Dr. Enrique Rojas von der HNO-Gemeinschaftspraxis Dr. Sturm – Dr. Rojas – Dr. Pätzold hat als Belegarzt im Klinikum erstmals in Landshut eine offene Kehlkopfteilentfernung durchgeführt. Bislang wurden Patienten mit Kehlkopfkrebs vor allem in Regensburg und München operiert.
Dr. Rojas, der seit Anfang des Jahres als Belegarzt im Klinikum Landshut arbeitet, will im Bereich der Hals-Nasen-Ohrenheilkunde vermehrt krebskranke Patienten operieren und damit das onkologisch-chirurgische Leistungsspektrum im Klinikum weiter ausbauen. Die erste offene Kehlkopfentfernung hat er an einem rund 70 Jahre alten Patienten vorgenommen. Der Patient litt unter einem sogenannten supraglottischen Kehlkopfkarzinom, also unter einem bösartigen Tumor oberhalb der Stimmlippenebene im Bereich des Kehlkopfdeckels. Dieser Tumor kommt vor allem bei alten Menschen vor und wird hauptsächlich durch Rauchen und Alkohol verursacht. „Das Risiko steigt mit den Jahren des Rauchens deutlich an, aber in Aachen hatte ich auch schon einen 24-Jährigen mit Kehlkopfkrebs operiert", so Dr. Enrique Rojas, der vor seinem Wechsel nach Landshut an der Universitätsklinik Aachen als Oberarzt gearbeitet und dort mehrere hundert Mal am Kehlkopf operiert hatte.
Der Tumor des in Landshut behandelten Patienten ist bereits vor einem knappen Jahr in München voroperiert worden. Ob es sich nun um ein Rezidiv, also um ein Wiederauftreten des Krebses, oder um ein Überbleibsel (Residuum) des ersten Karzinoms handelt, lässt sich nicht sagen. „Kommt der Krebs innerhalb eines Jahres zurück, handelt es sich meist um ein Residuum", so Dr. Rojas. Dafür spricht auch, dass es damals nach der Operation keine anschließende Bestrahlung oder Chemotherapie gab.
Da der Patient bereits in München von innen laserchirurgisch operiert wurde, entschied sich Dr. Rojas für eine offene Teilentfernung des Kehlkopfes. „Es gibt verschiedene Stile der Kehlkopfteilresektion. Viele propagieren die Laserchirurgie. In diesem Fall macht sie keinen Sinn", sagt Dr. Rojas. Zum einen habe man damit mutmaßlich beim ersten Eingriff nicht alle Tumorzellen entfernen können, zum anderen müsse bei einer zweiten Operation nach einem Rezidiv oder Residuum der gesamte Hals saniert werden. „Ich muss den Hals also so oder so öffnen, weshalb es sinnvoll ist, beide Schritte in einem Eingriff über den offenen Hals durchzuziehen", erklärt der gebürtige Spanier.
Tritt ein Tumor ein zweites Mal im Kehlkopf auf, müssen die Lymphbahnen im Hals entfernt werden, um ihm die Abflusswege zu nehmen. Dieser vierstündige, sehr aufwändige Eingriff wird von zwei Ärzten durchgeführt. „Wir haben den Vorteil, dass wir in unserer Gemeinschaftspraxis zu dritt sind", so Dr. Rojas. Im Normalfall übernimmt Dr. Jürgen Pätzold den Praxisbetrieb, während Dr. Rojas mit Dr. Johannes Sturm an einem Tag im Klinikum operiert. Diesmal war Dr. Sturm aber als Belegarzt im Kinderkrankenhaus im Einsatz. Im Klinikum bekam Dr. Enrique Rojas Unterstützung vom neurochirurgischen Oberarzt Steffen-Ulrich Pauli, der sich spontan bereit erklärt hatte, zu assistieren.
Viele HNO-Ärzte scheuen die Operation auch wegen der umfangreichen Nachbetreuung. Die Patienten müssen mühsam das Schlucken und das Sprechen neu lernen. Außerdem müssen sie über mindestens zwei Wochen täglich visitiert werden. „Wenn wir in unserer Gemeinschaftspraxis nicht zu dritt wären, wäre das kaum machbar", erklärt Dr. Rojas. Ihm mache das Operieren Spaß und er freue sich, wenn die Patienten nicht weggeschickt werden müssen. So können sie in der Nähe der Angehörigen bleiben.
Mindestens einmal die Woche operiert er als Belegarzt im Klinikum und will auch weiter komplizierte onko-chirurgische Eingriffe im Hals-Nasen-Ohrenbereich durchführen. „Hier im Haus sind schließlich alle Voraussetzungen für die Behandlung onkologischer Patienten vorhanden", betont Dr. Rojas. Neben den ausgezeichneten Mitarbeitern im OP-Team lobt der Chirurg das Team auf Station und die interdisziplinären Tumorkonferenzen, in denen die optimale Behandlung aller Krebspatienten mit den Kollegen anderer Fachgebiete besprochen werden kann. Außerdem ist mit der Klinik für Radioonkologie und der onkologischen Tagesklinik auch die Infrastruktur für die Nachbehandlung durch Bestrahlung oder Chemotherapie vorhanden.
Als nächstes wird Dr. Enrique Rojas einen Tumor des tiefen Blattes der Ohrspeicheldrüse entfernen, der nach innen in Richtung Rachenraum wächst. Es ist ein sogenannter Eisbergtumor, der von außen kaum erkennbar ist, weshalb im Rahmen des Eingriffs ein großer Teil der Gesichtshälfte freigelegt werden muss.
Im Bild oben: Dr. Enrique Rojas mit Dr. Johannes Sturm (li.) bei der Entfernung eines Tumors an der Ohrspeicheldrüse im Klinikum Landshut