Modell des Kreiskrankenhauses Landshut-Achdorf nach der Erweiterung des Bettenturms und der Frauenklinik
Landkreis Landshut (21.06.2016) - In einer Sondersitzung hat sich der Kreistag des Landkreises Landshut mit der bisherigen und künftigen Entwicklung seiner drei Krankenhausstandorte Landshut-Achdorf, Vilsbiburg und Rottenburg befasst. Am Dienstag, 17 Uhr - eine Stunde vor Beginn des Europameisterschaftsspiels Deutschland gegen Nordirland - bat Landrat Peter Dreier im Landratsamt zur Pressekonferenz.
Mit dabei waren neben Landrat Peter Dreier (Bildmitte) die Chefärzte und LAKUMED-Chefin Dr. Marlis Flieser-Hartl.
Fazit: Die 60 Kreisräte stehén voll und ganz hinter den drei Krieskrankenhäusern. Sie begrüßen, so Landrat Dreier, ebenfalls audrücklich die geplante Weitrentwicklung bzw. die Ausbaupläne. Dazu gehört auch die Erweiterung bzw. Aufstockung des Ärztehauses um bis zu 2.000 qm. Die Genehmigung wird in wenigen Tagen erwartet. Derzeit sind in den drei Kreiskrankenhäusern (zusammen 654 Betten) über 1500 Ärzte und Pflegekräfte beschäftigt.
Landrat Peter Dreier kann sich sogar eine weitere Optimierung der regionalen Kliniken (inclusive Landshut) vorstellen, so dass auch einmal Herztransplantationen usw. möglich sind. Mit dem Landshuter Klinikum ist aktuell eine Kooperation bei der Ausbildung der Pflegekräfte geplant.
Entwicklung des Kommunalunternehmens LAKUMED
2001 wurde das Landshuter Kommunalunternehmen für medizinische Versorgung gegründet und hat 2002 dann die Trägerschaft für die drei, vorher als Regiebetrieb des Landkreises Landshut geführten Krankenhäuser übernommen. Seither hat sich das Unternehmen enorm entwickelt. Wie die Geschäftsführung in der Kreistagssitzung bekanntgegeben hat, stieg der Umsatz von 47 Mio. im Jahr 2001 auf mittlerweile 109 Mio. im Jahr 2015, das heißt um 130 %, darin sind Fördermittel und Zuflüsse für Baumaßnahmen und Investitionen noch nicht enthalten.
Die stationären Patientenzahlen der LAKUMED Kliniken entwickelten sich von 19.500 im Jahr 2001 auf 29.500 im Jahr 2015. Hinzu kommen ambulante Operationen, Notfallbehandlungen und andere ambulante Leistungen für das Jahr 2015 60.000 Patienten, die LAKUMED Kliniken aufgesucht haben. Mit 568 Akutbetten und 86 Betten in den ergänzenden Einrichtungen der Rehabilitation und des Hospizes ist das Krankenhausunternehmen des Landkreises Landshut der größte stationäre Dienstleister im Gesundheitswesen in der Region und darüber hinaus.
Krankenhaus Landshut-Achdorf
Das Krankenhaus Landshut-Achdorf hat die größte Expansion erfahren. Von 302 Betten wurde schrittweise auf mittlerweile 368 Betten aufgestockt, die vom Freistaat Bayern aufgrund der vorgelegten Leistungszahlen als bedarfsgerecht anerkannt werden.
Nicht nur das Krankenhaus Landshut-Achdorf selbst, auch das von LAKUMED am Standort Achdorf bereits 2001 errichtete Ärztehaus soll nach dem Willen des Kreistages, der damit einem Vorschlag der Krankenhausleitung folgt, erweitert werden, um am Standort Achdorf ein Onkologisches Zentrum zu errichten. Nach den Ergebnissen der Marktforschung werden auch in der Region Landshut die onkologischen Erkrankungen in den nächsten Jahren spürbar zunehmen. Dafür
sollen am Krankenhaus Landshut-Achdorf und flankierend dazu an den Standorten Vilsbiburg und Rottenburg die entsprechenden Vorkehrungen getroffen werden, um für die zukünftigen Herausforderungen gerüstet zu sein.
