Landshut (20.09.2016) Am Montag, 26. September, tagt um 16 Uhr im Alten Plenarsaal des Rathauses der Bildungs- und Kultursenat öffentlich. Dabei geht es auch um die von der Stadt käuflich erworbene Sammlung Hans Niedermeier. Das Bild der Stadt Landshut zeigt die Vertragsunterzeichnung am 19. März 2010 zwischen OB Hans Rampf und Hans Niedermeier (rechts) im Rathaus.
Hier die offizielle Tagesordnung:
Referent: In Vertretung Oberverwaltungsrat Walter Blaschke
1 Sachstandsbericht über die von der Stadt Landshut erworbenen Gegenstände aus der Sammlung Hans Niedermeier.
Stadtratsantrag der Fraktion landshuter mitte vom 9. Mai 2016
2 Antrag des "Bund der Berliner und Freunde Berlins Landshut e.V." vom 29. Juli 2016 auf einen städtischen Zuschuss zum Aufbau einer historischen Gruppe Alt Berlin um 1900
Referent: In Vertretung Leitender Rechtsdirektor Hans Schober
3 Einstiegsangebot für internationale Jugendliche am Gymnasium Seligenthal ("Brückenkurs"); hier: Berichte der Schulleitung und der Schulstiftung Seligenthal
Zur Niedermeier-Sammung der Bericht der Stadt Landshut vom 19. März 2010
Stadt erwirbt Niedermeier-Sammlung - Vertrag unterzeichnet
Der Vertrag über den Erwerb der Sammlung Hans Niedermeier für die Stadt Landshut ist am Donnerstagnachmittag unterschrieben worden. Zusammen unterzeichneten Oberbürgermeister Hans Rampf und der Landshuter Sammler Hans Niedermeier einen ausgearbeiteten Vertrag. Niedermeiers Sammlung besteht aus hunderten von Graphiken und zahlreichen Gemälden mit Ansichten von Landshut, Werken aus dem Zeitraum vom 16. bis zum 20. Jahrhundert. Darüber hinaus schenkt Hans Niedermeier seine umfangreiche Zinnsammlung mit zahlreichen Landshuter Meistermarken an die Museen der Stadt Landshut. "Damit ist ein wichtiges kulturelles Erbe für Landshut gesichert", betonte Rampf.
"Die verdüsterte Sonne ist so gemalt, wie ich sie sah am Tage des Luftangriffs, als ich aus dem Keller kam; ganz verdüstert vom Staub der Explosionen", schrieb Franz Högner auf die Rückseite seines Gemäldes 1945, das den zerstörten Landshuter Bahnhof zeigt. Das Ölgemälde übergab Hans Niedermeier an Oberbürgermeister Hans Rampf anlässlich der Vertragsunterzeichnung über den Erwerb seiner Sammlung für die Stadt.
"Mit dem Erwerb wurde ein Meilenstein für den Sammlungsbestand der städtischen Museen gesetzt und für die Öffentlichkeit ein eindrucksvolles Schaufenster auf die überaus facettenreiche Kulturgeschichte ermöglicht", ist das Stadtoberhaupt überzeugt.
Nicht ganz zufällig erfolgte die Unterzeichnung des Vertrages am Vorabend des 65-jährigen Gedenkens der Zerstörung des Landshuter Hauptbahnhofes am 19. März 1945. Das Bombardement dieses in den letzten Kriegswochen strategisch wichtigen Infrastrukturknotens traf den als Tangentialbahnhof angelegten Hauptbahnhof, der seit 1880 weit vor den Toren der eigentlichen gotischen Stadt liegt. Aufgrund dieser Fokussierung der Angriffswelle blieb das urbanistische Herzstück des alten Landshut weitgehend verschont, wenngleich die Vielzahl der Treffer verheerende Wirkungen und zahlreiche Tote zeitigte. Kurz vor dem Ende des Zweiten Weltkriegs wäre dann – mit einem offenbar schon geplanten weiteren Bombardement – die Innenstadt das Ziel gewesen, wenn nicht zuvor die weiße Fahne an der Turmspitze von St. Martin das befreiende Signal vermittelt hätte.
Die Verheerungen am Landshuter Bahnhof zogen naturgemäß auch die Künstler an, die als Historienmaler nach einem angemessenen künstlerischen Ausdruck für diese Katastrophe suchten. Unter ihnen war Fritz Koenig und Franz Högner, dessen Ölgemälde des kriegszerstörten Landshuter Bahnhofes von 1945 gestern Nachmittag bei der Vertragszeichnung als Symbol für die Vielfalt des lokalen Kolorits der Sammlung Niedermeier übergeben wurde. Wie auch in anderen Fällen hat Franz Högner für dieses Gemälde einen von ihm verfassten Bildkommentar hinterlassen, welcher 2001 auf der Rückseite des Bildes entdeckt wurde. Er lautet:
Ich war sehr oft am Bahnhof, weil ich viele ganz / genaue Tuschezeichnungen von zerstörten Gebäuden und / von der ganzen Anlage gemacht habe. / Dieses Bild habe ich zu Hause nach den Zeichnungen / gemacht. Die Gebäude links vorne u. Hintergrund, habe / ich etwas näher herbeigezogen. Sonst aber alles naturgenau.
Franz Högner
Die verdüsterte Sonne ist so gemalt, wie ich sie / sah am Tage des Luftangriffs, als ich aus dem / Keller kam; ganz verdüstert vom Staub der / Explosionen. / F.H.
Ich wollte die Tage nach dem Luftangriff / (Josefitag 1945) am Bahnhof zeichnen. / Eine Erlaubnis gab es nicht, es war / verboten, ich probierte es heimlich, als aber / SS Wachen kamen, verdrückte ich mich.
Nach der Besetzung Landshuts durch die / Amerikaner, ließ ich mir sogleich einen / Erlaubnisschein zum Zeichnen am Bahnhof/gelände und Stadt ausstellen und / zeichnete dann an vielen zerbombten Stellen.
Nach dem Luftangriff war ich etliche Male / im Bahnhofsgelände, weil ich zum Volkssturm / eingezogen, am Bahnhof kriegsgefangene / Südafrikaner bewachen musste, die zu / Aufräumarbeiten da eingesetzt waren.
Das Werk wird der Öffentlichkeit ab 16. Mai im Rahmen der in Vorbereitung befindlichen Ausstellung »Neunzig+: Landshut seit 1918« im Kreuzgangmuseum zugänglich sein.
Text vom 19.03.2010 / Stadt Landshut