Die grüne Paddlergruppe kurz nach dem Ablegen beim Donaustrandhaus in Deggendorf. - Foto Schoyerer
Niederbayern/Deggendorf - pm (17.07.2023) Die Meinungen gehen auseinander, ob die Tradition der Grünen Donaupaddeltour seit 30 Jahren besteht oder sogar länger oder etwas kürzer. Das tat dem Vergnügen keinen Abbruch, mit dem sich die Paddler in die Boote setzten und dem Fluss und seiner Strömung folgten.
Der Tradition gemäß gab es zu Beginn eine Pressekonferenz, an der die Bundestagsabgeordneten Marlene Schönberger, Toni Hofreiter und Erhard Grundl, die Landtagsabgeordneten Rosi Steinberger und Toni Schuberl, die Bezirksrätin und Spitzenkandidatin der niederbayerischen Grünen Mia Goller und der Kreisvorsitzende des Bund Naturschutz Deggendorf, Georg Kestel. Bezirksvorsitzende Claudia Woller moderierte die Runde.
Toni Hofreiter, MdB und Vorsitzender des Ausschusses für die Angelegenheiten der Europäischen Union sprach u. a. zum "Aktionsprogramm Natürlicher Klimaschutz" (ANK), das dafür sorgt, dass Ökosysteme wie Wälder, Auen und Meere gestärkt, wiederhergestellt und bewahrt werden. Natürlicher Klimaschutz verbindet den Schutz von Klima und Natur. So wirkt er der ökologischen Doppelkrise aus Erderhitzung und Artenaussterben gezielt entgegen. Bis 2026 stehen für die verschiedenen Maßnahmen insgesamt vier Milliarden Euro zur Verfügung, unter anderem für die Wiederherstellung und Wiedervernässung von Mooren und Projekte im Bereich "Naturnaher Wasserhaushalt mit lebendigen Flüssen, Seen und Auen". Davon kann auch die naturnahe Entwicklung der Donau profitieren.
Umweltausschuss-Vorsitzende MdL Rosi Steinberger erläuterte die Situation der Fische in den niederbayerischen Flüssen. Dort gibt es laut Landesamt für Umwelt 7.390 Querbauwerke ohne Bezug zur Wasserkraft. Diese Querbauwerke verhindern die Wanderung vieler Fische, wie z.B. dem ursprünglich in Niederbayern weit verbreiteten Huchen. Dabei verpflichtet die europäische Wasserrahmenrichtlinie zu einem guten ökologischen Zustand der Gewässer.
„Es muss Ziel sein, dass die natürlichen Lebensräume des Huchens und anderer Wanderfische so verbessert werden, dass sich ihre Bestände allein erholen. Dafür müssen die letzten freifließenden Flussabschnitte erhalten bleiben und mit Renaturierungsmaßnahmen verloren gegangener Lebensraum zurückgewonnen werden.“ Stauwerke müssen abgebaut, Betonschwellen herausgerissen und den Flüssen und Bächen ihr vormaliger natürlicher Lauf zurückgegeben werden, forderte Steinberger.
MdL Toni Schuberl bezog sich zunächst auf das aktuelle Wetter: „Gerade ist es bedeckt am Deggendorfer Donaustrand – aber wir alle erleben heuer schon wieder wochenlange Temperaturhöchstwerte.“ Und gerne würde es verdrängt, dass 2022 und 2020 anhand der Donaupegelvorgaben über lange Zeiten kein Kreuzfahr- oder Lastenschiff genutzt werden konnte. Er wies darauf hin, dass wir schleichend und ständig Niederschlagswasser, Eis- und Schnee verlieren, die den Grundwasserpegel dadurch nicht mehr füllen. Die Wasserknappheit, wie sie aktuell in Franken zu beobachten sei, wird dann langfristig für mehr als 2 Milliarden Menschen den Verlust der Lebensgrundlagen bedeutet.
Und die Hitze- und Trockenperioden, Überschwemmungen und Stürme werden zu gravierenden Menschenwanderungen führen. Schuberl: „Um das Schlimmste zu verhindern ist jede Stellschraube wichtig, um die Einhaltung des 1,5 Grad Ziels zu erreichen. Wir dürfen nicht wegsehen, wenn uns hier im Bayerischen Wald die Klimaänderung erst einmal glimpflicher trifft, weite Weltflächen aber nur noch um’s nackte Leben kämpfen – und dann auch vor unseren Haustüren als Klimaflüchtlinge ankommen werden“.
MdB Marlene Schönberger freute sich, dass in Berlin gerade das Demokratiefördergesetz vorangebracht wird, denn: „So unterstützen wir die demokratische Zivilgesellschaft. In Niederbayern streiten viele verschiedene Organisationen für gesellschaftlichen Zusammenhalt, etwa durch politische Bildung oder Beratung. Durch das Demokratiefördergesetz werden wir sie finanziell absichern. Das ist ein dringend notwendiger Boost für unsere wehrhafte Demokratie!“
Dass CSU und FW in AfD Manier Lügen erzählen und rechte Narrative nachplappern, müsse jetzt sofort enden. In der Sache könnten Demokraten gerne streiten und um die besten Ideen für die Menschen ringen. Populistische Parolen, Lügen und persönliche Diffamierungen seien jedoch unanständig und bringen unser Land nicht weiter. Sie fordere die CSU und FW auf, endlich eigene Ideen für Bayern zu präsentieren.
Kulturpolitiker MdB Erhard Grundl aus Straubing hatte eine positive Nachricht mitgebracht und freute sich, dass seit drei Wochen der KulturPass laufe. Alle jungen Menschen, die 2023 ihren 18. Geburtstag gefeiert haben, können – wenn nicht schon passiert - ihr Guthaben in der App freischalten und diverse Angebote nutzen. Sie erhalten 200 Euro für vielfältige kulturelle Angebote: vom Comic-Laden, über die Bass-Gitarre, von Theater-Tickets bis zu Büchern, Punk-Konzerten, Platten oder den Kinobesuch.
Egal wie das Guthaben investiert wird, der KulturPass will ein Türöffner sein auch für die niederbayerischen Kultureinrichtungen. Clubs, Festivals, Buchhandlungen oder Kinos, die ihr Angebot in der App eintragen, können damit ein neues Publikum ansprechen. So wird der KulturPass auch ein Instrument der Kulturförderung für den ländlichen Raum. Ein Instrument, das erstmalig nicht nur das Kulturangebot stärkt, sondern auch die Nachfrage unterstützt. Das hat es in Deutschland bislang noch nie gegeben.
Abschließend berichtete der Kreisvorsitzende vom Bund Naturschutz in Deggendorf Georg Kestel den Paddlerinnen und Paddlern bei einem Zwischenstopp in Niederalteich vom hohen Nutzen der Regenwurmpopulationen im Hinblick auf eine tiefgründige Wasseraufnahmesituation. Und er erläuterte anhand von aktuellen und historischen Karten ebenfalls die immer einheitlicheren Hochwasserspitzen der Flüsse, die durch stetige Begradigungen immer ungebremster auf die gewachsenen Städte an unseren niederbayerischen Flüssen zulaufen.
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Der Abgeordnete Schuberl (Mitte) erläuterte die Zusammenhänge zwischen der aktuellen Trockenheit und dem weltweiten Klimascenarien. Neben ihm die MdB’s Erhard Grundl aus Straubing und Marlene Schönberger aus Dingolfing-Landau.
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Die grüne Paddlergruppe kurz nach dem Ablegen beim Donaustrandhaus in Deggendorf. (Fotos Schoyerer)