Die 44 Stadträte sind gewählt, darunter zwölf Neulinge. Die laufende Stadtratsperiode endet am 30. April. Am 1. Mai beginnt die neue sechsjährige Periode. Am Freitag, 9. Mai, werden um 15 Uhr im Rahmen der ersten öffentlichen Vollsitzung der 44 neu gewählten Stadträte im neuen Plenarsaal des Rathauses der 2. und 3. Bürgermeister bzw .erstmals eine Bürgermeisterin neu gewählt. Dabei wollen die konservativen Gruppierungen in erster Linie eine weitere Schmach wie 2008 verhindern.
Die Mehrheitsverhäntnisse sind kompliziert. Die drei C-Parteien - CSU (13 Sitze), Landshuter Mitte (5), Junge Liste (2) haben zusammen keine eigene Mehrheit, auch nicht mit der OB-Rampf-Stimme. Was die Sache noch schwieriger macht, ist die Tatsache, dass die mittlerweile öffentlich gehandelten Favoriten - Gaby Sultanov, Dr. Dagmar Kaindl und Ludwig Zellner - nicht automatisch jeweils mit allen Stimmen ihrer Partei und schon gar nicht mit denen der Landshuter Mitte und der Jungen Liste rechnen können. Die Freien Wähler würden nicht jeden Kandidaten und jede Kandidatin akzeptieren, eher noch die SPD-Fraktion (6 Sitze) , vorausgesetzt, Gerd Steinberger kann im Gegenzug mit einer ausreichenden Mehrheit rechnen.
Dr. Dagmar Kaindl (CSU), heißt es, habe die größten Akzeptanz-Chancen, weil sie auch mit den 5 Stimnen der Landshuter Mitte, den 2 Stimmen der Jungen Liste und mit allen 5. Stimmen der Freien Wähler rechnen könne. Dazu kämen wohl 10 Stimmen ihrer eigenen Partei (CSU). Samt der OB-Stimme wäre das bereits die Merhheit (23 Stimmen). Theoretisch wäre also gar keine Stimme aus den Reihen der SPD erforderlich. Für das Amt des 3. Bürgrmeisters käme folgerichtig sowohl ein Kandidat aus den Reihen der Landshuter Mitte (H.-P. Summer) oder von den gleich starken Freien Wählern (E. Schneck) in Frage.
Fast gleiche Mehrheiten lassen sich für die CSU (13), Junge Liste (2) und Freien Wähler (5) ohne Landshuter Mitte (5), aber mit der sechsköpfigen SPD errechnen. Das wäre die Chance für die Wiederwahl von Gerd Steinberger. Dazu käme wohl jeweils die eine oder andere zusätzliche Stimme von Robert Neuhauser (BP), Margit Napf (parteilos), von Norbert Hoffmann (FDP) oder von Bernd Friedrich (BfL).
Und wie steht es um die Wiederwahl-Chancen von Bürgermeister Dr. Thomas Keyßner, der bei der Stadtratswahl von allen 440 Kandidaten die mit Abstand meisten Stimmen erhalten hat. Ein Zweckbündnis aller gegen die CSU und Freien Wähler wie 2008 scheint ausgeschlossen. Keyßner kann fast nur auf ein gnadenloses Zerwürfnis der C-Pateien hoffen. Die Grünen haben selbst nur sieben Stimmen. Doch auch eine zukunftsgerichtete Gestaltungs-Koalition aus CSU (13), Grünen (7), ÖDP (2) plus OB-Stimme ist nicht völlig illusorisch. Bei wichtigen Themen (Biomasseheizkraftwerk, Stadtmuseum, Stadttheater, Schulsanierungen) ist eine gemeinsame Stadtpolitik durchaus vorstellbar. Dies gilt auch für die offiziell völlig gleichwertigen beiden Bürgermeisterposten. Die CSU müßte sich nur möglichst geschlossen für eine oder einen BM-Kandidaten durchringen. Dann wäre die CSU vor allem nicht auf die (abtrünnige) Landshuter Mitte angewiesen.
Die Wahl des 2. und 3. Bürgermeisters muß keine Vorentscheidung für den künftigen OB-Kandidaten bedeuten. Dies würde nur dann der Fall sein, falls sich die CSU auf Ludwig Zellner als BM-Kandidaten einigt. Angeblich würde dies auch OB Hans Rampf - quasi als Versöhnungsgeste - akzeptieren. Zellner hat in der Tat seinen bisher wohl aufwendigsten Stadtratswahlkampf absolviert. Mehr Wählerstimmen als er bekamen frelich - abgesehen von Ex-Bezirkstagspräsident Manfred Hölzlein und MdL Helmut Radlmeier - Dr. Dagmar Kaindl und Gaby Sultanow. Heißt: Vorteil für das Damen-Duo.
Also, eine fesche Bürgermeisterin - Dr. Kaindl oder Sultanov - ist erstmals durchaus möglich, aber nicht unbedingt zwingend geboten. Falls die CSU Ludwig Zellner die OB-Kandidatur 2016 verspricht, könnte er auch einer Fraktionskollegin den Vortritt beim Bürgemeisteramt großzügig gewähren. Oberstes Ziel der CSU ist es ja, im Hinblick auf die Nachfolge von Hans Rampf 2016 Prof. Dr. Goderbauer-Marchner aus den Reihen der Landshuter Mitte als OB-Kandidatin auszubremsen.
Dr. Thomas Keyßner will angeblich bei den Grünen keine vierte OB-Kandidatur mehr anstreben. Die Landesvoristzende Sigi Hagl (46) sieht ihre Zukunft in der Landespolitik (MdL, MdB). Viele nennen heute schon Neu-Stadtrat Stefan Gruber als OB-Kandidaten der Grünen. Bei der SPD drangt sich aktuell kein OB-Kandidat auf. Bei den Freien Wählern hätte natürlich MdL Jutta Widmann durchaus sogar Siegchancen, wenn sie nur wollte. Schließlich haben in den beiden Nachbarlandkreisen Landshut und Regenburg bereits Kandidaten der Freien Wähler die Landratsposten erobert, MdL Tanja Schweiger, Lebensgefährtin von Hubert Aiwanger, Regensburg und Peter Dreier Landshut.
Im übrigen gitl es das Märchen von einem angeblichen Rechtsruck bei der Stadtratswahl zu entkräften: CSU, Landshuter Mitte und Junge Liste haben zwar zusammen 20 Sitze, also vier mehr gegenüber der Stadtratswahl 2008 (16). Doch das konservative Lager hat zwei Sitze bei der FDP und je einen Sitz bei den "Bürgern für Landshut" sowie beim ehemalige Bürgerblock von Mundi Lohr verloren. Das Lager der drei C-Gruppierungen ist zudem zum Teil arg zerstrtten. /hs