Tilman von Kuepach: Die Stadt braucht einen Slogan.
Landshut – pm (21.01.2020) Als der „neue“ Oberbürgermeister 2017 sein Amt antrat, versprach er das Stadtmarketing zur Chefsache zu machen. Geschehen ist aber bis heute nichts. Mit Stadtmarketing wird zunächst einmal assoziiert, wie es gelingt möglichst viele Käufer und Touristen in die Stadt Landshut hineinzubringen. Augenscheinlich hatte das alte Konstantinopel vor 1453 bereits einen entsprechenden guten Ruf auf die Osmanen, denn sie haben bekanntermaßen die von ihnen 1453 eroberte Stadt nach den griechischem Ausdruck „εἰς τὴν πόλιν, eis tḕn pólin = in die Stadt“ genannt. Wohin wollt Ihr? In die Stadt. Das wollen wir auch. Landshut ist die Stadt in die wir wollen, in der wir leben wollen.
Um das Image für Landshut ist es aber nicht gerade gut bestellt. Ich verweise auf eine Zeitungsüberschrift vom 9. März 2018 „Nur Fressen, Saufen, Hüpfburg?“ – gesucht ein Image für Landshut. Grundlage für diesen Zeitungsartikel war eine, wie wir meinen, völlig deplatzierte Aktion zur Eröffnung der neuen Neustadt. Hüpfburgen, eine Fressmeile oder Stelzenläufer, wie auch überdimensionierte Luftballons, locken heute keinen mehr in die Innenstadt. Fatal war in diesem Zusammenhang auch, dass das Publikum und das Angebot der Ladeninhaber sich in den letzten Jahren massiv geändert haben. Darauf wurde genauso nicht eingegangen, wie die Leitungsfunktion, die das Stadtmarketing, zu erbringen hat.
So wird kein Kunde mehr nach Landshut kommen um Grundnahrungsmittel einzukaufen. Selbst in den kleinsten Dörfern sind Aldi, Lidl und Co. präsent. In die Stadt fährt man also nur dann, wenn es wohnortnah einen Artikel nicht gibt oder wenn die Artikel etwas Besonderes sind.
Hier ist die Aktivität der Stadtverwaltung ausdrücklich zu loben, die bei jedem leerstehenden Ladenlokal in der Landshuter Innenstadt tätig wird. Den entsprechenden Hauseigentümern wird jederzeit Hilfe angeboten, ob nicht aus der vorhandenen Kenntnis der Stadt Bewerber vorhanden sind den Laden zu füllen.
Synonym für die Innenstadt ist der Handel. Wir haben aber auch guten Fachhandel. So kauft die Frau des ehemaligen bayerischen Ministerpräsidenten in Landshut ihre Schuhe. Auch die Verlagerung des Auktionshauses Ruef von München nach Landshut ist ein Glücksfall. Hier müssen weitere Anreize gesetzt werden. Nur Cafés in der Altstadt zu eröffnen, ist zu wenig. Nur eine Innenstadt ohne Leerstände kann dem Gast das Gefühl geben, dass die Stadt hoch attraktiv ist und dass es deshalb in der Stadt brummt.
Nichtsdestoweniger verliert die Stadt Landshut aufgrund neuer Wegebeziehung an Attraktivität. Allein der Bau der B 15 neu hat dazu geführt, dass der nördliche Landkreis Landshut sich verstärkt auf Einkaufstouren nach Regensburg und nicht mehr nach Landshut begibt. Hier gilt es zusätzliche Bindungen zu schaffen.
Jegliche Institution, sei es Landratsamt, sei es Grünes Zentrum, sei es ILS, seien es vor allen Dingen Schulen, die notwendigerweise zu gewisser Zeit aufzusuchen sind, fördern die Verbundenheit mit einer Stadt. Wie aber die vielgeliebte Staatsregierung mit Landshut umgeht, ist in der Ansiedlung des niederbayrischen Verwaltungsgerichtes in Freyung beweisbar.
Landshut hat eine Vielzahl von speziellen Ausbildungsmöglichkeiten, wie z. B. die Fachschule für Maurer und Zimmerer, die aber von der Stadt mehr als stiefmütterlich behandelt wird, obwohl die Stadt selber Gesellschafterin dieser Schule ist.
Wir, die Mitglieder der Fraktion der Landshuter Mitte aus Claudia Zehentbauer, Dr. Maria Fick, Hans-Peter Summer, Dr. Thomas Küffner und Tilman v.Kuepach begrüßen ausdrücklich die privaten oder semiprivaten Ver-anstaltungen, wie Afrika-Festival, Stadtspektakel auch in der Neustadt, Stadt-Open Air, Altstadtfest, Haferlmarkt, Christkindlmarkt oder Kurzfilmfestival etc. Diese müssen aber von der Stadt (zeitlich) koordiniert werden. Nur wenn ein Festival quasi das nächste jagt, kann die Stadt ordentlich vermarktet werden.
Wir schlagen einen Wettbewerb unter den Bürgern aus, welcher konkrete Slogan für die Stadt Landshut passt. Auch ein solcher Wettbewerb ist Stadtmarketing, das nicht viel kostet, aber alle Bürger zum Mitmachen einlädt. In einer Werbe Broschüre wurde Landshut einmal als „Landshut die Stadt der Frühlingsgefühle“ angepriesen. Bodenlos ist jedenfalls das schon früher verwandte „Landshut – das Ereignis“. Und ab dem 15. März 2020 muss Marketing Chefsache werden.
Folgende Slogans für eine Stadt sind weltbekannt und sowas in dieser Preislage brauchen wir auch:
München - Weltstadt mit Herz;
Amsterdam - I am sterdam;
Ruhrgebiet - Der Pott kocht.
Ich wünsche Ihnen eine schöne Woche.
Ihr
Tilman v. Kuepach
P.S. Ein aufmerksamer Leser der Morgenpost hat mich auf einen Fehler hingewiesen. Das älteste Haus der Stadt steht in der Schwestergasse Nr. 8 und nicht in der Seligenthalerstraße. Es ist seit 1718 nicht mehr im Besitz des Klosters, und von engagierten und mutigen Landshuter Bürgern saniert worden. Vielen Dank dafür. Es ist ein Juwel in der Stadt geworden.