Es war Johann Baptist Bernlochner, Brauerei-, Mühlen- und Hammerwerkbesitzer, sowie Bau- und Theaterunternehmer, der 1840/41 das Gelände an der Isarbrücke erwarb und dort den Bernlochnerkomplex hochzog. Es gab noch keine Wittstraße. Der ganze Verkehr lief durch das Ländtor und durch die Innenstadt. Das ist 172 Jahre her.
Die Bälle im Redoutensaal, ab 1857 erstmals von J. B. Bernlochner mit revolutionär modernen 100 Gasleuchten ausgstattet, waren die gesellschaftlichen Höhepunkte im gut 10.000 Einwohner großen Landshut, das 1826 die Universität nach München abgeben mußte. Der Bernlochner war Gasthaus, Festsaal und Theater. Johann Baptist Bernlochner hatte dort eine eigene Loge.
Und jetzt? Der Bernlochner wurde zum Problem-Komplex der Stadt. Der Pachtvertrag ist inzwischen schwebend ungültig. Die Stadt muß wohl zum 31.12. 2013 die Pachtzahlungen an die Erbengemeinschaft einstellen. Das Theater muß, da hochgradig sanierungsbedürftig, zum Juni 2014 den Spielbetrieb einstellen und in ein Theaterzelt auf dem Messegelände umziehen.
Die Stadtsäle im Bernlochner wurden 1996 unter OB Deimer aufwendig saniert. Sie sind hochgradig defizitär. Die damals ebenfalls geplante Stadthalle nebenan konnte wegen fehlender Finanzmittel nie realisiert werden. Das Restaurant verliert durch die Theaterschließung eine langjährig treue Stammkundschaft. Zu allem Ungemach hat auch noch der 285 Betten große Hotel "Kaiserhof" auf der anderen Seite der Isabrücke überraschend Anfang Dezember geschlossen. Auch diese Hotel-Gäste fehlen jetzt als Restaurant-Kunden.
Die Pessimisten befürchten eine sehr lange Theater-Zelt-Ära, weil die Stadt schlichtweg wohl auf Jahre hinaus kein Geld für die höchst kostspielige Theatersanierung im Bernlochner haben dürfte. Die Zahl derer, die einen anderen Standort - z.B. das alte JVA-Gelände (8.000 qm) - für einen kompletten Theater-Neubau favorisieren, wächst.
Und dennoch fordert Prof. Küffner den Bernlochner-Ankauf
Kein Zweifel, der Bernlochner gehört zu den architektonisch dominantesten Gebäuden der Stadt. Jetzt ist eine völlige Neuorientierung angesagt. Prof. Dr. Thomas Küffner hat unlängst bei einer öffentlichen Versammlung der Landshuter Mitte im Gasthaus Zur Insel uberdeutlich den Ankauf des ganzen Bernlochner durch die Stadt angeregt, ja indirekt gar gefordert. Nur wenn die Stadt der Eigentümer werde, könne man ein zukunftsfähiges Gesamtkonzept entwickeln. Dabei schloß auch Küffner einen Aus- und Umzug des Theaterbetriebs nicht aus. In dieser Lage direkt an der Isar ist auch ein teilweiser Umbau zu einer hochwertigen Wohnanlage vorstellbar. Der "Kaiserhof" wird ja wohl recht bald schon mit einem neuen Pächter den Hotelbetrieb wieder eröffnen. Beim Sanierungsbedarf im 1982 fertiggestellten bzw. eröffneten "Kaiserhof" - angeblich nicht nur die Wasserleitungen - gehen die Spekulationen weit auseinander.
Die Kardinalfrage aus der Sicht der Stadt ist wohl die, ob sich Landshut zum Kauf der Immobilie Bernlochner intertemporal zusätzlich verschulden, neue hohe Kredite aufnehmen darf? Die Kommunalaufsicht, die Regierung von Niederbayern, hat ja der Stadt diesbezüglich bereits die Daumenschrauben angelegt. Neue Schulden: Da sagt Regierungspräsident Heinz Grünwald stets kategorisch "Nein". Durch den Bau bzw. die Sanierung der Berufsschule I und II für über 100 Mio. Euro steigen die Schulden sowieso bereits, nicht zuletzt deshalb, weil die Kostenvoranschläge schon um über zehn Mio. Euro überzogen wurden. Dabei ist bei diesem Super-Projekt erst Halbzeit.
Die Schulden-Last aus 35 Jahren OB Deimer
Die Stadt feiert sich gern wegen der hohen Zuzugsraten (5.500 in neun OB Rampf-Jahren). Die Kaufkraft ist hoch, die Lage der inzwischen 66.200 Einwohner großen Stadt in der Metropolregion München, unweit vom Flughafen und großen Arbeitgebern wie BMW, ist schon elitär. Aber die Stadt hat aus der 35-jährigen Deimer-Ära eine extrem hohe Verschuldung (270 Mio. Euro, wenn nicht mehr) übernommen. Für Zins und Tilgung zahlt die Stadt jährlich allein über 15 Mio. Euro. Finanzmittel, die Jahr für Jahr zu dringend notwendigen Investitionen (Sanierungen) fehlen.
Und da will Prof. Dr. Küffner auch noch den gesamten Bernlochnerkomplex durch die Stadt käuflich erwerben. Das wird der Vorsitzende und Listenführer der LM-Stadtratskandidaten wohl am 27. Dezember bei der angekündigten Pressekonferenz der Landshuter Mitte im Clubzimmer des Bernlochner erläutern.
Und Prof. Küffner will ein Regional-Parlament
Küffner hat ja am Freitag (20.12.) in der letzten Plenarsitzung des Stadtrats auch vehement ein Regionalparlament aus poliitischen Vertretern der Stadt und der Umlandgemeinden gefordert, quasi als "Ersatz" für eine derzeit nicht zu realisierende Eingemeindung der unmittelbar angrenzenden Gemeinden Ergolding (12.000 E.), Altdorf (11.500 E.) und Kumhausen (5.300 E.). Bringt sich da der 42-jährige Stadtrat, Anwalt und Professor selbst in Stellung als potentieller Rampf-Nachfolger?
Kein Zweifel, jeder Haus- ud Grudstücksbesitzer in den Umlandgemeinden würde durch die Eigliederung in eine Großstadt Landshut gewaltig profitieren, weil die Immobilienwerte im Stadtgebiet um 20 bis 30 Prozent höher liegen. Jedes Haus, jeder Quadratmeter Baugrund würde entsprechend an Wert in Ergolding, Altdorf und Kumhausen gewinnen, allein durch die neue Adresse: (Groß-)Stadt Landhut, Ortsteil ... Ergolding, Altdorf und Kumhausen. So war es in Regensburg, in Ingolstadt und in jeder anderen Großstadt, wo kräftig eingemeindet wurde. /hs