Oberbürgermeister Hans Rampf freute sich, als er am Montag das Wirtschaftsmagazin FOCUS aufschlug. Ein großes Landshut-Foto nebst Button „1. Rang" erstreckt sich über zwei Seiten und schmückt den Titel „Wo Deutschland am besten ist". Ob Jobs, Sicherheit oder Preise – FOCUS zeigt mit seinem jüngst erschienen Exklusiv-Deutschland-Ranking, wie gut es sich in den 402 Regionen der Republik leben lässt.
Fazit: In der Stadt Landshut spitze, sie boomt und gehört zu den Top Ten mit dem größten Wohlstand. Was neugebauten Wohnraum anbelangt, thront sie sogar auf dem 1. Platz. Deutschland geht es wirtschaftlich blendend. Doch in einigen Regionen boomt es richtig. Die Sieger kommen aus Bayern. Denn, wenn es um Infrastruktur und Wohnraum geht, finden sich laut FOCUS in Bayern ausgezeichnete Bedingungen. So auch in der Stadt Landshut, wie FOCUS in seiner gestrigen Ausgabe (24. März) schreibt: „Schon wieder ragt ein neuer Baukran in den Himmel. Zügig füllt sich eine Fläche nach der anderen – in Landshut, gut 70 Kilometer von München, entsteht mehr Wohnraum pro Einwohner als im Rest der Republik...", schreibt FOCUS: „Die Landshuter bauen, was die Grundstücke hergeben. Der Bauboom beschert Landshut den ersten Platz in der Einzelwertung „neue Wohnfläche" des FOCUS-Deutschland-Rankings. Unter anderem der Mix aus Wirtschaftsstärke, Sicherheit und gesundem Umfeld macht Landshut zu einem attraktiven Pflaster gleichermaßen für Bewohner und Unternehmen. Seit Jahren zögen Menschen zu; vergleichsweise sei dort der größte Zuwachs zu verzeichnen, wie FOCUS schildert. Auch in puncto „größter Wohlstand" kann die Stadt glänzen – sie reiht sich in die Liste der „Reichen" auf den neunten Platz der Top Ten ein. Dingolfing-Landau als bayerische Autoregion führt die Liste an. Anhalt-Bitterfeld als Schlusslicht auf Platz 402 muss den größten Einbruch verkraften.
Dass FOCUS der Stadt Landshut erneut bescheinigt, dass sie zu den leistungsfähigsten Zukunftsregionen Deutschlands gehört und gerade in den vergangenen Jahren wirtschaftlich eine überaus positive Entwicklung genommen hat, macht besonders Oberbürgermeister Hans Rampf stolz. „Die aktuelle Studie bestätigt uns einmal mehr, dass wir uns auf dem richtigen Weg befinden". „Wir werden nicht nachlassen, die Wohnqualität und das wirtschaftliche Potenzial Landshuts weiter zu verstärken. Gleichsam müssen wir ebenso stark auf den sozialen Faktor achten", betonte er.
Für die Studie wurden Tausende von Daten zusammengetragen und insgesamt 33 Einzelindikatoren untersucht – vom durchschnittlichen Bruttojahresgehalt (Kategorie Wohlstand) bis zum Anteil der Kinder unter zehn Jahren (Kategorie Alter). Dieser Komplettvergleich sei bisher in Deutschland einmalig, eine solche Detailanalyse habe es, so FOCUS, noch nie gegeben.
Anmerkungen der Rdaktion:
Die extrem hohen Schulden der Stadt, an die 300 Millionen Euro, die allein für Zins und Tilgung jährlich über 15 Millionen Euro verschlingen, spielen beim FOCUS-Ranking wohl überhaupt keine oder kaum eine Rolle. Auch nicht die maroden Schulen, das kaputte Stadttheater, die immer noch nicht sanierte Stadtresidenz, ein Wunsch-Stadtmuseum in weiter Ferne, die seit Jahren leerstehenden Gebäude (JVA, Schlachthofhalle usw.), das unbenutzte, weil sanierungsbedürftige größte Hotel Kaiserhof (280 Betten), ein ungültiger Pachtvertrag zum Bernlochnerkomplex, der tägliche Stau auf den Straßen der Innenstadt, zwei blamabel verlorene Bürgerbegehren (Westtangente, Burgaufzug).
Im Wahlkampf wurden diese Defizite fast in jedem Programm der zehn Kandidatenteams bis zum Überdruß beschrieben. Auch die explodierenden Mieten sind in Landshut besonders schmerzlich. Im Armutsbericht der Stadt ist zudem nachzulesen, dass um die 8.000 Landshuter an oder bereits unter der Armutsgrenze - nicht zuletzt wegen fehlender Sozialwohnungen - leben müssen, darunter Tausende von Kindern. Vom ebenfalls extrem sanierungsbedürftigen Klinikum und den anderen Problemen mit den (teils echt reichen) Umlandgemeinden ganz zu schweigen. Und der Pressesprecher des ehemaligen CSU-Fraktionvorsitzenden Hans Rampf, der damalige CSU-Stadtrat Tilmann von Kuepach, ab 1. Mai Stadtrat der Landshuter Mitte, hat in einem Extra-Flyer "Mieten" nachgewiesen, dass allein in der Altstadt 1.300 Wohnungen, beiderseits bzw. allseits vom Rathaus, leer stehen.
Und Landshut ist längst nicht mehr die herausragende Sportstadt. Erstklassiges Eishockey wird in den Nachbarstädten Straubing und Ingolstadt geboten. Erstklassig ist außerdem die Volleyball-Bundesliga-Stadt Vilsbiburg (Rote Raben).
Beim Sektor Wissenschaft/Hochschulen belegen wir hinter Passau (50.000 Einwohner - 11.500 Studenten an der dortigen Uni) und der diesjährigen Landesgartenschaustadt Deggendorf (33.000 Einwohner - 5.500 Studenten an der TU/Hochschule ) mit 4.500 Studierenden zum Beginn des Sommersemesters als Bezirkshauptstadt (66.400 Einwohner) gerade mal den dritten Rang.
Schnelles Internet: ausbaubedürftig.
Erneuerbare Energien in Landshut: bisher lediglich acht Prozent, weit unterdurchschnittlich.
Minister oder Staatssekretäre aus Landshut in der Staatsregierung oder der Bundesregierung: Fehlanzeige!
Wahlbeteiligung bei der letzten Stadtratswahl: unter 40 Produzent - blamabel, Minusrekord.
Fazit: Landshut profitiert vor allem von der Strahlkraft der Weltmarke BMW und von der Nähe zum Flughafen sowie kulturell vom Glanz der Landshuter Hochzeit. /H. Schnall