Vor drei Jahren am 2. Februar 2018 um 5:00 Uhr begann der 24-Stunden-Warnstreik bei BMW Dingolfing in der Tarifrunde 2018. Die IG Metall forderte 6 % mehr Geld und Arbeitszeiten, die zum Leben passen.
Dingolfing/Landshut . pm (01.02.2021) Dieser Betrieb wird bestreikt“ stand vor genau drei Jahren am Tor 3 des Dingolfinger BMW Werkes. Mit einer Menschenkette und einem starken Tau verriegelten Streikposten der IG Metall am 2. Februar 2018 um fünf Uhr morgens das Produktionswerk 2.4 der BMW AG. Damit begann ein 24 Stunden Warnstreik über alle drei Schichten des Premiumherstellers. Die Metallgewerkschaft forderte eine Erhöhung der Einkommen und Arbeitszeiten, die zum Leben passen. Nach mehreren Verhandlungsrunden ohne Ergebnis griffen die Metaller zu dieser neuen Streikform. - : Die IG Metall fordert ein Volumen von vier Prozent für Einkommen und Beschäftigung.
Jetzt erinnern Aktive der IG Metall gemeinsam mit dem 1. Bevollmächtigten Robert Grashei (Foto) an diesen Tag und fordern die Arbeitgeber in der laufenden Tarifrunde der Metall- und Elektroindustrie auf, endlich ein Angebot auf den Tisch zu legen. Metaller Grashei der auch Mitglied der Verhandlungskommission seiner Gewerkschaft ist, ist sauer: „Nach zwei Verhandlungsrunden kein Angebot, sondern ein Griff in die Taschen der Beschäftigten. Die Arbeitgeber wollen einen Lohnstopp bis zum Jahr 2023 und zudem das Urlaubsgeld sowie das Weihnachtsgeld kürzen. Wie der Arbeitgeberverband die Corona-Pandemie für sich ausnutzen will, ist einfach unverschämt!“
Klare Worte seitens der IG Metall im laufenden Tarifkonflikt der Branche. Seit November vergangenen Jahres sind die Tarifverträge gekündigt. Die IG Metall fordert ein Volumen von vier Prozent für Arbeit und Einkommen. Robert Grashei begründet dies: „Wir wollen die Zukunft der Beschäftigten sichern. Dazu gehört ein sicherer Arbeitsplatz und eine faire Bezahlung. Die letzte Tariferhöhung liegt drei Jahre zurück. Die Beschäftigten brauchen nach Kurzarbeit und den Belastungen durch die Corona-Krise mehr Geld. Eine starke Kaufkraft bringt auch die Wirtschaft wieder in Schwung nachdem gerade der private Konsum eingebrochen ist.“ Nach Aussage der IG Metall haben sich die Betriebe überraschend schnell wieder erholt.
In der Region ist Vollauslastung wieder an der Tagesordnung. Es finden bereits Mehrarbeit und Sonderschichten statt und es gibt auch schon die ersten Neueinstellungen. Nur noch vereinzelte Betriebe hängen der Entwicklung in der Branche hinterher. Die IG Metall hatte im letzten Jahr einen Solidartarifvertrag mit den Arbeitgebern gemacht, um gemeinsam die Krise zu bewältigen. Der Abschluss vom März 2020 hat seinen Zweck erfüllt. Jetzt geht es den Metallern um die Zukunft, wie Grashei beschreibt: „Wir brauchen Zukunftstarifverträge, die den Wandel der Arbeitsplätze mit Qualifizierung begleiten.
Der jungen Generation gilt es Perspektiven zu schaffen. Deshalb wollen wir eine bessere Übernahme nach der Ausbildung und endlich Tarifrechte für dual Studierende. Betriebe mit Beschäftigungsproblemen können die Erhöhung der Einkommen zur Sicherung von Arbeitsplätzen verwenden. Hierzu ermöglichen wir sogar die Vier-Tage-Woche mit Teilentgeltausgleich. Damit bleiben die Fachkräfte dem Betrieb erhalten, wenn sie wieder voll gebraucht werden. Das ist ein fairer Deal!“
Bisher hat der Verband der Bayerischen Metall- und Elektro-Industrie (vbm) in der laufenden Tarifrunde der Branche nicht auf die Vorschläge und Forderungen der IG Metall reagiert. In der letzten Verhandlungsrunde am 21. Januar gab es entgegen dem bisherigen Verlauf von Tarifrunden kein Angebot zur zweiten Runde. Der Arbeitgeberverband will einen Lohnstopp bis 2023. Zudem fordern die Unternehmen die Kürzung von Urlaubs- und Weihnachtsgeld mit einem Automatismus im Tarifvertrag.
Die Kennzahlen sollen dabei ohne die Gewerkschaft nur mit den Betriebsparteien definiert werden. Das lehnt Metaller Grashei ab: „Wir haben bereits ein Instrument im Tarifsystem. Mit Sanierungstarifen helfen wir Betrieben in schlechten Zeiten über den Berg. Da handeln wir gemeinsam, um Unternehmen und Arbeitsplätze zu retten. Das hat sich bewährt. Sogar bei prominenten Betrieben, das wissen auch Arbeitgeber zu schätzen, wie Wolfram Hatz, Präsident der Vereinigung der Bayerischen Wirtschaft (vbw).“
Die IG Metall zeigte am Dienstag bereits in aller Frühe mit ihrer Aktion, dass sie auch unter Corona-Bedingungen Aktions- und Handlungsfähig ist. Robert Grashei fordert deshalb: „Die Arbeitgeber sollen in der dritten Verhandlungsrunde endlich ein Angebot auf den Tisch legen, über das wir verhandeln können. Wenn sie einen Abschluss bis zum Ende der Friedenspflicht wollen, dann müssen sie sich auch mal bewegen“. Die dritte Verhandlung für die Bayerische Metall- und Elektro-Industrie findet am 8. Februar in München statt.
Eine kleine Präsenzkommission verhandelt nach einem Corona-Test im Haus der Bayerischen Wirtschaft. Die weiteren Mitglieder der Verhandlungskommission auf Seiten der Arbeitgeber und Gewerkschaft sind digital zugeschaltet. Falls es keine Fortschritte gibt, hat die IG Metall bereits Warnstreikaktionen angekündigt. Die sogenannte Friedenspflicht in der Tarifrunde 2021 endet am 1. März um 24 Uhr. Auch in der Region werden nach Information der Metallgewerkschaft bereits Null-Uhr-Aktionen am 2. März stattfinden. Außerdem sind Warnstreiks in Vorbereitung, die mit längeren Produktionsausfällen Bewegung in die Verhandlungen bringen sollen. Beflügelt wird die IG Metall in ihrem Handeln durch eine im Herbst durchgeführte Befragung in den Betrieben. Dabei haben sich über 280.000 Beschäftigte online beteiligt. 92 Prozent fordern Zukunftstarifverträge ein und drei von vier Befragten wollen ihre Gewerkschaft in der Tarifrunde aktiv unterstützen.