Kardinal Reinhard Marx am 1.12.2016 bei der Grundsteinlegung für das Jugendwohnheim an der Ritter von Schoch-Straße. Links Heimleiter Ludwig Weber. Foto Sobolewski
München-Freising - hs (04.06.2021) Heute veröffentlichte der Erzbischof der Diözese München-Freising, wozu auch das Landshuter Stadtgebiet (rechts der Isar) gehört, sein Rücktrittsgesuch vom 21. Mai 2021 an Papst Franziskus (84), in dem der Kardinal um seine Entbindung vom Amt als Erzbischof und zugleich um eine neue, andere Verwendung bittet. Diese Meldung hat heute nicht nur die Katholiken der Diözese mehr als überrascht.
Die katholische Kirche sei "an einem toten Punkt angelangt" schrieb der Kardinal an den Papst. Er will mit seinem Rücktrittsgesuch, "mit dieser ganz persönlichen Entscheidung", wie er heute um 14 Uhr vor der Presse betonte, auch Mitverantwortung für die tiefgehenden sexuellen Mißbräuche übernehmen.
Bei der Grundsteinlegung am 01.12.2016 traf Kardinal Marx auch den frisch gewählten OB Alexander Putz, dessen Amtszeit erst am 01.01.2017 begann. - Foto Sobolewski
Reinhard Marx wurde am 21. September 1953 in der Kleinstadt Geseke (Nordrhein-Westfalen) geboren. 1996 wurde er zunächst Weihbischof von Paderborn, 2002 Bischof von Trier und 2007 Erzbischof der Diözese München-Freising. 2010 wurde er zum Kardinal ernannt. 2014 bis 2020 war er der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz. Seit 2020 ist der Kardinal für Papst Franziskus Koordinator des neu eingerichteten Wirtschaftsrates im Vatikan.
Heute, Freitagvormittag, hat der Kardinal mit Papst Franziskus telefoniert. Marx will seinen Rücktritt als "Aufbruchsignal" verstanden wissen.
Am 1. Dezember 2016 - im letzten Monat der Amtszeit von OB Hans Rampf - kam der Kardinal zur offiziellen Grundsteinlegung des Jugendwohnheims (155 Plätze) an der Niedermayerstraße bzw. Ritter von Schoch-Straße nach Landshut. Bei der Einweihung des Wohnheims zwei Jahre später war sein Generalvikar der ranghöchste Vertreter der Erzdiözese.
Reinhard Marx wird Kardinal bleiben. Die Diözese braucht jedoch, sollte der Papst das Rücktrittsgesuch annehmen, einen neuen Erzbischof. Da wird sicher auch der Name von Monsignore, Stiftspropst Dr. Franz Baur unter den Nachfolgekandidaten genannt werden. Die entsprechende Weisung des Papstes wird wohl noch einige Wochen auf sich warten lassen.
NB: Das Stadtgebiet links der Isar gehört zur Diözese Regensburg. Warum die niederbayerische Landeshauptstadt Landshut nicht komplett zur (weniger finanzstarken) Diözese Passau gehört, ist beinahe unerklärlich. Hätte bzw. bekäme Landshut einen Bischof oder einen Weihbischof, könnte die Stadtkirche St. Martin (jetzt Basilika Minor) zum Dom erhoben werden. Das "Cafe am Dom" der Lebenshilfe ist diesbezüglich (vorauseilend) irreführend.
Die bekannt finanzstarke Diözese München-Freising ist auch Inhaber und Betreiber des Landshuter Kinderkrankenhauses St. Marien. Ebenso ist die große Realschule der Ursulinen in der Hand der Diözese München-Freising. Dort läuft derzeit eine höchst umfangreiche Sanierung bzw. Erweiterung der Schulräume und der ehemaligen Unterkünfte der Klosterschwestern. - Im Zweiten Weltkrieg diente das Kloster als Lazarett mit 300 Betten.
Vor kurzem hat der bekannt wortgewaltige Kardinal Marx die Auszeichnug mit dem Bundesverdienstkreuz abgelehnt.
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