Für die gelungene Pflasterneugestaltung in der Altstadt gab es viel Lob. Das Foto zeigt von links: Robert Brandl vom gleichnamigen bauausführenden Unternehmen, den Leiter des Tiefbauamts der Stadt, Markus Huber, den Leiter des Baureferats, Johannes Doll, Landtagsabgeordnete und Bürgermeisterin Jutta Widmann, Oberbürgermeister Alexander Putz, Regierungspräsident Rainer Haselbeck sowie Stadtrat und Verwaltungsbeirat für Menschen mit Behinderung, Dr. Frank Palme.
Landshut - pm (14.05.2021) Oberbürgermeister Alexander Putz hat am Freitagvormittag gemeinsam mit Regierungspräsident Rainer Haselbeck die neugestaltete Pflaster-Einmündung im Bereich der Theaterstraße offiziell für den Verkehr freigeben.
Der in der Plenumssitzung im September 2019 beschlossene Umbau des Kreuzungsbereiches als ersten Schritt hin zu einem barrierefreien Altstadtpflaster wurde nun vor wenigen Tagen fertiggestellt.
Beim Termin mit dabei waren auch Landtagsabgeordnete Bürgermeisterin Jutta Widmann sowie Stadtrat und Verwaltungsbeirat für Menschen mit Behinderung, Dr. Frank Palme, die sich beide in herausragender Weise für die Baumaßnahme eingesetzt haben. Die von allen Seiten als gelungene Baumaßnahme gewertete Pflasterneugestaltung erntete sowohl aus barrierefreien als auch gestalterischen und praktikablen Gesichtspunkten viel Lob. Das freute vor allem auch Robert Brandl vom gleichnamigen Unternehmen aus Neufraunhofen, der die Ausführung der Baumaßnahme hervorragend umsetzte.
Im Sommer 2019 wurde im Rahmen einer Bürgerbefragung anhand mehrerer Musterflächen für unterschiedliche Pflaster- und Fugenvarianten zunächst das Meinungsbild der Öffentlichkeit und der Verbände eingeholt. Nach ausführlichen Beratungen im Stadtrat fiel die Entscheidung für die Verwendung des Bestandspflasters, geschnitten und sandgestrahlt. Diese Lösung punktete neben dem Aspekt der Nachhaltigkeit vor allem mit den optischen Vorzügen: wenngleich durch die Oberflächenbehandlung aufgehellt, so harmonieren Farbspiel und Format der Steine am besten mit dem umgebenden Bestandspflaster und dem Straßenbild.
Ende Oktober 2019 begannen die Bauarbeiten. Hierfür wurden 600 Quadratmeter Granitpflaster ausgebaut, um sie für die Oberflächenbearbeitung (sägen und strahlen) und den Wiedereinbau vorzubereiten. Für die Überbrückungszeit in den Wintermonaten wurde eine provisorische Asphaltschicht eingebaut.
Die Fertigstellung war eigentlich bereits für den Herbst 2020 vorgesehen, wurde aber wegen der Corona-Pandemie in das Frühjahr 2021 verschoben, um Einschränkungen der betroffenen gastronomischen Freischankflächen zu vermeiden. In den vergangenen zwei Monaten fand nun der lang ersehnte Einbau der neuen Pflasterflächen statt. Darüber hinaus wurden im Zuge der Baumaßnahme Leerrohre für eine mögliche Stromversorgung elektrisch beheizbarer Schirme der Außengastronomie eingebracht.
Bei dem Pflasteraustausch handelt es sich um einen vorgezogenen ersten Abschnitt, der als stark frequentierter Kreuzungsbereich an strategisch günstiger und prominenter Stelle im Straßenzug liegt und deshalb bestimmt wurde.
Landshuter Altstadt ein Schmuckstück
„Wir haben uns im Vorfeld viele Gedanken gemacht“, sagte Oberbürgermeister Alexander Putz beim Termin. Die schwere Begehbarkeit des Altstadtpflasters einerseits, aber auch die gestalterischen Aspekte im historischen Ensemble andererseits zählten zu den vordergründigen Herausforderungen. „Doch wir haben eine tolle Lösung gefunden, die noch dazu nachhaltig ist“, so Putz. Dem pflichtete Regierungspräsident Rainer Haselbeck voll und ganz bei: „Die Landshuter Altstadt ist ein Schmuckstück und ein großes kulturelles Erbe für die Bezirkshauptstadt, aber auch weit darüber hinaus“, so Haselbeck. Es sei eine große Herausforderung, dieses kulturelle Erbe auch zu bewahren, zu pflegen und gleichzeitig optimal nutzbar zu machen. „Das Beispiel hier zeigt wunderbar, dass es tatsächlich auch möglich ist – und das auf eine nachhaltige Art und Weise. Es ist ein Musterbeispiel, wie man kulturelles Erbe bewahren kann, sodass auch die Gegenwart daran ihre große Freude hat – nicht nur optisch, sondern auch in der Nutzung“, resümierte der Regierungspräsident. Deshalb freue er sich darüber, dass die Regierung dank der Förderung des Freistaates auch einen Beitrag dazu leisten konnte, wofür ihm Oberbürgermeister Alexander Putz besonders dankte.
