Ex-Vize-Kanzler Müntefering hielt eine sehr emotionale Rede zur Sterbebegleitung

LANDSHUT. Am Donnerstagabend wurde die Ausstellung „Gemeinsam Gehen – Wege der Sterbebegleitung und Versorgung für Schwerstkranke und Angehörige“ im Foyer des Krankenhauses Landshut-Achdorf eröffnet. Die Ausstellung ist der Auftakt für eine Reihe von Veranstaltungen anlässlich des zehnjährigen Bestehens der Palliativstation.

Zur Eröffnung sprach der ehemalige Vizekanzler Franz Müntefering, der sich seit den 90er Jahren aktiv dafür einsetzt, die Palliativmedizin und Einrichtung von Hospizen in Bewegung zu bringen, das Bewusstsein dafür zu ändern und diesen speziellen Bereich in der Medizin wie auch in der Ausbildung von Ärzten zu verankern. Auch durch eigene Erfahrungen und den frühen Krebstod seiner Ehefrau Ankepetra widmet er dem Thema Sterbebegleitung besondere Aufmerksamkeit.

Den Zeitpunkt zum zehnjährigen Bestehen der Palliativstation, den Ort des stark frequentierten Foyers im Krankenhaus Landshut-Achdorf wie auch den Gastredner zur Eröffnung der Ausstellung hätte man nicht besser wählen können, sagte Landrat Peter Dreier in seinen Grußworten. In den laufenden Gesprächen zu einem neuen Bundesgesetz zur Sterbehilfe im Bundesrat müsse die Richtschnur das Wohl des Patienten sein, betonte der Landrat. „Die Entscheidungsträger von damals haben eine gute Entscheidung getroffen, am Krankenhaus Landshut-Achdorf eine Palliativstation einzurichten“, sagte Peter Dreier. Die Wanderausstellung über Sterbebegleitung und Versorgung in den letzten Lebenstagen kam auf Initiative der Landtagsabgeordneten Ruth Müller nach Landshut. Sie dankte Gastredner Franz Müntefering dafür, sich so aktiv in die Diskussion um Sterbehilfe einzubringen. „Wir müssen den Mut zum Leben stärken“, sagte Müller.

Franz Müntefering begrüßt die Debatten, die heute über das Thema Sterbehilfe geführt werden, „wobei diese ethische Frage nicht so einfach zu beantworten ist“. Das Leben habe sich verändert, die Familien hielten zwar zusammen, lebten aber nicht mehr generationenübergreifend so eng beieinander. Damit habe sich auch das Sterben verändert. Die Hochleistungsmedizin sei ein weiterer Faktor, sagte Müntefering und verwies darauf, dass die Menschen aktuell eine Lebenserwartung von 82 Jahren hätten. „Dass wir relativ gesund alt werden, ist doch eine schöne Vorstellung. Wir sind nicht mehr so lange so schwer krank, und es kommt später. Aber es kommt“. Sterben sei nicht schwerer geworden als früher, nur anders. „Heute haben wir Möglichkeiten zu helfen, das sollten wir wahrnehmen“, sagte Franz Müntefering, „denn jedes Leben ist ein Unikat und jedes Sterben ist ein Unikat“.

Dr. Marlis Flieser-Hartl, die geschäftsführende Vorstandsvorsitzende der LAKUMED Kliniken, dankte dem Kreistag, dass er mit der Einrichtung einer Palliativstation am Krankenhaus Landshut-Achdorf vor zehn Jahren Pionierarbeit geleistet habe. „Ohne ihre Bereitschaft, mit einer Bürgschaft in Vorleistung zu gehen, hätten wir die Palliativstation nicht aufbauen können“, sagte Dr. Flieser-Hartl. Die Menschen kämen auf eine Palliativstation oder in ein Hospiz, damit die verbleibenden Tage trotz schwerwiegender Erkrankung und begrenzter Lebenserwartung lebenswert verlaufen könnten. Nach zehn Jahren ist in der Region Landshut mit der Palliativstation, dem Hospiz der LAKUMED Kliniken in Vilsbiburg sowie der Adiuvantes SAPV zur speziellen ambulanten Palliativversorgung ein dichtes Netzwerk geknüpft, um Schwerstkranken und Sterbenden bieten zu können, was sie in dieser Lebenssituation brauchen. „Dafür lohnt es sich, zu kämpfen“, sagte Dr. Flieser-Hartl in Bezug auf die Diskussion um ein neues Bundesgesetz zur Sterbehilfe und damit eine Gesetzesgrundlage für den Umgang mit Sterbenden.

Die Ausstellung „Gemeinsam Gehen – Wege der Sterbebegleitung und Versorgung für Schwerstkranke und Angehörige“ ist bis zum 23. Juli 2015 am Krankenhaus Landshut-Achdorf zu den Öffnungszeiten ganztags frei zugänglich.

Bildunterschriften:

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v.l. Landtagsabgeordnete Ruth Müller, Vizekanzler a.D. Franz Müntefering, Landrat Peter Dreier und die Vorstandsvorsitzende der LAKUMED Kliniken, Dr. Marlis Flieser-Hartl bei der Eröffnung der Wanderausstellung zu Sterbebegleitung