Landshut – gw (02.10.18) Der Film Wackersdorf: Eine Dokumentation oder ein Politthriller? Auf jeden Fall war Wackersdorf ein Drama, ein Drama um die Glaubwürdigkeit der Politik und um einen Landrat, Hans Schuierer, der sich mit der alles bestimmenden Staatsmacht rund um Franz Josef Strauß anlegte. Letztendlich gewann die Demokratie. Der Film lässt in 122 Minuten Revue passieren, was damals in der Oberpfalz geschah und stellt den unbeirrbaren Landrat in den Mittelpunkt, den die Staatsegierung per Gesetz, der „Lex Schuierer“, entmachtete, - Sie gilt bis heute.
Der Film gibt gestochen scharfe Einblicke, wie sich die „kreuzbraven“ Oberpfälzer veränderten, nachdem die Pläne zum Bau einer Wiederaufbereitungsanlage für abgebrannte Kernbrennstäbe (WAA) im Taxöldener Forst bekannt und tausende Arbeitsplätze für die strukturschwache Region versprochen wurden, die im Landkreis Schwandorf dringend nötig waren.
Zuerst die Freude über die Hochtechnologie die Wirtschaftswachstum versprach, dann die Phase der Information gepaart mit steigender Skepsis, dann der erbitterte Widerstand. Gräben taten sich plötzlich zwischen Familien, alten Freunden und Bekannten auf. "Dafür" oder "Dagegen". Ein tiefer Riss ging durch das Land, politische Polemik heizte die Stimmung weiter auf, die sich am Bauzaun zwischen Demonstranten und Polizisten schonungslos entlud.
Hans Schuierer nahm die zentrale Rolle ein. Die des standhaften Landrats, dessen Unterschrift zur Genehmigung des WAA-Baus notwendig war. Seine Verweigerung führte zur Entmachtung aller Landräte in Bayern durch eine Gesetzesänderung, die „Lex Schuierer". Unterschreibt der Landrat nicht, dann der nächst höhere in der Riege, der Regierungspräsident.
Dank ihrer Hartnäckigkeit gelten die Oberpfälzer bis heute als das Volk, das es schaffte, ein politisch gewolltes Großobjekt erfolgreich zu verhindern. „Schließt euch fest zusammen, wehrt euch, leistet Widerstand, gegen die WAA in diesem Land!“
All das beleuchtet der Film, durchaus mit hohem Detailreichtum inklusive den Nuancen des dort typischen Dialekts. Keine Minute ist langweilig. "Wackersdorf" könnte gerne noch eine Stunde länger dauern. Das täte dem Film gut, um im Finale den Sieg der Oberpfälzer zusammen mit ihrem Hans Schuierer, einem gelernten Maurer, über Lobbyismus und eine atomfanatischen Staatsregierung als „Happy end“ zu zeigen.
Aber eines zeigt der Film nachhaltig: Es lohnt sich, für die Demokratie auf die Straße zu gehen und es lohnt sich, nicht alles blind hinzunehmen, was die Politik anpreist, sondern den WAAhnsinn zu beenden: Für "Freiheit und Gerechtigkeit".
Trailer zum Film (bitte aufs Bild klicken)