Ein weiterer Schwerpunkt liegt in Achdorf auf der Gefäßchirurgie. Die gefäßchirurgische Klinik besteht als eigenständige Abteilung im Krankenhaus Landshut-Achdorf seit August 2004. Sie ist bereits rezertifiziertes Gefäßzentrum der Deutschen Gesellschaft für Gefäßchirurgie und Gefäßmedizin. In Niederbayern gibt es aktuell zwei zertifizierte Gefäßzentren (Landshut-Achdorf, Viechtach). Die Gefäßchirurgie Landshut-Achdorf erfüllt damit sowohl von den Patientenzahlen, der Schwere der Eingriffe, der Mitarbeiterqualifikation und den Prozessen die hohen Anforderungen der Gesellschaft. In der Abteilung arbeiten fünf Fachärzte mit der Schwerpunktbezeichnung Gefäßchirurgie.
Seit September 2014 bestehen optimale Operationsbedingungen durch den modernen Hybridoperationssaal. Dieser Operationssaal ermöglicht komplexe Gefäßinterventionen durch eine hoch auflösende fest installierte Angiographieanlage in einem großen Operationssaal mit höchstem Hygienestandard. Damit werden die schonenden Hybridoperationen als Kombination endovaskulärer und konventioneller Gefäßoperationen auf hohem Niveau möglich. Damit kann das gesamte Spektrum der Gefäßchirurgie (mit Ausnahme von Eingriffen mit Herz-Lungen- Maschine) in der Region durchgeführt werden.
Krankenhaus Vilsbiburg und Schlossklinik Rottenburg
Das Krankenhaus in Vilsbiburg hat seit Jahrzehnten, schon unter den Chefärzten Dr. Gassner und Dr. Hohenbleicher seinen Schwerpunkt in der Chirurgie. Das erste von der Fachgesellschaft zertifizierte und ausgezeichnete Zentrum für Hüft- und Knieendoprothetik in Niederbayern ist am Krankenhaus Vilsbiburg angesiedelt, ebenso das in ganz Niederbayern einzige von der Fachgesellschaft zertifizierte Schilddrüsenzentrum mit jährlich ca. 400 Eingriffen an der Schilddrüse und damit enormer langjähriger Erfahrung.
Zwischenzeitlich wurde durch Neuorganisation der chirurgischen Abteilung erreicht, dass eine ganze Reihe hochspezialisierter Chirurgen in diesem relativ kleinen Krankenhaus Medizin auf höchstem Niveau anbieten. Dieser Weg soll weiter verfolgt werden. Ein mit dem Gesundheitsministerium bereits abgestimmtes Raum- und Funktionsprogramm sieht vor, dass in den demnächst zu erwartenden einzelnen Baumaßnahmen zunächst der OP-Bereich erneuert und das Gesamthaus einer Generalsanierung und Strukturanpassung an die Leistungsentwicklung erfolgen kann.
Daneben betreut die Medizinische Klinik am Krankenhaus Vilsbiburg jährlich mehr als 4.000 Patienten stationär (nahezu die Hälfte aller in Vilsbiburg stationär versorgten Patienten). Die Schwerpunkte der Abteilung liegen im Bereich der Gastroenterologie, Pulmonologie und Diabetologie. Aber auch kardiologische Patienten werden, in enger Kooperation mit der kardiologischen Klinik am Krankenhaus Landshut-Achdorf, bis hin zur Schrittmacher-Versorgung betreut.
Überregionale Bedeutung hat die Medizinische Klinik durch das Zentrum für Neurogastroenterologie, das Inkontinenz- und Beckenboden-Zentrum und die Betreuung von Patienten mit chronisch entzündlichen Darmerkrankungen. Weiterhin übernimmt das KH Vilsbiburg unter dem Dach der Medizinische Klinik die Schlaganfall-Versorgung der Bevölkerung des südlichen Landkreises. Hierzu ist die Medizinische Klinik mit ihrer zertifizierten stroke unit (Schlaganfall-Überwachungsstation) eingebunden in das TEMPiS-Netzwerk (Telemedizinisches Projekt zur integrierten Schlaganfallversorgung in der Region Süd-Ost- Bayern) mit telemedizinischer / teleneurologischer Betreuung durch die Neurologischen Kliniken im Klinikum München-Harlaching sowie im Universitäts-Klinikum Regensburg. Im TEMPiS-Netzwerk werden jedes Jahr über 6.000 Schlaganfallpatienten in 19 regionalen Kliniken in Süd-Ost- Bayern behandelt. Kompetente Unterstützung erhalten die Ärzte vor Ort dabei durch Spezialisten aus den Schlaganfallzentren in München-Harlaching und in der Universitätsklinik in Regensburg - und zwar zu jeder Tages- und Nachtzeit.