Extra-Lob für Fördermittel-Beschafferin MdL Jutta Widmann
Die Baumaßnahme hat insgesamt 301.000 Euro gekostet. Gefördert wird sie mit circa 168.000 Euro (Bezuschussung der zuwendungsfähigen Kosten mit einem Fördersatz von 60 Prozent), sodass für die Stadt ein Eigenanteil von etwa 133.000 Euro verbleibt. In diesem Zusammenhang richtete der Oberbürgermeister auch seinen großen Dank an die Landtagsabgeordnete und Bürgermeisterin Jutta Widmann, die sich persönlich für Sondermittel zur Finanzierung der Barrierefreiheit in der Altstadt einsetzte. „Es freut mich besonders, hier zu stehen“, sagte sie und bezeichnete die Maßnahme als „gelungenes Pilotprojekt“. Die Vielzahl der Seniorenheime in der Innenstadt, aber auch die Problematik, insbesondere die der Rollator-Nutzer, die an sie herangetragen wurde, haben sie dazu veranlasst, sich hier vehement einzusetzen.
Oberbürgermeister Alexander Putz hob besonders auch Stadtrat Dr. Frank Palme lobend hervor, dem die Umsetzung der Barrierefreiheit immer ein wichtiges Anliegen war, für das er als Verwaltungsbeirat für Menschen mit Behinderung stets mit großem Engagement eintritt. „Es ist ein großer Tag für die Menschen, die betroffen sind – nämlich die Menschen mit Behinderung“, betonte Palme und ist überzeugt: „Doch nicht nur für sie – Barrierefreiheit sei für alle Menschen gut, vor allem vor dem Hintergrund der Aufenthaltsqualität.“ Barrierefreiheit könne laut Palme aber auch nicht von heute auf morgen umgesetzt werden, sondern sei ein Prozess. „Mit dem Pflasteraustausch wurde ein erster Baustein hin zu dem großen Ziel eines barrierefreien Landshut gesetzt“, sagte er. Nach der Neugestaltung der Neustadt und Gassen sei man jetzt auf einem guten Weg. „Wichtig ist aber auch, dass es weitergeht und dass wir auch die Mittel im Haushalt einstellen, um den Zentralbereich und die historische Innenstadt barrierefrei zu gestalten“, äußerte Palme.
Die beschlossene flächige Lösung soll abschnittsweise im Lauf der Jahre sukzessive im gesamten Straßenzug Altstadt umgesetzt werden. Vorbereitende Maßnahmen für den nächsten Abschnitt – nämlich im Bereich des Hl. Geistspitals, wie der Leiter des Baureferats Johannes Doll informierte, seien bereits getroffen worden. Da es sich dort nicht zuletzt um einen zentralen Knotenpunkt für den Busverkehr handele, solle in einem weiteren Schritt ein Planungskonzept erstellt werden, sodass voraussichtlich nächstes Jahr mit dem zweiten Abschnitt losgelegt werden könne.
Für diesen barrierefrei ausgeführten ersten Abschnitt in der Fußgängerzone steht nun die Bewährungsprobe im Praxistest an. Die Erfahrungen aus Ausführung und Benutzung bringen wichtige Erkenntnisse für die Planung der weiteren Abschnitte.
P l a n u n g s v o r g e s c h i c h t e
Die Landshuter Altstadt wurde in den 90er Jahren mit hoher Städtebauförderung und in enger Abstimmung mit der Regierung von Niederbayern sowie dem Landesamt für Denkmalpflege umgebaut. Es wurde damals das gesamte Straßenprofil verändert einschließlich der Entwässerung; der Asphaltbelag wurde durch Kopfsteinpflaster ersetzt. Unter städtebaulichen und denkmalschutzrechtlichen Gesichtspunkten zählt die damalige Maßnahme zu den besten Beispielen für Umbauten historischer Plätze. Zur mangelnden Nutzerfreundlichkeit des teils stark gewölbten Großsteinpflasters mit breiter bituminöser Verfugung gab es jedoch von Anfang an kritische Stimmen. Lagen zu der damaligen Zeit gestalterische Aspekte absolut im Vordergrund, so fand in den letzten Jahren vor dem Hintergrund der UN-Behindertenrechtskonvention ein Umdenken statt. Im Sinne der Teilhabe am öffentlichen Leben für alle erfuhr die Barrierefreiheit zunehmende Bedeutung und fand Eingang in neue Vorschriften, Normen und Förderprogramme.
Die Diskussion um eine verbesserte Begehbarkeit und Barrierefreiheit gewann bei Betroffenen und im Stadtrat an Intensität. Die positiven Erfahrungen aus dem Neustadtumbau forcierten das Begehren und mündeten in Anträgen auf einzelne barrierefreie Querungen des breiten Straßenraums. Von einzelnen Übergangsfurten wurde letztlich vom Stadtrat Abstand genommen, zum einen aus Gründen der Gestaltung, vor allem jedoch zur Vermeidung von Diskriminierung mobilitätseingeschränkter Personen durch Beschränkung auf mehr oder weniger willkürlich gelegene Übergänge. Die beschlossene flächige Lösung soll abschnittsweise im Lauf der Jahre sukzessive im gesamten Straßenzug Altstadt umgesetzt werden. Als vorgezogenen ersten Abschnitt bestimmte der gemeinsame Bau- und Verkehrssenat vom 13.03.2019 den Pflasteraustausch im Bereich der Einmündung der Theaterstraße in die Altstadt, die als stark frequentierter Kreuzungsbereich an strategisch günstiger und prominenter Stelle im Straßenzug liegt.