Landshut (17.07.2016) Den vier OB-Kandidaten wurden die Ergebnisse der Juli-Umfrage der Tageszeitung (LZ) vom Samstag (16.7.) bzw. der von ihr beauftragten Institute bereits einen Tag voraus mitgeteilt, um dazu Stellung zu nehmen. Helmut Radlmeier (49. CSU) liegt demnach mit 48,9 % fast uneinholbar vor Stefan Gruber (45, Die Grünen), doch er käme mit 27,3 % in die Stichwahl. Die Überraschung danach: OB-Kandidat Alexander Putz (53, FDP) belegt Rang drei vor Patricia Steinberger (45, SPD). Freilich hat sie ihren Wahlkampf erst am 9. Juli offiziell begonnen.
Drei Monate vor der OB-Wahl, die am 9. Oktober stattfindet, ist eine Voraussage noch sehr riskant. So zeigten sich bei den 400 Befragten auch 52 % als Unentschlossen bzw. als Nichtwähler. Nach dem jeweiligen Beruf wurden die Angerufenen nicht gefragt.
Noch ist nicht plakatiert. Noch sind die OB-Kandidaten nicht massiv an Infoständen zu erreichen. Die Hausbesuche der Kandidaten haben erst begonnen. Die SPD-Kandidatin hat noch nicht einmal einen Programm-Flyer. Kein Wunder, dass Helmut Radlmeier, ähnlich wie 2004 Hans Rampf, weit vorne liegt. Er ist seit 2013 politischer Profi als Abgeordneter mit eigenen Vollzeit-Mitarbeitern und er hat die volle Unterstützung von Amtsinhaber Hans Rampf.
Nachdem am 7. Juni OB-Kandidatin Prof. Dr. Gabriele Goderbauer-Marchner aus gesunheitlichen Gründen ihre Kandidatur zurückgezogen hat, tauchte sofort die Frage auf, wer von ihrem Stimmenpotential der Landshuter Mitte profitieren werde. - Der CSU-Kandidat wird erst jetzt, die letzten 90 Tage, auf Vollgas umschalten. Radlmeier verfügt angeblich über einen sechstlelligen Wahlkampfetat. Am 29. August kommt sogar Ministerpräsident Seehofer ins Festzelt für Radlmeier.
MdL Helmut Radlmeier zeigt sich denn auch am Freitag zum Auftakt des Altstadtfestes sehr zufrieden, ja geradezu euphorisch. Zufrieden war auch FDP-Kandidat Alexander Putz mit den 13,1 %. Er hat seinen Wahlkampf auch noch nicht richtig begonnen, Die kürzliche Vergiftung von drei seiner sechs Hunde hat ihn durch viele Medienberichte sehr bekannt gemacht. Und der FDP-Kandidat, von Beruf Bauingeneur, konnte bisher bei den Podiumsdiskussionen am besten punkten.
Patricia Steinberger hat erst am 9. Juli ihren Wahlkampf im "Zollhaus" offiziell eröffnet. Da lief die Trend-Umfrage bereits. Ansonsten ist die fesche selbstbewußte Kandidatin erst ab dem 2. September an Infoständen. Am 12. August hat sie mit Alt-OB Christian Ude, ehemals populärer OB von München, einen absoluten "Promi" zu Gast. Die 45-jährige Dipl. Btriebswirtin gibt sich selbstbewußt. Sie ist keine Stadträtin, also fehlt ihr auch dieses Podium zur Selbstdarstellung, ähnlich wie Alexander Putz.
Am meisten überrascht in der LZ-Trendumfrage das sehr gute Ergebnis für Stefan Gruber. Er profitiert anscheinend am meisten vom Ausscheiden der LM-Kandidatin Prof. Dr. Goderbauer-Marchner. Gruber ist ebenfalls Mitglied der "Förderer", war ehemals Vorsitzender des Stadtjugendrings und war auch schon CSU-Mitglied. Er hat nicht zuletzt den Stadtrat, wo er seit 2014 Mitglied ist, zu seiner Profilierung genutzt. Warum zu seinen Versammlungen, z.B. im "Rieblwirt", stets nur ganz wenige Zuhörer kommen, ist schier unerklärlich. Eine gute Figur macht er rhetorisch und thematisch freilich bei den Podiumsdiskussionen. Die nächste findet ja bereits am 2. August im Salzstadel auf Einladung der Wirtschaftsjuniroen und des Marketingclubs statt.
Natürlich sind die nächsten 90 Tage bei den einzelnen Kandidaten Verschiebungen um mehrere Prozentpunkte möglich. Das gilt in erster Linie für Patricia Steinberger und Alexander Putz, Sie müssen vor allem ihre Wählerschichten mobilisieren. Bei seiner ersten Wahl 2004 hat im übrigen Hans Rampf mit einer Stichwahl gerechnet. Er gewann jedoch im ersten Wahlgang mit 50,89 %. 250 Stimmen weniger und er hätte gegen Dr. Thomas Keyßner, der auf 25,14 % kam, in einer Stichwahl antreten müssen. Und Stichwahlen haben so ihre eigenen Gesetze. Das zeigte sich 2014 in Dachau (44.000 Einw.), wo ein 27-jähriger OB-Kandidat der SPD den 47-jährigen Titelverteidiger von der CSU schlagen konnte. 2004 erzielte Ludwig Zellner als CSU-Kandidat nur 14,84 % und Gerd Steinberger, Patricias Vater, 9,13 %. Die FDP hatte 2004 keine OB-Kandidaten.
Noch sind weitere OB-Kandidaten nicht ausgeschlossen. Viele hoffen noch immer auf eine OB-Kandidatin Jutta Widmann (54). Die Abgeordnete und Stadträtin der Freien Wähler wird die Umfrage-Ergebnisse sicherlich besonders aufmerksam analysieren. Sie müsste freilich im ersten Wahlgang die 27,3 Prozent von Stefan Gruber übertreffen, um in eine Stichwahl zu kommen. Gruber traut sich seinerseits noch mehr Wählerstimmen zu. Auf seinen Flyers preist er sich ohne Angabe seiner Parteizugehörigkeit als Moderator und "der Trumpf für Landshut" an. /hs