Der Weiterbetrieb der Jugendherberge über den 31. Dezember hinaus ist gesichert. - Fotos: W. Götz
Landshut – gw (26.07.2021) Es stand im Plenum Spitz auf Knopf um die Jugendherberge im Ottonianum. Es galt zwei Möglichkeiten abzuwägen. Entweder die Jugendherberge wird zum 31. Dezember geschlossen oder es wird eine viertel Million investiert. Die Stadt befindet sich bei und mit dem Haus in einem mehrfachen Dilemma.
Seit 1968 betreibt die Stadt die Jugendherberge in kommunaler Trägerschaft im Ottonianum. Das Haus verfügt über 100 Betten. 200 wären für einen wirtschaftlich rentablen Betrieb ein Optimum. So beläuft sich das jährliche Minus auf über 110.000 Euro. Jetzt zur Coronazeit, in der die Herberge meist geschlossen war auf über 410.000 Euro. Ein fetter Batzen für die klamme Stadtkasse.
Vor Corona wurden verschiedenste Varianten durchgespielt. Eine Generalsanierung des denkmalgeschützten Gebäudes (1839 erbaut) mit Neubau eines weiteren Bettenhauses beziffert Oberbürgermeister Alexander Putz auf 7,5 Millionen Euro. Eine Mindestvariante, um das zu sanieren, was saniert werden muss, kostet 2,3 Millionen Euro. Daher gibt es aus dem Jahr 2019 einen Stadtratsbeschluss, das Ottonianum zu verkaufen und einen Investor für einen Neubau an anderer Stelle zu finden. Aus diesen Plänen wurde bis heute nichts.
Zu allem Ungemach fordert nun das Jugendherbergswerk die Umsetzung eines neuen Qualitätsmanagementsystems „SMILE 3.0“ nach dem wesentliche Grundlebensmittel nur noch in Bio-Qualität ausgegeben werden dürfen. Dazu muss die Küche reaktiviert werden. Kostenpunkt 50.000 Euro. Weitere notwendige Renovierungsmaßnahmen sind mit 200.000 Euro beziffert. Macht unterm Strich 250.000 Euro. Ohne dieser Finanzspritze müsste die Jugendherberge am 31. Dezember die Türen schließen und Landshut hätte einen wichtigen Tourismusfaktor weniger.
„Wir sind in der Schwebe, wie es weitergeht“, so Herbergsleiterin Eva Triebswetter. „Das ist nicht sehr motivierend.“ Aber für sie steht fest: „Die Jugendherberge ist für Landshut sehr wichtig und beherbergt jährlich rund 16.000 Schüler*innen. Eine Schließung hätte Auswirkungen auf sportliche und kulturelle Einrichtungen der Stadt.“ So werden die Übernachtungskapazitäten beim Stadtspektakel und der Fußballiade dringend benötigt.
Für OB Alexander Putz ging es vornehmlich um 250.000 Euro, bzw. um 7,5 Millionen Euro für eine Generalsanierung samt Neubau. „Geld, das wir nicht haben.“ Er schlug vor, vorerst nicht alles zu machen, sondern in den Haushaltsberatungen erneut darüber zu sprechen.
„Die Jugendherberge ist wichtig für Landshut“, stellte Tobias Weger-Behl (Grüne) klar. Norbert Hofmann (FDP, fraktionslos) hängt zwar nicht am Standort Ottonianum fest, „aber Landshut muss alles tun, um den Jugendherbergsbetrieb aufrecht zu erhalten. Das ist ein Anspruch, den die Stadt an sich haben muss.“
250.000 Euro, um auch die Küche der Jugendherberge zu reaktivieren stellt für Herbergsleiterin Eva Triebswetter eine wichtige Investition dar.
OB Putz gab zu Bedenken: „Wenn wir an dem Standort festhalten, kommt auf uns eine Generalsanierung zu. Wollen wir 250.000 Euro investieren, um irgendwie weiter zu machen? Wird sich dadurch das Defizit erhöhen?“ Worauf Eva Triebswetter antwortete. „Mit der reaktivierten Küche können wir weitere Einnahmen generieren und die Investition bringt etwas, um die Auslastung zu stabilisieren.“
Baudirektor Johannes Doll erklärte: „Wir haben 2019/20 in den Brandschutz investiert. Aber in drei bis vier Jahren kommen große Investitionen auf uns zu.“ Kämmerer Klaus Peißinger schlug vor, die aktuell anstehenden 250.000 Euro in die Haushaltsberatungen zu verschieben.
Damit war Kirstin Sauter (FDP) nicht einverstanden: „Für die Zertifizierung haben wir keine Zeit bis zu den Haushaltsberatungen. Über das Jugendherbergswerk kommen Schüler und Schülerinnen, aber auch der Eishockeynachwuchs nach Landshut.“
Für Tobias Weger-Behl (Grüne) steht fest: „Keine Jugendherberge zu haben, das können wir uns nicht leisten“. Er wollte wissen, ob es überhaupt möglich sei, das Haus gewinnbringend zu betreiben und was das Amt für Tourismus und Marketing zu einer drohenden Schließung sagt. "Eine Wirtschaftlichkeit sei ab 200 Betten zu erreichen", so OB Putz.
Bürgermeister Dr. Thomas Haslinger (CSU) erinnerte: „Wir haben einen Grundsatzbeschluss für einen neuen Standort der Jugendherberge. In der Konsequenz sollten wir minimal investieren, um einen Betrieb aufrecht zu erhalten. Dr. Thomas Keyßner (Grüne) erinnerte OB Alexander Putz und an ein altes Versprechen, das Ottonianum erst dann zu schließen, wenn ein Neubau bezugsfertig ist“, worauf OB Putz antwortete: „Ich kann alleine nichts versprechen und wir alle brauchen das Geld dazu. Wir haben keinen neuen Standort und wir haben keinen Investor.“
Stefan Gruber (Grüne) stieß ins selbe Horn, wie Dr. Thomas Keyßner: „Der Grundsatzbeschluss lautete, wir brauchen eine Jugendherberge. Mit 250.000 Euro sichern wir den Betrieb im Ottonianum. Nachdem wir schon ein Schrumpftheater beschlossen haben, werden wir mit einer Schließung des Ottonianums zu einer Schrumpfstadt.“ Dr. Thomas Keyßner betrachtete zum Abschluss der Debatte, was damals nach der Küchenschließung kam: „Seitdem haben wir ein sechsstelliges Defizit.“
Herbergsleiterin Eva Triebswetter betonte, dass sie mit einer eigenen Küche mehr Fexibilität für die Bewirtung der Gäste leisten kann. „Und kein höheres Defizit durch die Küche“, hakte OB Putz nach. Darauf Eva Triebswetter:“Ja, die Challange nehme ich an.“
Mit 21 zu 14 Stimmen beschloss das Plenum, 250.000 Euro für das Ottonianum und damit für den Weiterbetrieb zu genehmigen.