Der wegen Steuerhinterziehung (28,5 Mio. Euro) am 13. März verurteilte "Bayern"-Manager Uli Hoeneß (62) verbüßt seine Freiheitsstrafe definitiv nicht in der JVA Landshut-Berggrub. In den letzten Wochen gab es immer wieder Spekulationen, dass Hoeneß auf keinen Fall in Landsberg, sondern lieber in Bayerns modernster Haftanstalt, Landshut einsitzen möchte. In den vergangenen Tagen hatten deshalb auch Fotografen und Kamerateams die Einfahrt zur JVA Landshut-Berggrub ständig belagert. Doch Uli Hoeneß zog heute, Montag, in die Landsberger Haftanstalt ein. Um 11.45 Uhr fuhr die Limousine mit Hoeneß am 106 Jahre alten Gefängnis vor, wo mit Monika Groß eine Chefin das Sagen hat.
Hoeneß kam in einem Zivilfahrzeug der Polizei an den wartenden Fotografen und Kamerateams vorbei ins Gefängnis. Er muß eine Haftstrafe von drei Jahren und sechs Monaten verbüßen. Bei guter Führung kann ihm ein Drittel der Haftzeit erlassen werden. Der gebürtige Metzgersohn aus Ulm, zuletzt mit Wohnsitz in Bad Wiessee, muß wie alle anderen Mithälftlinge auch, Anstaltskleidung tragen. In seiner acht bis zehn Quadratmeter goßen Zelle sind lediglich ein Tisch, ein Stuhl, ein Bett, ein Wachbecken, ein Spind und eine offene Toilette. Die Duschen befinden sich auf dem Flur. Für die Nutzung eines Fernsehers muß der Häftling einen Antrag stellen. Pro Tag kann man bis zu 11.94 Euro steuerfrei im Landsberger Knast verdienen. Hoeneß hat mit Monika Groß jetzt für längere Zeit eine erfahrene JVA-Chefin.
Das Landsberger Gefängnis aus dem Jahre 1906 ist der ehemaligen JVA Landshut, 1902 in der Inneren Münchner Straße erbaut, recht ähnlich.
Wecken ist im Landsberger Knast um 6.50 Uhr. Frühstück gibt es um 6.10 Uhr. Ab 7 Uhr beginnt die Arbeit in den16 hauseigenen Betrieben, darunter sind auch eine Metzgerei sowie eien Druckerei. Um 11 Uhr ist ene Stunde Mittagspause. Ab 15.30 Uhr ist Feierabend. Das Abendessen muß auf der Zelle eingenommen werden. Um 19 Uhr werden die Zellentüren bis zum Wecken verschlossen.
Die Zellen sind spartanisch eingerichtet.
Die Landsberger Anstalt bietet relativ viele Sport- und Freizeitmöglichkeiten: eine Bücherei, Tischtennis beim Hofgang, Fußball auf grünem Rasen, Schachspiele oder Yoga-Kurse. Auch die Kirche steht allen Gefangenen ständig offen. - Besuche sind nur zweimal pro Monat (maximal je drei Personen) erlaubt. Nach der täglichen Arbeit (8 Std.) sind wechselseitige Besuche auf den Zellen gestattet. Das Mittagessen wird im großen Saal an langen Tischen eingenommen.
Das Warten der Fotografen vor zahlreichen Haftanstalten hat damit ein Ende. Auch vor der JVA Landshut-Berggrub waren stets mehrere Kamerateams bzw. Fotografen in Wartestellung. Die Landshuter JVA mit dem seit fünf Jahren als Anstaltsleiter agierenden Hans Amannsberger (54) ist noch mit der Aufarbeitung des Todesfalls des 28-jährigen Kosovarten Muslim H. beschäftigt. Er kam am Samstag, 24. Mai, nach einer nächtlichen Auseinandesetzung mit JVA-Bediensteten zu Tode. Der Kosovare, Entführer einer Lufthansa-Maschine am 1. April, um nicht nach Ungarn abgeschoben zu werden, erlitt bei einer Fixierung auf dem Boden einen Atem- und Herzstillstand. Später ist er trotz einer Reanimation durch einen Notarzt im einem Landshuter Krankenhaus verstorben. Jetzt ermittlelt die Staatsanwaltschaft gegen acht JVA-Bedienstete.
JVA-Leiter Amannsberger übernimmt zum 16. Juni die Leitung der doppelt so großen Haftanstalt in Straubing, wo er bereits vor 2009 als stellvertretender Chef tätig war. Ein Nachfolger für Landshut ist noch nicht bekannt.