„Ich ziehe den Hut vor Euch. Ihr habt Hervorragendes geleistet", betonte Oberbürgermeister Hans Rampf im Beisein seines Persönlichen Referenten Thomas Link am Montag im Rathaus. Diese Worte, verbunden mit seiner großen Wertschätzung, richtete er an die „Landshuthilfe", eine Facebook-Gruppe bestehend aus jungen Leuten, die während und auch nach der Hochwasserkatastrophe in Landshut viele freiwillige Helfer mobilisierte, um die Geschädigten in ihrer Notlage zu unterstützen. Und nicht genug: Im Gepäck hatte die Gruppe eine namhafte Spende (6.700 Euro).
Im Bild von llinks Markus Haus, Dorothea Erber, OB-Referent Thomas Link, OB Hans Rampf, Wladimir Simonov, Daniel Pollner, Valentin Ostermaier und Babsi Stiller.
Auch wenn die sozialen Netzwerke, Facebook etwa, oft für viele Negativ-Schlagzeilen sorgen, wie unverhoffte Massenpartys so ist die Macht des Internets in Krisensituationen, wie es während der Hochwasserkatastrophe in Deutschland der Fall ist, weder zu unterschätzen, noch wegzudenken. Sicherlich kursierten hier die eine oder andere Falschmeldung bezüglich diverser Dammbrüche – im Großen und Ganzen aber hat gerade eben dieses Medium hunderte Menschen zusammengeführt, um gemeinsam für die Menschen, die dringend Hilfe brauchen, da zu sein.
Auch in Landshut gründete sich eine solche Hilfsaktion über Facebook mit dem Namen „Landshuthilfe", die eine erstaunliche Entwicklung nahm: Laut Babsi Stiller und Wladimir Simonov, den beiden Sprechern dieser Facebook-Gruppe, hatten sich viele Bürger bereits während der sich anbahnenden Hochwasserkatastrophe über das soziale Netzwerk ausgetauscht, wo denn genau Hilfe benötigt werden würde. Daraufhin trafen sich freiwillige Helfer an diversen Stationen der Stadt, um beim Befüllen der für die Dämme benötigten Sandsäcke zu helfen und den Helfern des THW und der Feuerwehr, die bereits teilweise bis zu 30 Stunden am Stück im Einsatz waren, mit Brotzeiten und Kaffee zu versorgen. Zudem, so Stiller, habe sich eine Userin spontan angeboten, sich mit ihrem Wohnmobil in Mitterwöhr zu postieren, um den Anwohnern aufgrund des Stromausfalls eine warme Mahlzeit zu ermöglichen: „Damit geriet der Stein ins Rollen."
Es bildete sich ein Team aus sechs Organisatorinnen, um weitere Maßnahmen für das Gelingen der Aktion zu ergreifen. Zusätzlich wurden die Stützpunkte „Kaserneneck und Parkplatz Mitterwöhr" aufgebaut, um dort Hilfsaktionen vorzubereiten. Damit die Arbeit der Fachkräfte nicht behindert werde, hat sich das „Orga-Team" der „Landshuthilfe" auch mit den Verantwortlichen der Feuerwehrleitzentrale Landshut zu einer kurzen Besprechung getroffen. „Unter anderem kam der Wille auf", so Simonov, den Ortsteil Mitterwöhr über das Wochenende „aufzuräumen": Sprich, allen Bewohnern zu helfen, die dort befindlichen, durch das Wasser kaputt gegangenen Einrichtungsgegenstände für die Sonderservice-Sperrmüllhilfe der Stadt an den Straßenrand zu stellen. „Unzählige Helfer haben beim Ausräumen und Reinigen der bereits ausgepumpten Keller in Mitterwöhr mit angepackt", ergänzte Stiller.
Vor Ort wurde dann ein Sach- und Spendenaufruf über das Radio ausgestrahlt, um möglichst viele Helfer zu aktivieren. Gespendete Elektrogeräte, wie beispielsweise Kühlschränke, Waschmaschinen oder Trockner wurden gezielt an „Härtefälle" abgegeben. Aufgrund der hohen Hilfs- und Spendenbereitschaft der Landshuter, so Stiller, habe man kurzfristig beschlossen, sich auch um Sachspenden für die Region Deggendorf zu kümmern. Durch die vielen Spenden und die freiwilligen Helfer konnten mehrere LKW mit einem Ladevolumen in Höhe von je 7,5 Tonnen nach Deggendorf geschickt werden. Die Firma Wittmann Recycling aus Altdorf, die Firma ATG Meier und die Feuerwehr Geisenhausen haben sich laut den Sprechern maßgeblich an dem logistischem Aufwand (Fahrten zwischen Landshut und Deggendorf) beteiligt.
Soviel Engagement beeindruckte besonders Oberbürgermeister Hans Rampf, der die Verantwortlichen der jungen Facebook-Gruppe zu sich ins Rathaus lud, um sich persönlich für ihre spontane Hilfe zu bedanken. Beim Besuch überraschten sie den Oberbürgermeister zudem mit einem Scheck. Insgesamt 6.700 Euro haben sie zusätzlich durch verschiedene Aktionen im Nachgang zur Hochwasserkatastrophe gesammelt. Unter anderem wurden am Bismarckplatzfest Spendenboxen für die Hochwasser-Opfer aufgestellt und die Klasse 8 b des Seligenthaler Gymnasiums generierte Spenden aus ihrem eigens organisierten Blumenverkauf (Gärtnerei Wachtler) vor dem Rathaus. „Soviel Einsatz hätte ich nicht erwartet", sagte Rampf überwältigt und zollte der Gruppe seinen Respekt für die „großartige Unterstützung".
Die vernetzten Gruppenmitglieder standen zudem parat, um die Krisenführung notfalls im Hintergrund im wahrsten Sinne des Wortes helfend zur Hand zu gehen: Thomas Link, der zudem Sprecher und Mitglied der Führungsgruppe im Katastrophenfall ist, konnte sich der Unterstützung der Internetgruppe sicher sein, wenn es zum Beispiel um Hilfe wie das kurzfristige Verteilen von Info-Handzetteln der Pressestelle an zeitweise stromlose Haushalte ging.
„Zivilcourage" ist Babsi Stiller zufolge die Antwort darauf, was die tatkräftigen Helfer bewegt hat aufzustehen und zu sagen „Wo kann ich helfen?". „Mitgenommen hat wohl aber in erster Linie jeder einzelne Beteiligte an dieser Aktion die Erfahrung, dass man mit ein bisschen Zusammenhalt und Engagement Menschen helfen kann, ein solches Desaster leichter zu verkraften und nach vorne zu sehen".
Die „Landshuthilfe" wünscht auch insbesondere den Menschen in allen anderen betroffenen Hochwassergebieten ein hohes Maß an Stärke, Kraft und Zuversicht.