Die bayerische Staatsregierung setzt darauf, die Stromerzeugung aus Wasserkraft auszuweiten. Neue Wasserkraftwerke sollen gebaut werden. Dagegen formiert sich der Widerstand der Naturschützer, Fischer, Kanuten und vieler mehr. Die bayerischen Fluss-Allianzen, ein regionales Netzwerk für den Gewässerschutz, machen mit einer gemeinsamen Erklärung deutlich, dass ein Ausbau der Wasserkraftnutzung massive nachhaltige Schädigungen unserer Flüsse verursacht.
Von der Ammer und der Salzach bis zur Fränkischen Saale wirken in Bayern Fluss-Allianzen. Die nun begründete Arbeitsgemeinschaft hat nun mit Beteiligung des Bund Naturschutz, des Landesbunds für Vogelschutz, des Landesfischereiverbands Bayern, des WWF Deutschland und des Bayerischen Kanu-Verbandes zum Schutz unserer Fließgewässer und Auen Position bezogen.
Das Leben in unseren Flüssen leidet unter der Vielzahl von Stauwehren. Aus vielen unserer Flüsse sind Stausee-Ketten geworden. Der Aufstau eines Fließgewässers bedeutet stets eine massive und nachhaltige Schädigung des Ökosystems.
Die „Stauregulierung" und „Kanalisierung" hat dazu geführt, dass heute bei Fischen fast alle Fließgewässer-Arten, die weitere Wanderungen unternehmen und für ihre Fortpflanzung sauberen Kiesgrund benötigen, auf der „Roten Liste" stehen. Nicht nur der Fluss selbst ist betroffen, denn die geminderte Dynamik der gestauten Flüsse hat auch die Lebensraum- und Artenvielfalt der Auen schwer geschädigt.
Strom aus Wasserkraft ist daher kein „grüner Strom", sondern rot vom Blut der in Turbinen gehäckselten Fische. Unter dem Eindruck der Energiewende hat das Bayerische Umweltministerium den Schutz der Flüsse offenbar aus den Augen verloren und ist zu einem Fürsprecher der Energieriesen mutiert. Die Verpflichtung der Bundesrepublik, den guten ökologischen Zustand nach der EU-Wasserrahmenrichtlinie herzustellen, ist dabei in Vergessenheit geraten.
Eine der größten Aufgaben sieht die Arbeitsgemeinschaft Bayerischer Flussallianzen darin, die Durchgängigkeit der Fließgewässer für flussaufwärts und flussabwärts gerichtete Wanderungen von Fischen und anderen Organismen herzustellen und ebenso die Durchgängigkeit für den natürlichen Transport von Kies, Geröll und anderem „Geschiebe" am Grund der Flüsse. Daher fordert die Arbeitsgemeinschaft von der bayerischen Staatsregierung, die Wasserrahmenrichtlinie entschlossen umzusetzen.
Weitere Forderung ist ein Programm zur Stilllegung von Kleinstwasserkraftwerken, da deren Nutzen für die Energieversorgung unerheblich, die ökologischen Schäden jedoch in der Summe enorm sind.
Von bundesweit 7.200 Wasserkraftanlagen arbeiten 4.243 in Bayern. Damit ist das ökologische Potenzial ausgeschöpft. Besonders umweltschädlich sind dabei 3.593 Kleinwasserkraftanlagen mit weniger als 100 kW Leistung, die lediglich 0,05% zum Stromverbrauch in Bayern beitragen. Die von der Staatsregierung geplante Erhöhung der Wasserkraftenergie wäre allein aus der Modernisierung der bis zu 50 Jahre alten Turbinen zu erreichen. Wenn das Umweltministerium den Druck auf die Energieriesen entsprechend erhöht, kann eine weitere Zerstörung unser Flüsse verhindert werden. Und das „Lebensministerium" macht sich nicht schuldig am Tod der Gewässer.