Von links Erzieher Thomas Niederecker und Geschäftsführer Robert Fischer stellten dem Landtagsabgeordneten Helmut Radlmeier (CSU) die „auf dem Lande“ mit professionellem Personal geführte therapeutische Kinderwohngruppe „Stahlederhaus“ vor. - Foto: René Spanier
Obergangkofen/Kumhausen - pm (28.07.2021) Zwei in ländlicher Umgebung mit professionellem Personal geführte therapeutische Kinderwohngruppen unter Leitung einer Privatperson – dieses wohl einzigartige Projekt gibt es mit dem „Stahlederhaus“ und „Selmeierhaus“ in Obergangkofen.
Über das Leben in der Einrichtung, was sie auszeichnet und welche Herausforderungen es gibt, informierte sich Landtagsabgeordneter Helmut Radlmeier (CSU) bei Geschäftsführer Robert Fischer.
Zwei therapeutische Kinderwohngruppen befinden sich mitten in Obergangkofen. Sie werden unter dem Dach der „conVincentius“ von Geschäftsführer Robert Fischer geleitet. „Wir tragen den Namen des Heiligen Vinzenz von Paul, der sich um Kranke, Arme und vor allem Kinder gekümmert hat. Wir verstehen uns als ein beschützender und fördernder Ort, in dem die Kinder ihre Kindheit erleben, wahrnehmen und weiter entwickeln können“, so Fischer.
Was conVincentius auszeichnet
Robert Fischer erläuterte, dass man mit tiergestützter Pädagogik arbeite. „Bei uns kommen beispielsweise Hunde und Hühner zum Einsatz. Unsere Kinder treten tagtäglich mit diesen Tieren bei Streicheleinheiten, beim Spielen und in der Versorgung in Kontakt. Die Begegnungen werden von Fachkräften begleitet“, berichtete Fischer.
Die Kinder werden auch durch freizeitpädagogische Maßnahmen gefördert. „Dazu zählen Erlebnispädagogik sowie sportliche und kulturpädagogische Aktivitäten“, erklärte Fischer. Das Besondere dabei ist, dass sich das multiprofessionelle Team mit seinen Talenten einbringen und diese an die Kinder weitergeben kann. „Das vorhandene Wissen des pädagogischen Personals nutzen wir. So wurde mit den Kindern zusammen erst kürzlich ein Spielturm erbaut“, schilderte Fischer.
Generell wolle man den jungen Bewohnern ein normales Leben bieten. Dazu gehört auch die Vernetzung vor Ort. „Die Kinder sollen zum Dorf gehören. Deshalb versuchen wir, die Kinder in die örtlichen Sportvereine und in die Dorfgemeinschaft zu integrieren“, so Fischer. Sehr gut zusammen arbeite man auch mit der Grund- und Mittelschule St. Martin Geisenhausen, der Marlene-Reidel-Grundschule Kumhausen und dem Sonderpädagogischen Förderzentrum Landshut-Land.
Die Herausforderungen
Konzept und Arbeit beeindruckten den Landtagsabgeordneten Helmut Radlmeier: „Was hier in Obergangkofen auf die Beine gestellt worden ist, ist beachtlich“. „Diese Arbeit wäre nicht möglich, wenn man nicht ein motiviertes Team hätte, welches die Kinder Tag und Nacht betreut“, wie Fischer ausführte. „Ich würde gerne noch weitere Kinder- und Jugendwohngruppen aufbauen. Aber es ist schwierig Personal zu finden, weil wir im Wettbewerb mit den Kindergärten stehen“, erklärte Fischer. In Landshut würde bei der Ausbildung zum Erzieher zudem der Schwerpunkt „Heimerziehung“ fehlen“, ergänzte Erzieher Thomas Niederecker. „Der Fachkräftemangel in diesem Bereich ist deutschlandweit gravierend. Dagegen hilft nur, dass das ganze Berufsbild attraktiver gestaltet wird“, pflichtete Helmut Radlmeier bei.
Eine weitere Herausforderung sei in der Corona-Pandemie der Distanzunterricht gewesen, merkte Fischer an: „Für die Kinder ist der Präsenzunterricht und damit die Nähe und das Miteinander ganz entscheidend“, so Fischer. Bildung und Betreuung müssten so lange wie vertretbar in Präsenz stattfinden, war man sich einig. An die Politik gerichtet fordert Fischer: „Der Präsenzunterricht an den Schulen ist auch nach den Sommerferien unter allen Umständen aufrecht zu erhalten. Nur so kann unsere Gesellschaft ihren Bildungsauftrag erfüllen und vor allem den Kindern ein soziales Leben ermöglichen.“