Der Schlaganfallexperte wird dafür noch in der Notaufnahme sofort über eine Videokonferenz zugeschaltet, er kann den Patienten direkt befragen und ihn zusammen mit dem Arzt vor Ort neurologisch untersuchen. Gleichzeitig werden die Computertomographie-Bilder des Patienten innerhalb weniger Sekunden zur Beurteilung in das Zentrum überspielt. Der Schlaganfallexperte kann somit innerhalb von wenigen Minuten entscheiden, ob eine Lysetherapie (medikamentöse Auflösung eines Blutgerinnsels im Gehirn) durchgeführt werden kann. Somit steht der Bevölkerung im ländlichen Süd-Ost- Bayern über TEMPiS erstmals eine wirksame Schlaganfallbehandlung zur Verfügung, die bisher nur in Schlaganfallzentren in den großen Städten durchgeführt werden konnte.
Das „Telemedizinisches Projekt zur integrierten Schlaganfallversorgung in der Region Süd-Ost- Bayern“ (TEMPiS) beinhaltet jedoch nicht nur die telemedizinische Beratung. Vielmehr wurden in allen regionalen Kliniken spezialisierte Schlaganfallstationen aufgebaut und eine kontinuierliche Fortbildung und Qualitätssicherung für alle Teilnehmer eingerichtet. Das Krankenhaus Vilsbiburg hat ihre stroke unit 2015 einer externen Qualitätskontrolle durch die Deutsche Schlaganfallgesellschaft unterzogen und hier das Qualitätssiegel für eine zertifizierte teleneurologische stroke unit (Spezialeinheit zur Schlaganfallbetreuung) erhalten. Die Schlaganfallversorgung reduziert sich aber nicht nur auf die Durchführung von Lyse- Behandlungen. Vielmehr besteht das besondere Konzept in einer koordinierten Behandlung aller Aspekte der Betreuung von Schlaganfallpatienten. Hierzu steht ein speziell geschultes Team aus Ärzten inklusive der täglichen Vor-Ort- Visite durch unsere neurologischen Konsiliarärzte Dr. Hock und Rothärmel, Pflegekräften, Physio- und Ergo-Therapeuten, Logopäden und Mitarbeitern des Sozialdienstes bereit.
In der Schlaganfallversorgung laufen somit Akutversorgung und Rehabilitation vom ersten Tag an parallel ab. Dies führt zu einer in wissenschaftlichen Studien nachgewiesenen Prognoseverbesserung der im Rahmen des TEMPiS-Verbundes betreuten Patienten. Die Wahrscheinlichkeit für ein schlechtes Behandlungsergebnis (Sterblichkeit, Pflegeheimversorgung und schwere Behinderung) wurde um 37% verringert.
Das Krankenhaus Vilsbiburg hat sich zudem um das Hospiz, das erste und mit überregionaler Bedeutung versehene Hospiz in Niederbayern erweitert, der geriatrischen Reha-Einrichtung in Rottenburg wurde eine Anschlussheilbehandlung für Patienten angeschlossen, die sich orthopädischen oder chirurgischen Eingriffen unterziehen mussten.
LAKUMED als Arbeitgeber
Eine wichtige Bedeutung kommt dem Unternehmen als Arbeitgeber und Infrastruktureinrichtung in Stadt und Landkreis Landshut zu. Waren es 2001 noch 760 Vollkräftestellen in den LAKUMED Kliniken, so stieg die Vollkräftestellenzahl bis 2015 auf 1.110, die von über 1.500 Mitarbeitern besetzt werden. Der Landkreis Landshut ist sich seiner Verantwortung als einer der größten Arbeitgeber in der Region bewusst. Ohne rechtliche Verpflichtung werden durch Entscheidung des Kreistages alle Mitarbeiter nach wie vor in den Tarifvertrag für den öffentlichen Dienst eingruppiert. Anders als viele andere Krankenhäuser hat LAKUMED immer darauf verzichtet, in sogenannten Servicegesellschaften Mitarbeiter, die ohnehin schon in den unteren Lohngruppen angesiedelt sind, auszugliedern, um dadurch Lohnkosten zu sparen.
Ebenso ist es eine Entscheidung des gesamten Kreistages, dass allen Mitarbeitern, auch jedem der neu eingestellt wird, nach wie vor die volle Zusatzversorgung des öffentlichen Dienstes gewährt wird, was gerade in Zeiten der intensiven Diskussion über das Rentenniveau in der Zukunft für die Mitarbeiter eine große Sicherheit für ihre Versorgung im Alter bewirkt. Das Budget der Kliniken belastet diese Zusatzleitung jährlich mit 3 Mio. Euro.