Eine Engstelle für die Müllabfuhr in der Bachstraße. - Fotos: W. Götz
Landshut – gw (17.06.2022) „Die Sicherheitstechnische Anforderungen an Straßen und Fahrwege für die Sammlung von Abfällen“ bereitet Richard Geiger, der im Sachgebiet kommunale Abfallwirtschaft die Landshuter Müllabfuhr organisiert, jede Menge Extraarbeit. Müllautos dürfen nicht mehr rückwärts fahren und bestimmte Straßenbreiten sind Voraussetzung, die Restmülltonne abzuholen.
Seine Vorschläge diese gordischen Knoten zu lösen, sorgen im Bau- und Umweltsenat für eindrucksvolle Debatten und noch eindrucksvollere Beschlüsse.
„... Die Fahrbahnen müssen mindestens eine Breite von 3 m aufweisen. Bei der Sammlung muss links und rechts des Fahrzeuges ein Freiraum von 0,5 m gegeben sein und damit eine lichte Weite von 3,55 m frei sein. ... Bei Fahrbahnen mit Gegenverkehr müssen geeignete Ausweichstellen in Sichtweite vorhanden sein. Abfall darf nur abgeholt werden, wenn die Zufahrt zu Mülltonnenstandplätzen so angelegt ist, dass ein Rückwärtsfahren nicht erforderlich ist....“, das sind die Meilensteine, die die Landshuter Müllabfuhr künftig zu erfüllen hat.
Diese Vorgaben stellen in 186 Landshuter Straßen die Müllwerker vor ein Problem. Daher hat Richard Geiger ein umfassendes Konzept erarbeitet, um die Müllentsorgung weiterhin zu garantieren.
Dazu zählt, dass Bürger in betroffenen Straßen ihre Tonnen maximal 130 Meter weit zu Sammelplätzen bringen, bei Wegen von über 130 Meter Abfallsäcke statt Tonnen zum Einsatz kommen, dass an besonders engen Stellen temporäre Parkverbote erlassen oder enge Straßen als Einbahnstraßen ausgewiesen werden.
Solche Maßnahmen müssten beispielsweise im Kampenwandweg, an der Burg Trausnitz, der Bach- oder Kellerstraße zum Einsatz kommen. Richard Geiger hat seine Vorschläge schon im Vorfeld mit der Straßenbehörde abgestimmt.
Eine Alternative wäre auch, anstatt der großen 12 Tonnen Müllautos, Kleinsammelfahrzeuge einzusetzen. Doch was die Anschaffungs- und Personalkosten anbelangt, wäre das für die Stadt unwirtschaftlich. Zudem würde es einen Müllumschlagplatz benötigen, um die Kleinfahrzeuge zu entleeren. Ein solcher Umschlagplatz konnte bis heute nicht gefunden werden.
Richard Geiger: Landshuts Koordinator der Müllabfuhr
Auch ein weiteres Landshuter „Luxusgut“ - der Fullservice - steht auf der Kippe. Bisher holen die Müllwerker die Tonnen bis zu 15 Meter weit aus den Grundstücken und bringen sie zurück. Wenn darauf verzichtet wird, spart das künftig gut 100.000 Euro pro Jahr ein. Auch bei Papiertonnen oder den Gelben Säcken gibt es keinen Fullservice.
„Da sieht man erst, was da für eine Arbeit dahinter steckt“, kommentierte Oberbürgermeister Alexander Putz Geigers Vorschlagsliste. Ludwig Schnur (CSU) sprach sich dafür aus, entsprechende Parkverbote nicht zeitlich zu begrenzen, sondern dauerhaft auszusprechen. Denn auch die Feuerwehr benötigt Platz, wenn sie ausrückt. OB Putz schlug vor, solche Maßnahmen explizit im Verkehrssenat zu besprechen.
Man könne auf ein „Bürgerakzeptanzproblem“ stoßen, wenn die Fullservice eingestellt wird, argumentierte Dr. Thomas Keyßner (Grüne). Etwa bei Krankheit und in Urlaubszeiten. Richard Geiger wies darauf hin, dass Landshut die letzte Kommune mit einem Fullserviceangebot in ganz Niederbayern sei. Sigi Hagl (Grüne) schlug vor, nochmals über Kleinsammelfahrzeuge zu sprechen, „doch beim Umschlagplatz drehen wir uns im Kreis“, erwiderte OB Alexander Putz.
Baudirektor Johannes Doll rückte den Fullservice in ein anderes Licht: Während bei Eigenheimen die Müllwerker die Tonne vom Grundstück holen und zurück bringen, wird die Bereitstellung in Wohnanlagen meist vom Hausmeister übernommen und den Mietern über die Nebenkosten in Rechnung gestellt. Was das Einstellen des Fullservice anbelangt, möchte Elke März-Granda (ÖDP) dass dazu auch der Senioren- und Behindertenbeirat gehört wird.
Ludwig Schnur beleuchtete die Situation aus einer ganz neuen Sicht. In „kritischen Straßen“, also dort, wo kein Rückwärtsfahren möglich ist oder neue Verkehrsregeln erlassen werden müssten, soll künftig jede Neubebauung oder auch Aufstockung von Gebäuden einzeln im Bausenat abgestimmt werden. OB Putz hatte wenig Verständnis für diese Erweiterung des Beschlussvorschlags: „Dann brauchen wir jede Woche einen Bausenat.“ Doch Ludwig Schnur ließ sich nicht abwimmeln. Weshalb über seinen Vorschlag abgestimmt wurde.
Mit 6:5 votierte der Umweltsenat dafür, den Fullservice einzustellen, der Bausenat schloss sich mit 5:4 Stimmen dem Vorschlag von Ludwig Schnur an, Bebauungspläne in „kritischen Straßen“ explizit zu behandeln. OB Alexander Putz kündigte kopfschüttelnd an: „Dazu stelle ich einen Nachprüfungsantrag.“