„Rausfahren, drücken, Defibrillator anschließen“, der Defi-Zubringer durch die Feuerwehr ist ein Projekt, das Leben retten kann. Darüber informierte sich der Landtagsabgeordnete Helmut Radlmeier (2.v.l.) beim (v.l.) Ärztlichen Leiter Rettungsdienst, Jürgen Königer, Zweiten Kommandanten Richard Härtter, Ersten Kommandanten Stefan Helbing sowie Feuerwehrmann und örtlichen Initiator Thomas Gärtner (alle Feuerwehr Bruckberg-Bruckbergerau).
Bruckberg - pm (26.10.2021) Bei einer Reanimation entscheiden Sekunden, ob und wie der Betroffene weiterleben wird. Die Feuerwehr Bruckberg-Bruckbergerau beteiligt sich an dem Projekt „Defi-Zubringer“, bei dem die Feuerwehr bei Reanimationen im Ort mit einem Defibrillator ausrückt.
Wie das genau funktioniert, welche Vorteile das Projekt bietet und wie man es ausbauen kann, waren Themen eines Fachgesprächs des Landtagsabgeordneten Helmut Radlmeier (CSU) mit den Verantwortlichen der Feuerwehr und dem Ärztlicher Leiter Rettungsdienst, Jürgen Königer.
Das Projekt „Defi-Zubringer“ wurde von Königer vor einigen Jahren initiiert und zuerst im Landkreis Kelheim und anschließend im Landkreis Landshut etabliert. Die Idee dahinter ist denkbar einfach, wie Königer schilderte: „Bei einer gemeldeten Reanimation wird von der Integrierten Leitstelle gleichzeitig zum Rettungsdienst die örtliche Feuerwehr alarmiert. Die Feuerwehr bringt mit ihrem Feuerwehrauto dann den Defibrillator an den Unglücksort, führt die Herzdruckmassage durch und schließt den Defibrillator an“. Der Vorteil: Die Feuerwehr, bei der nur 2 bis 3 Feuerwehrleute für den Einsatz benötigt werden, kann im Normalfall innerhalb von 2 Minuten vor Ort sein. Der Rettungsdienst muss dagegen von seinen Stützpunkten ausrücken – wenn er nicht gerade zufällig in der Nähe des Einsatzortes ist. „Diese Schnelligkeit kann Leben retten“, stellte Königer dar.
Die Stärken des Projektes
Eine weitere Stärke des Projekts: Die Einfachheit. „Rausfahren, drücken, Defi anschließen“, brachte Königer es auf den Punkt. Niemand werde durch die Teilnahme an dem Projekt überfordert. So verzichte man bewusst auf eine Mund-zu-Mund-Beatmung. Denn die Herzdruckmassage sei wichtiger, weil sie den Blutfluss zum Gehirn wiederherstellt. „Dies war auch wichtig für die Akzeptanz des Projektes in meiner Mannschaft. Wir sind keine Ärzte oder Rettungssanitäter, sondern Laien. Und trotzdem können wir etwas Gutes tun“, so Stefan Helbing, 1. Kommandant der Feuerwehr Bruckberg-Bruckbergerau.
Das Projekt komme bei den Kameraden sehr gut an, wie Helbings Stellvertreter Richard Härtter ausführte: „Wenn man ausrückt, weiß man, dass man etwas Sinnvolles macht. Das motiviert ungemein“. Damit jeder bestens vorbereitet ist, werden interessierte Feuerwehren vor Beginn der Projektteilnahme entsprechend geschult. Die zusätzlichen Einsätze halten sich in Grenzen, wie Königer aufzeigte: In der Regel kommen durch den Defi-Zubringer etwa fünf Einsätze pro Jahr auf die Bruckberger Feuerwehr zu. „Diese zusätzlichen Einsätze sind aber Einsätze, die Leben retten können“, betonte Thomas Gärtner, Feuerwehrmann und Initiator des Projektes bei der Feuerwehr Bruckberg-Bruckbergerau.
Nachahmer erwünscht
Für Helmut Radlmeier ein absolut lobenswertes Engagement: „Das Projekt ‚Defi-Zubringer‘ ist so einfach wie sinnvoll. Es freut mich sehr, dass bereits elf Feuerwehren im Landkreis daran teilnehmen.
Es ist außerdem eine ideale Ergänzung zu unseren Bemühungen, die schnelle Hilfe bei Reanimationen, die z. B. als Folge von Herzinfarkten auftreten, zu verbessern. Wir von der CSU-Landtagsfraktion haben deshalb Mittel eingestellt, damit mehr Defis auf belebten Orten, wie etwa Marktplätzen, aufgestellt werden. Außerdem haben wir mit Geldern den Aufbau einer Datenbank, in der alle zugänglichen Defibrillatoren erfasst sind, angestoßen. Denn nur wenn ich zum Beispiel per Handy-App weiß, wo der nächste Defi ist, bringt er auch etwas“, so Radlmeier, Mitglied im Ausschuss für Gesundheit und Pflege.
Ziel müsse es nun sein, den Defi-Zubringer weiter in die Fläche zu bringen, war man sich einig. „Wenn sich eine Feuerwehr interessiert, informiere ich gerne ganz unverbindlich vor Ort“, unterstrich Jürgen Königer. Auch die Feuerwehr Bruckberg-Bruckbergerau steuere gerne Erfahrungsberichte und Einblicke aus der Praxis bei, so die Kommandanten. Je mehr Feuerwehren mitmachten, desto größer sei die Chance, jemanden zu retten. „Nachahmer sind hier ausdrücklich erwünscht“, fasste Radlmeier zusammen.
Foto: René Spanier