechschwarze Haare, kurz geschnitten, was zu der Zeit noch selten war, große rabenschwarze, bewegliche Augen mit einem ausweichenden, unerklärlichen Blick. Man konnte weder damals noch später mit ihr über die Straße gehen, ohne dass alle Welt stillstand und ihr nachsah: extravagante weite Röcke oder Hosen, unmögliche Obergewänder, Hals und Arme behängt mit auffallendem unechtem Schmuck..."
Diese Inszenierungen, ihre Zeichnungen, die Briefwechsel mit anderen Künstlern wie Franz Marc oder Gottfried Benn machten sie und ihr Leben, man könnte fast sagen, zu einem „Gesamtkunstwerk". Sie hatte so viele Talente, vor allem aber war Else Lasker-Schüler eins: eine leidenschaftliche, phantastische Dichterin, deren wunderbare Gedichte „mitten ins Herz" treffen werden.
Karten zur Veranstaltung gibt es für 5 Euro in der Stadtbücherei im Salzstadel.
Reservierungen sind möglich unter Telefon 0871/22878.
Im Bild oben: Texte und Gedichte der deutsch-jüdischen Dichterin Else Lasker-Schüler erwartet die Besucher der Literaturreihe der Stadtbücherei „Mitten ins Herz" mit Regisseur und Schauspieler, Heinz Oliver Karbus (links). Martin Kubetz (rechts) sorgt für den musikalischen Rahmen.
Foto Stadt Landshut